Man muss allemal den Zaun in der Hand halten und die Gelegenheit, wenn sie sich ereignet, zuzäunen.
Man muss alles wissen, aber nicht alles zu Bolzen drehen (strafen).
Man muss alle Tag lernen, bis an den letzten Odem (Atem).
Man muss also straffen, dass der Apfel bei der Rute sei.
(Das bedeutet, man darf nicht sinnlos strafen, sondern angemessen und eine Rehabilitierung mus möglich sein, um Wiederholungen von strafbaren Handlungen vorzubeugen.)
Man muss andern Leuten mit der Krämerelle messen, nicht mit der Hauselle.
Andere Leute muss man nicht mit der Hauselle, sondern mit Krämerelle messen.
Man muss andere nach seiner eigenen Elle abmessen.
Man muss an keine Geister glauben.
Man muss arbeiten in der Jugend, damit man zu zehren hat im Alter.
Man muss auch im Guten nicht zu viel tun.
Man muss auf der Treppe von einer Stufe zur andern schreiten.
Man muss auf einen Tag nicht Wohlleben, dass man darnach nicht hab zu geben.
Man muss Bäckerskindern keine Stuten geben.
Man muss bauen mit Steinen, die man hat.
(Wer auf Pump baut, verliert möglicherweise auch das, was er vorher hatte.)
Man muss Beelzebub mit Beelzebub vertreiben.
Man muss bei den Stühlen und Bänken gehen, bis man kann alleine gehen.
Man muss beide Teile hören, eh man urteilt.
Man muss bei Hofe so geduldig wie ein Hiob und so verschlagen wie ein Ulysses sein.
Man muss beschert für bedacht nehmen.
Man muss bisweilen durch die Finger sehen.
(Wer durch die Finger sieht, sieht nicht so genau hin und drückt ein Auge zu. Er rügt nicht jede Kleinigkeit und beachtet großmütig kleine Fehler nicht und sieht darüber hinweg.)
Man muss bisweilen fünf gerade sein lassen.
Man muss bös Geschrei verachten wie das Rauschen einer dürren Schweinsblase.
(Geschrei = Gerücht)
Man muss das Beste hoffen, das Schlimme kommt von selbst.
Man muss das Beste hoffen und das Böse gewarten.
Man muss das Ding da anfassen, wo man's halten kann.
Man muss das Eine tun und das Andre nicht lassen.
(Das bedeutet, man darf nicht zwei unterschiedliche Pflichten gegeneinander abwägen oder ausspielen. Man muss allem sein Recht lassen und tun und keines lassen. Das Sprichwort hat seinen Ursprung in der Bibel, Das Evangelium nach Matthäus 23, 23: „Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr verzehntet Minze, Dill und Kümmel und lasset dahinten das Wichtigste im Gesetz, nämlich das Recht, die Barmherzigkeit und den Glauben! Dies sollte man tun und jenes nicht lassen.“)
Man muss das ein und andre sagen.
Man muss das Eisen nicht zu sehr glühen im Feuer, man verbrennt sonst die Hände.
Man muss das Eisen schmieden, solange es heiß ist.
Man soll das Eisen schmieden, weil es heiß ist.
Schmiede das Eisen, solange es heiß ist.
Schmiede das Eisen, weil es glüht.
Wenn das Eisen glüht, soll man es schmieden.
Wenn das Eisen heiß ist, soll man schmieden.
(Das bedeutet, man sollte schnell handeln, eine sich bietende Gelegenheit nutzen, bevor sie vorbei ist und es zu spät sein könnte. Das Sprichwort ist in vielen anderen Ländern ebenfalls bekannt. Nach verschiedenen unbewiesenen Quellen soll es auf Terenz, Ovid oder andere zurückgehen. Als deutsches Sprichwort (der 3. Spruch) steht es schon im 17. Jahrhundert im Sprichwörterbuch „Florilegium Politicum. Politischer Blumengarten“ von Christophorum Lehmann aus dem Jahr 1630 auf Seite 258, Nr.8 im Kapitel Gelegenheit.)
