Im Unterschied zu Sprichwörtern fehlt den Redensarten der Satzcharakter der Sprichwörter, sie können nicht alleine stehen. Sie können nicht ohne zusätzliche Satzglieder gebraucht werden, da sie an sich unvollständig und sinnlos sind. Es sind vielmehr Wortgruppen oder Satz-Bausteine, die überall eingefügt werden können und zu einem Satz ergänzt werden müssen. Hier sind einige Deutsche sprichwörtliche Redensarten mit ihrem Ursprung und ihrer heutigen Bedeutung zu finden.
In Abrahams Schoß sitzen
Ursprung: Im Alten Testament sind Abraham, sein Sohn Isaak und sein Enkel Jakob wichtige Gestalten für das Christentum, Judentum und den Islam. Abraham ist Vorbild und Symbolfigur für Wohlbefinden und Sicherheit und Vorbild für gläubige Menschen.
Bedeutung: Wer in Abrahams Schoß sitzt, kann sich sicher und geborgen wie im Paradies fühlen. Wer aber dorthin geleitet wird, ist gestorben, vergleichbar dem armen Lazarus im Lukas Evangelium, der dort seine Ruhe findet.
Im Adamskostüm sein
Ursprung: Adam und Eva sollen im Paradies ohne ein Schamgefühl völlig nackt gelebt haben. Erst als sie eine Frucht vom Baum der Erkenntnis gegessen hatten, bemerkten sie ihre Nacktheit und bedeckten sich mit einem Feigenblatt. Der Adamsapfel der Männer soll nach volkstümlicher Meinung noch ein Stück des Apfels sein, den er von Eva bekam und ihm im Halse stecken blieb.
Bedeutung: Auch heute beschreibt das Adamskostüm das Fehlen sämtlicher Kleidung, damit ist jeder nackt, der sich damit kleidet. Ebenso dient das Feigenblatt immer noch dazu, etwas zu verdecken, was zwar bekannt ist, wofür sich derjenige möglicherweise aber schämt, oder es wenigstens sollte.
Jemanden zur Ader lassen
Ursprung: Im Mittelalter war der Aderlass ein gebräuchliches Heilverfahren. Das vorgeblich schlechte Blut wurde entfernt, ebenso sollte das Gleichgewicht der Körpersäfte damit wieder hergestellt werden oder anderes sollte damit bewirkt werden. Heute wird die Gesundheit glücklicherweise mit anderen Mitteln und auch zuverlässiger wieder hergestellt.
Bedeutung: Der Aderlass hat sich heute von der Medizin auf das Eigentum und das Finanzielle verlagert. Wenn man heute jemanden zur Ader lässt, erleichtert man ihn meist von seinem Eigentum oder seinem Geld.
Den Ast absägen, auf dem man sitzt
Ursprung: Seit dem Altertum ist diese Redensart mit anderen ähnlichen bekannt, um sich selbst zugefügte Schäden zu beschreiben.
Bedeutung: Wenn man den Ast absägt, auf dem man sitzt, schadet man sich selbst. Man entzieht sich selbst einer notwendigen Grundlage und handelt gegen eigene Interessen. Indem man den eigenen Ast absägt, stürzt man durch eigenes Verschulden ab.
Etwas auf die lange Bank schieben
Ursprung: Eine Erklärung der langen Bank soll die Bank sein, auf der Gerichtsakten gelegt wurden, als es dafür noch keine Regale oder Schränke gab. Bei schwierigen Urteilsfindungen wurden die Akten einfach weiter zum Ende geschoben und andere davor gelegt. Es dauerte damit länger, bis das Verfahren abgeschlossen wurde.
Bedeutung: Heute werden die Akten nicht mehr auf Bänken gelagert, auf manche Urteile wartet man aber immer noch sehr lange. Die daraus resultierende Redensart gibt es heute noch und wird auch bei Gerichtsverfahren gern und oft gebraucht. Sie bedeutet, das etwas, eine Aufgabe, ein Vorhaben, oder eben Verfahren bei Gericht, immer weiter vor sich hergeschoben und hinausgezögert werden.
Wie ein begossener Pudel dastehen
Ursprung: Pudel ist die Kurzform vom Pudelhund, einer norddeutsche Bezeichnung für Jagdhunde speziell für die Jagd auf Wasservögel. Pudel kommt dabei vom „pudeln“, das „im Wasser plätschern“ bedeutet. Wenn die Hunde tropfnass aus dem Wasser kamen, boten sie zeitweise ein Mitleids erregendes Bild.
Bedeutung: Wenn jemand beschämt, betreten, peinlich ertappt oder schuldbewusst dasteht sieht er manchmal genauso mitleiderregend aus, wie ein Hund, der aus dem Wasser kommt. Mit dieser Redensart wird ein Vergleich mit dem äußeren Aussehen gezogen.
Etwas (Jemanden) am Bein haben
Ursprung: Früher wurden Gefangenen eine schwere Eisenkugel am Bein befestigt, um sie mit dem Gewicht an einer Flucht zu hindern.
Bedeutung: Im übertragenen Sinn bedeutet, etwas am Bein zu haben, das gleiche wie früher. Man hat jemanden am Bein, wird von jemandem stark behindert, weil man sich um ihn kümmern oder für ihn sorgen muss. Die Sache oder derjenige, den man am Bein hat, hindert einen am schnellen Fortkommen.