Man muss das Geld von den Leuten nehmen, von den Bäumen kann man's nicht schütteln.
Man muss das Geschöpf nicht höher achten, als den Schöpfer selbst.
Man muss das Glück unterwegs suchen, nicht am Ziel, da ist die Reise zu Ende.
Man muss das Gute suchen und das Böse erwarten.
Man muss das Kleid nach dem Laken schneiden.
(Gleiche Bedeutung wie das Sprichwort: Man muss sich nach der Decke strecken. Wander schreibt im Deutschen Sprichwörter Lexikon (Kleid Nr. 168): „Man muss das Kleid nach dem Körper (Laken oder nach Tuch, Zeug) schneiden.“ und gibt Reinsberg III (Das Sprichwort als Praktikus) als Quelle an. Das ist falsch, denn bei Reinsberg bei Körper französisch und persisch und aus dem Tuch soll man im Englischen den Mantel schneiden. Nur bei Paul Winckler steht das obige mit dem Laken 1685 als deutsches Sprichwort.)
Man muss das Korn wegen der Spreu nicht wegwerfen.
Man muss das Lob, das einem Löwen gebührt, nicht einer Maus zulegen.
Man muss das Maul nach dem Bissen auftun.
Man muss das Maul nach der Tasche richten.
Man muss das Pferd nicht auf den Esel setzen.
Man nuss das Pferd nicht mit dem Sattel und Zaum zum Schinder führen.
Man muss das Pferd und nicht den Reiter zäumen.
(Bei Körte wird der Reiter mit der Seele und das Pferd mit der Sinnlichkeit verglichen, ähnlich wie beim Sprichwort: Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. Der Geist oder Seele muss den Körper beherrschen und steuern, alles andere ist schlecht.)
Man muss das Rauche nach außen kehren.
(Rauch = mit Wolle, Federn oder Haaren bewachsen, im Gegensatze zu glatt. Ein raucher Pelz. Vermutlich von der ehemaligen Art, sich in Felle zu kleiden. Das Wort wurde noch 1545 in Luthers Bibelübersetzung gebraucht: 1. Buch Moses, 25, 25: „Der erst der heraus kam, war rötlicht ganz rauch wie ein Fell und sie nannten ihn Esau.“ In späteren Ausgaben (Beispiel 1912) wurde „rauch“ durch „rau“ ersetzt: „ganz rau wie ein Fell; und sie nannten ihn Esau.“ Quelle: Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch (1793 - 1801) Bd. 3, S. 966.)
Man muss das Spiel verstehen!
Man muss das Unglück überbösen.
Man muss dem Alter hausen.
Man muss dem Esel die Disteln lassen und keine Wolle dafür fordern.
Man muss dem Gelde gebieten, nicht gehorchen (dienen).
Man muss dem Glück ein Pförtchen öffnen.
Man muss dem Glück unter die Augen gehen.
Man muss dem grauen Tuch also tun, es kommen sonst die Motten drein.
Man muss dem Hobel nicht zu viel Eisen geben.
Dem Hobel muss man nicht zu viel Eisen geben.
Dem Hobel zu viel Eisen geben.
(Das bedeutet, man behandelt eine Sache zu grob und unsanft. Mit zu viel Eisen hobelt man zu große Späne aus dem Holz.)
Man muss dem Hund, der Asche leckt, nicht das Mehl anvertrauen.
Man muss dem Kind den rechten Namen geben.
Man muss dem Kind einen Namen geben.
Man muss dem Mund nur was bieten.
Man muss dem Recht seinen Lauf lassen.
Man muss dem Taschenspieler auf die Hand lugen, nicht auf die Augen.
Man muss dem Teufel auf den Schwanz treten.
Man muss dem Teufel ein Kerzchen aufstecken.
Man muss dem Teufel nicht pfeifen, sondern mit dem Kreuz ins Angesicht schlagen, so weiß er, mit wem er zu schaffen hat.
Man muss dem Wolf eine Grube zurichten, soll er gefangen werden.
Man muss den Alten ihre Weise lassen.
(Das bedeutet, je älter einer wird, umso schlechter kann er seine Art ändern.)
Man muss den Beutel nicht weiter auftun, als er ist.
Tu den Beutel nicht weiter auf, als er geschlitzt ist.
Man muss den Bissen nach dem Maule abmessen.
Man muss den Bissen nicht größer machen als das Maul.
Man muss den Bock nicht zum Gärtner machen.
Man muss den bösen Gewohnheiten die Füße brechen.
Man muss den Braten anstecken, weil das Feuer brennt.
Man muss den Brei nicht weiter treten, als er von selbst fließt.
Man muss den Bogen nicht überspannen und den Esel nicht überladen.
Man soll den Bogen nicht überspannen, noch den Esel übergürten.
Man muss den bösen Gewohnheiten die Füße brechen.
Man muss den Fischen das Wasser nehmen, so können sie nicht schwimmen.
Man muss den Fisch nicht aus dem Garn lassen.
Man muss den Flachs nicht loben, man hab` ihn denn am Kloben.
Man muss den Flegel nicht aufhenken eh man gedroschen hat.
(So steht das Sprichwort 1846 bei Simrock und 1824 bei Kirchhofer, von dem Simrock dieses Sprichwort wahrscheinlich falsch abgeschrieben hat. Richtig muss es „aufhängen“ heißen, so wie Wander es im Sprichwörter Lexikon richtig korrigiert hat, gehenkt werden nur Diebe und andere Straftäter am Galgen.)
Man muss den Hasen schlagen, wenn er sitzt.
Man muss den Himmel nicht zu wohlfeil machen.
Man muss den Hund nicht zu weit in die Küche lassen.
Man muss den Immen die Waben nehmen.
Man muss den Kindern nicht zu viel Willen lassen.
Man muss den Löffel nicht eher aus der Hand geben, bis man selbst gegessen hat.
Man soll den Löffel nicht aus der Hand geben, bis man selbst gegessen hat.
Man muss den Menschen nicht abmessen nach der Tiefe seines Beutels, sondern nach der Elle seines Verstandes.
Man muss den Sack verbinden, eh er voll ist.
Man muss den Sack vom Sack läppen.
Man muss den Schemel brauchen, wo keine Bank ist.
Man muss den Schmer der Katze nicht abkaufen.
(Schmer = aus dem mittelhochdeutschem, Fett, Bauchfett (bes. beim Schwein).)
Man muss den Schrägen nach dem Markte richten.
Man muss den Schuh nach dem Fuß machen.
(Dazu der Kommentar von Christoph Lehmann 1630: „Drum muss man viele Leisten haben. Ordnung muss man nach den Leuten richten und nicht die Leute nach der Ordnung.“ Leider hat man auch heute noch vielfach diesen alten einfachen Grundsatz bei Gesetzen, Verordnungen und Vorschriften außer acht gelassen.)
Man muss den Stier bei den Hörnern packen (fassen).
Man muss den Teufel mit Beelzebub austreiben.
(Nach der Bibel, Neues Testament, das Evangelium nach Matthäus 12, 24)
Man muss den Teufel nicht schwärzer malen, als er ist.
(Ebenso russisches Sprichwort.)
Man muss den Vogel erst im Käfig haben, eh man ihn singen lehrt.
Man muss den Vögeln richten, wenn sie im Striche sind.
Man muss den Willen für das Werk nehmen.
Man muss der Kalbzeit ihr Recht lassen.
Man muss der Vögel halber die Saat nicht unterlassen.
Man muss der Zeit die Hand bieten.
Man muss der Zeit die Hand bieten, ist der Vogel aus der Hand, so ist er schwerlich wieder zu bekommen.
Man muss der Zeit ihr Recht tun.
Man muss der Zeit nicht vorgreifen.
Man muss der Ziege keinen Schleier ummachen, noch den Affen in Purpur kleiden.
Man muss die Angel einwerfen und die Fische herausziehen.
Man muss die Barte nicht zu weit werfen, dass man sie wieder könne holen.
(Barte = eine frühere beilartige Waffe, Hellebarde.)
Man muss Diebe mit Dieben fangen.
Man muss die bösen Weiber vertragen, wie den Unrat der Tauben, die uns die Geduld mit ihrer Fruchtbarkeit bezahlen.
(Umgekehrt gilt dies Sprichwort genauso.)
Man muss die Dinge nehmen, wie sie sind.
(Dieser Spruch steht 1867 im 1. Band des Sprichwörter Lexikons von Wander (Ding Nr. 938) ohne eine deutsche Quelle. 2 angegebene niederländische Quellen entsprechen nicht den deutschen Text, sie sind nur ähnlich. Schon 1835 ist der deutsche Text am 30. Januar in der Allgemeine Zeitung München zu finden. Ebenso steht er 1839 in deutschen Übersetzungen von Shakespeares Dramen „Perikles, Fürst von Tyrus“ (Zweiter Akt, Erste Szene) und „König Heinrich V.“ (Zweiter Akt, Erste Szene), ebenso 1828 im Jahrbuch der Geschichte und Staatskunst (Seite 83), herausgegeben von Karl Heinrich Ludwig Pölitz. Auch heute wird dieses Sprichwort noch oft in vielen Texten gebraucht.)
Auch andere Varianten in Umlauf:
Man soll die Dinge nehmen, wie sie kommen.
Man muss die Disteln in ihrer eigenen Suppe kochen.
Man muss die Eier nicht im Nest sparen.
Man muss die Feste feiern, wie sie fallen, und das Wetter nehmen, wie es ist.
Man soll die Feste feiern, wie sie fallen.
Man muss die Gelegenheit am Stirnhaar fassen.
Man muss die Gelegenheit beim Schopf ergreifen.
Man muss die Gunst für die Gabe nehmen.
Man muss die Haut nicht eher feilbieten, als bis man den Bären hat.
Man muss die Henne rupfen, ohne dass sie schreit.
Man muss die jungen Kükchen töten, ehe sie aus der Schale kriechen.
(Mit den Küken sind die Begierden gemeint, die man schon im Entstehen bekämpfen muss, damit sie nicht größer werden und überhandnehmen und nicht mehr kontrollierbar sind und beseitigt werden können. Begierden wurden als etwas Schlechtes angesehen, da sie nicht dem Verstand gehorchen und deswegen vom Teufel kommen müssen.)
Man muss die Katze nicht im Sacke kaufen.
Man muss keine Katze im Sack kaufen.
Die Katzen kauft man in Säcken.
Man muss die Kühe nicht bis aufs Blut melken.
Man muss die Kuh nicht so stark melken, dass man das Euter mit nach Hause bringe.
Man muss die Menschen so nehmen, wie sie sind, und nicht, wie sie sein müssten.
Man muss die Morgensuppe nicht zu groß machen, dass man abends auch was hat.
Man muss die Pferde nicht hinter den Wagen spannen.
Man muss die Sache angreifen, wo man sie fassen kann.
Man muss die Schafe scheren, nachdem sie Wolle haben.
Man muss die Schnur nicht zu weit richten.
Man muss die Schritte nach den Füßen machen.
Man muss die Toren wobei kennen.
Man muss die Wäsche aufhängen, wenn es schön ist.
Man muss die Worte verstehen nach dem Handel, davon sie reden.
Man muss die Wurst nach der Speckseite werfen.
Die Wurst nach dem Sausack werfen.
Man muss die Zehrung nach der Nahrung setzen.
Man muss die Zeit erwarten, bis man das Glück erschleicht.
Man muss die Zeit nehmen, wie sie kommt, sagte jener und ging um Weihnachten in die Haselnüsse.
Man muss eher einnehmen, als man anschreibt, und eher anschreiben, als man ausgibt.
Man muss einander trauen, wenn alle Tage ein Mord geschehe.
Man muss ein Ding enden, was hilft Anfangen.
Man muss eine andere Geige nehmen, wenn man die erst nicht gern hört.
Man muss einem Bauer die Schaufel, nicht eine Lanze in die Hand geben.
Man muss einem bösen Hund ein Stück Brot ins Maul werfen.
Man muss einem Ding die Larven abziehen.
Man muss einem jeden sein Recht tun, sonst wird nichts Gutes draus.
Man muss einen an dem Ort loben, da er hübsch ist.
Man soll einen da loben, wo er hübsch ist.
Man muss einen da angreifen, da es wehe tut.
Man muss einen für fromm achten, bis das Widerspiel bewiesen werde.
Man muss einen genießen lassen, dass er gut gewesen ist.
Man muss einen guten Schlüssel haben, wenn man in das Paradies will.
Man muss einen haben, der einschenkt, und einen, der austrinkt.
Man muss einen kennen, da er gut für ist.
Man muss einen kleinen Fisch dran wagen, einen großen zu fangen.
Man muss einer Lüge so genau ins Maul sehen, wie im Rosskauf geschieht.
Man muss ein König oder ein Narr geboren werden.
Man muss eins ins andre rechnen.
Man muss Erfahrung etwas sein lassen.
Man muss es ihm vorkäuen, wie einem jungen Kindlein.
Man muss es ins Narrenbuch zu Stockach schreiben.
Man muss es nehmen, weil's der Löffel gibt.
Man muss es nehmen, wie es kommt.
Man muss essen, um zu leben, nicht leben, um zu essen.
Man muss es zuletzt doch da suchen, wo es ist.
Man muss etwa durch die Finger sehen und doch nicht alles lassen hingehen.
Man muss etwas tun von guter Nachbarschaft wegen.
Man muss früh aufstehen, wenn man früh fertig werden will.
Man muss Fuchs und Hase sein, Weiß und Schwarz können.
Man muss Geduld haben, bis es einmal besser wird.
Man muss Geduld haben und der Besserung hoffen.
Man muss Gunst für Gaben nehmen.
Man muss Haare scheren, wo sie sind.
Man muss Heu machen, weil die Sonne scheint.
Mach Heu, wann die Sonne scheint.
Man muss heut vertun, dass man morgen auch was habe.
Man muss hinten und vorn Augen haben.
Man muss hören und nicht hören.
Man muss ihm den Brotkorb höher hängen.
Man soll ihm den Brotkorb höher hängen.
Man muss ihn bei den Kleidern halten, nicht bei den Worten.
Man muss ihn leiten wie ein blind Pferd.
Man muss immer weiter denken, als man kommt.
Man muss in alle Sättel gerecht sein.
Auf alle Sättel gerecht.
Der Kerl ist auf alle Sättel gerecht wie ein Jesuit.
Es sind ihm alle Sättel gerecht.
Zu schimpf und ernst auf alle Sättel gerecht.
(Wer in allen Sätteln gerecht ist, kann sich in jeder Lage hineinversetzen und darauf reagieren. Wander macht so aus verschiedenen Variationen und Quellen des einen Sprichworts viele. Dieses steht im Sprichwörter Lexikon unter Kerl Nr. *85, Sattel Nr. 17, Nr. *38, Nr. *57, Nr. *64, Schicken Nr. *38, Schimpf Nr. *36.)
Man muss in der Welt allzeit die Runde gehen.
Man muss in die Hände speien und viel Streiche tun, will man den Baum fällen.
Man muss insgemein, was man in der Jugend mit kleinem Gelde geborgt, im Alter mit Banktalern*34 bezahlen, und was man mit Freuden auf das Kerbholz gesetzt, mit Schmerzen wieder ausschneiden.
Man muss jedem lassen, nachdem er Adern hat.
Man muss kaufen, wann (weil) Markt ist.
Man muss keinem Narren eine unfertige Arbeit zeigen.
Man muss kochen, ehe man anrichtet.
Man muss lange wetzen, ehe man einen hölzernen Hammer scharf macht.
Man muss leben, wie man kann, nicht wie man will.
Man mus leiden, das die Laus im Grinde sich dicke weide und im alten Pelz auf Stelzen geht.
Man muss manch ästigen Block ungespalten lassen.
Man muss manchem auf die Hände sehen, dem man nicht darf auf die Füße sehen.
Man muss mancherlei anfangen, bis man den Wein in die Leute bringe.
Man muss mehr können als Brot essen.
Man muss mit dem Geschirr fahren, das man hat.
Man muss mit den Pferden pflügen, die man hat.
Man muss mit einem Löffel nicht zwei Suppen zugleich verkosten.
Man muss mit fremden Sachen behutsamer umgehen als mit seinen eigenen.
Man muss mit Gott in die Hände speien und anfangen.
(Meist bei denen üblich, die schwere Handarbeiten verrichten müssen. Es bedeutet, man soll alle Unternehmungen mit Gott und beten beginnen.)
Man muss mit ihm umgehen wie mit einem weichen Ei.
Man muss mit Pfaffen nicht anfangen oder sie totschlagen.
Man muss mit Pfennigen anfangen, wo man mit Talern*34 aufhören will.
Man muss nicht alle Berge ebnen wollen.
Man muss nicht allen, doch guten Leuten gefallen.
Man muss nicht allen und jedermann glauben.
Man muss nicht alle Pfeile zumal verschießen.
Man muss nicht alles zu Bolzen drehen.
Man muss nicht allzeit schwarz aussehen, wenn einem gleich ein Ding missfällt.
Man muss nicht bankettieren, dass Bankrott draus werde.
Man muss nicht den Karren mit dem Mist, nicht Erz und Berg, Gut und Bös zugleich wegstürzen, auch den Winkel mit dem Unflat ausschütten.
(Unflat = Unsauberkeit, widerlicher, ekelhafter Schmutz, Dreck, zu mittelhochdeutsch vlāt, althochdeutsch flāt = Sauberkeit, Schönheit, althochdeutsch flāwen = spülen, waschen, säubern.)
Man muss nicht die Person nach den Werken, sondern die Werke nach der Person achten.
(Das dies auch heute noch so ist, kann man in vielen Museen erkennen: Viele der sogenannten Kunstwerke könnten von fast jedem, Kindern oder sogar dressierten Affen geschaffen worden sein. Nur der bekannte Name des Malers oder Künstlers macht, das viele Menschen Unsummen dafür bezahlen, wert sind sie es trotzdem nicht. Ausnahme: Manchmal kommt der Preis aber gerade deswegen zustande, weil man wusste, das es von Affen stammt. Jedes Werk hat nur den Wert, den andere bereit sind, dafür zu bezahlen, umso bekannter der Name, umso teurer der Preis.)
Man muss nicht eher fliegen wollen, bis einem die Federn gewachsen sind.
Man muss nicht einem jedem sagen, wo der Fuchs Eier legt.
Man muss nicht jedes Wort zum Bolzen schnitzen (drehen).
Man muss (soll) nicht jeglichem Geiste (allen Geistern) glauben.
Man muss nicht mehr schlachten, als man salzen kann.
Man muss nicht mit der großen Kelle anrichten.
Man muss nicht mit sechsen fahren, wenn man nur Futter für zweie hat.
Man muss nicht nach jeder Mücke schlagen.
Man muss nicht nur die Hände, auch die Kehle schmieren.
Man muss nicht Öl zum Feuer gießen.
Das Feuer mit Öl löschen.
Öl ins Feuer gießen.
(Das bedeutet, ein Streit oder Konflikt sollte nicht durch neue Argumente oder Provokationen weiter verstärkt und eskaliert werden. Wer eine angespannte oder brenzlige Situation weiter anfacht und verschärft, der gießt sprichwörtlich Öl ins Feuer. Öl ist leicht entflammbar und wird ins Feuer gegossen eine Stichflamme entfachen und die Lage möglicherweise außer Kontrolle geraten lassen. Schon Horaz hat vor über 2000 Jahren in seinen Satiren (Sermones „Gespräche“ genannt) diesen Vergleich „oleum addere camino“ (gieß Öl in den Ofen) benutzt.)
Man muss nichts Altes abgehen und nichts Neues aufkommen lassen, sagt der Philister.
Man muss nicht Stühle auf die Bänke setzen.
Man muss nichts verreden als das Nasabbeißen.
Man muss nicht Übel ärger machen.
Man muss nicht unter dem Schnee mähen.
Schneide nicht unter dem Schnee.
(Das bedeutet, von einer fernen Zukunft kann man nicht als etwas wirklich Sicheres ausgehen. Sie kann noch so wahrscheinlich sein, oft kommt es doch ganz anders. Wer 1980 etwas von der deutschen Wiedervereinigung, Computern oder Internet erzählt hätte, den hätte man für einen weltfremden Fantasten und Träumer gehalten. Die heutige Wirklichkeit nach 2010 war selbst vor wenigen Jahrzehnten für keinen absehbar, wie soll man dann die Dinge in 20 oder 30 Jahren vorhersagen wollen?? Zum Beispiel für 2050, was allenthalben immer gern getan wird?)
Man muss nicht warten, bis der Bock gar zu weit in den Garten komme (kommt).
Man muss niemandem zu hart auf den Fuß treten, er möchte sonst so leicht beißen als kreischen.
Man muss oft die Jagd abblasen, ob man gleich nichts gefangen hat.
Man muss oft einen pfeil nach dem Bolzen schießen.
Man muss Pilato mit dem Kaiser dräuen.
(Das Sprichwort ist ein Rat für Bürger gegen Beamtenwillkür und Übergriffe. Pilatus war Statthalter in Israel und vertrat damit den Kaiser gegenüber dem Volk. Falls der sich etwas zuschulden kommen lies, konnte ihn nur der Kaiser zur Rechenschaft ziehen. Wenn untere Behörden oder Beamte falsch handeln, können nur deren Vorgesetzten Willkür und ungerechte Entscheidungen wieder korrigieren. Wenn ein Präsident falsch handelt, ungerechte oder willkürliche Anordnungen gibt, ist es ein langwieriger Prozess, ihn aus dem Amt und von der Macht zu entfernen, siehe USA. Bei Kaisern und Diktatoren hilft da nur Gewalt, was aber nicht immer zum Erfolg führt.)
Man muss rückwärts gehn, um recht zu springen.
Man muss ruhig leiden, was man nicht kann meiden.
Was man nicht kann meiden, muss man willig leiden.
Man muss sammeln, weil Ernte ist.
Man muss sammeln, wenn die Ernte da ist.
Man muss Schalke mit frommen Leuten in einen Stall treiben.
Man muss scheren, wo Wolle ist.
Man muss schleichen, wenn man dem Vogel überm Nest will Eier ausheben.
Man muss schmieden, weil das Eisen glüht.
Man muss schneiden, wann Ernte ist.
Man muss Schrammen nicht mit Wunder heilen
Man muss Schuhe finden, die dem Fuß gerecht sind.
Man muss Schuhe suchen, die den Füßen gerecht sind.
Man muss sehen und nicht sehen.
Man muss seine Haut so teuer als möglich verkaufen.
Man muss seinen Verdruss nicht merken lassen.
Man muss sich der gebräuchlichen und nicht der guten Gewohnheit gemäß halten.
Man muss sich früh auf den Weg machen, wenn man früh ankommen will.
Man muss sich mit Brot behelfen, bis man Fleisch bekommt.
Man muss sich nach den bellenden Hunden nicht umsehen.
Man muss sich nach der Decke strecken, sonst kommt man mit den Füßen aufs Stroh.
Ein jeder (Man) strecke sich nach der Decke.
Jeder strecke sich nach seiner Decke.
Man muss die Füße nicht länger ausstrecken, als die Decke ist.
Man (Ein jeder) muss sich strecken nach der Decken.
Nicht weiter streck den Fuß, als die Decke geht.
Strecke dich nach der Decke.
Wer sich nicht nach der Decke streckt, dem bleiben die Füße unbedeckt.
(Das bedeutet, man soll nach seinen Verhältnissen leben und nur das Geld ausgeben, welches man vorher verdient hat. Lebt man über seine Verhältnisse und gibt mehr aus, hat man später für das Nötigste nichts mehr und muss hungern, verliert seine Wohnung oder Schlimmeres.
Karl Friedrich Wilhelm Wander hat sich im Sprichwörter Lexikon mit diesem Sprichwort weit über die Decke hinaus gestreckt. Dieses eine Sprichwort hat je nach Zeit und Ort verschiedene Variationen erhalten und ist in etlichen regionalen Mundarten und Dialekten verbreitet. Wander hat sie als über 30 verschiedene Sprichwörter, mal mit, mal ohne oder teilweise falschen Quellen oder geändertem Text im Sprichwörter Lexikon aufgeführt: Stichwort Decke Nr. 1, 7, 8, 9, 11, 12, 13, 14, 19, 20, *24, 29, 30, 31; Fuss Nr. 76, 77, 81; Jeder Nr. 83; Schatz Nr. 11; Strecken Nr. 1, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, *15)
Man muss sich nach der Zeit richten, die Zeit richtet sich nicht nach uns.
Man muss sich nicht Äpfel für Zitronen verkaufen lassen.
Man muss sich nicht eher über die Hunde beklagen, bis man außer ihrem Bereiche ist.
Man muss sich nicht in die Karte sehen lassen.
Man muss sich nicht tiefer hineinlassen, als man Grund hat.
Man muss sich nicht zu sehr angreifen.
Man muss sich Pfeifen schneiden, während man im Rohre sitzt.
Man muss täglich lernen.
Man muss teuer loben, was man teuer geben will.
Man müsste viele Schlösser haben, wenn man allen bösen Menschen den Mund zuschließen wollte.
Man müsste viel Schlösser haben, wenn man allen Leuten den Mund zuschließen wollte.
Man muss tun, wie man kann und nicht, wie man mag.
Man muss über Nacht kein Messer auf dem Tisch liegen lassen, sonst kann man nicht schlafen.
Man muss um der Raupen willen den Baum nicht umhauen.
Man muss um eines Baumes willen nicht den ganzen Wald ausrotten.
Man muss unreines Wasser nicht eher weggießen, bis man reines hat.
Man muss unserem Herrn Gott nicht vorgreifen.
Man muss viel der Zeit befehlen.
(Das bedeutet, man muss viel der Zeit überlassen, wie es wird, weil man vieles nicht selbst beeinflussen kann.)
Man muss viel leiden oder früh sterben.
Man muss vom Sack nehmen, womit man ihn flickt.
Man muss von der Pike auf gedient haben.
Von der Pike auf dienen.
(Bei den Landsknechten im Mittelalter war die einfachste Waffe der gewöhnlichen Soldaten eine einfache Pike an einem langen Stock, einer Lanze oder Speer vergleichbar. Erst nachdem einer sich bewährt, etwas geleistet hatte oder eine gewisse Zeit vergangen war, wurde man im Rang befördert und erhielt weitere oder bessere Waffen. Das Sprichwort überträgt das Hochdienen ins zivile Leben, das man von der Pike auf alles lernen muss, beim Lehrling angefangen bis möglicherweise zum Direktor, wie früher ein Soldat General werden konnte.)
Man muss vorher in das Loch sehen, ehe man hinein kriecht.
Man muss vor sich sehen und hinter sich gehn wie die Seiler.
Man muss weiter sehen, als die Nase reicht.
Man muss, wie der Seiler, vor sich sehen und hinter sich gehen.
Man muss wissen, wen man treibt, wenn man einen Esel vor sich hat.
Man muss Würmlein an Angel heften, sonst fängt man keine Fische.
Man muss zuvor eine Grube machen, wenn man den Wolf fangen will.
Man muss zuweilen mit jungen Füllen fahren.
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