Da beißt die Maus keinen Faden ab
Ursprung: Als Ursprung werden verschiedene Deutungen angeführt. Der wahrscheinlichste Ursprung ist die Fabel „Der Löwe und das Mäuschen“ des griechischen Fabeldichters Äsop. Die Maus lief über einen schlafenden Löwen, der darauf erwachte. Die Maus flehte um ihr Leben und entschuldigte sich. Der Löwe verschonte sie und die Maus wollte dem Löwen dafür ewig dankbar sein. Kurz darauf hörte die Maus den Löwen furchtbar brüllen. Sie sah den Löwen in einem Netz gefangen, aus dem er sich nicht mehr befreien konnte. Die Maus kam und zernagte einen Knoten nach dem anderen, sodas die Fäden zerrissen. Der Löwe konnte sich wieder befreien und beide hatten sich gegenseitig das Leben gerettet.
Bedeutung: Selbst unbedeutende und machtlose Menschen können anderen und mächtigeren Menschen durch kleine Dienste einen großen Gefallen tun und großes gelingen lassen. Die Redensart bedeutet, dass eine Sache unabänderlich ist, weil selbst die Maus hierbei keinen Faden mehr durchnagen kann. Die Sache steht fest und keiner kann mehr etwas dagegen machen.
Kein Blatt vor den Mund nehmen
Ursprung: Besonders in Zeiten absoluter Herrscher konnte Kritik an der Obrigkeit oder den herrschenden Zuständen gefährlich werden. Im Mittelalter und später wurde im Theater auf der Bühne so manches gesagt, was man in der Öffentlichkeit lieber nicht sagen sollte. Um sich nicht erkennen zu geben, wurde das Gesicht mit einem Blatt verdeckt. Ebenso konnte dadurch die Stimme verändert werden. Wenn man dieses Blatt vom Mund wegnahm, war man besser zu verstehen aber auch zu erkennen. Da das mitunter mit Gefahr verbunden war, gehörte Mut und Courage dazu, weil man sich der Verfolgung aussetzte.
Bedeutung: Heute bedeutet es, das man etwas offen und ohne Scheu ausspricht oder nicht gern gehörte Wahrheiten sagt. Auch heute gehören Mut und Courage dazu, um unerschrocken Dinge auszusprechen, die einem möglicherweise die Karriere behindern, den Arbeitsplatz gefährden oder einen politischen Posten kosten können.
Etwas durch die Blume sagen
Ursprung: Früher hatten verschiedene Blumen eine Bedeutung in der Kommunikation. Man konnte mit Blumen Absagen, Zusagen und anderes vermitteln. Wenn ein Freier um die Hand seiner Angebeteten anhielt, konnte diese ihm mit Kornblumen eine Ablehnung mitteilen. Wenn sie das direkt ins Gesicht sagte, sagte sie es direkt unverblümt.
Bedeutung: Wenn man heute etwas durch die Blume sagt, wird die Aussage, die man mitteilen will, mit etwas anderem umschrieben oder beschönigt. Eine Absage wird indirekt umschrieben, um den anderen nicht zu brüskieren oder zu verletzen.
Den Bock zum Gärtner machen (setzen).
Ursprung: Diese sprichwörtliche Redensart ist seit dem 16. Jahrhundert nachweislich bekannt. Möglicherweise stammt sie vom Nürnberger Spruchdichter, Meistersinger und Dramatiker Hans Sachs (1494 - 1576), in dessen Werken der Bock als Gärtner vorkommt: (hier hochdeutsch) „dass dir nicht Nachtnebel klein deine Augen verdunkeln tun, siehst ein Bock für ein Gärtner an.“
Bedeutung: Ziegen, zu denen die Böcke gehören, sind bekanntlich Allesfresser. In einem Garten würden sie alles wegfressen mitsamt den Wurzeln. Man erreicht damit das Gegenteil vom Erhofften: Statt pflege des Gartens seine Verwüstung. Wenn man einem völlig Ungeeigneten eine Aufgabe überträgt, die der unmöglich ausführen kann, der stattdessen alles verwüstet und unbrauchbar macht, dann hat man den Bock zum Gärtner gemacht.
Jemandem aufs Dach steigen
Ursprung: Wenn jemand früher einem Übeltäter unter seinem Dach versteckte, bei sittenwidrigem Verhalten oder sich etwas zuschulden kommen lassen, konnte es passieren, das ihm zum Zweck der Strafverfolgung jemand aufs Dach stieg und es abdeckte. Dann schützte kein Dach mehr und alles lag offen zutage.
Bedeutung: Heute deckt keiner mehr anderer Dächer ab, aber immer noch steigt man im übertragenen Sinn denen aufs Dach, die sich etwas zuschulden gemacht haben und beschwert sich heftig oder greift sie verbal an.
Unter einer Decke stecken
Ursprung: Im Mittelalter waren auch in Europa Zwangsheiraten üblich. Sie dienten den Geschäften oder einem Zweckbündnis, dem sich die teilweise noch jugendlichen Ehepartner fügen mussten. Nach dem Sachsenspiegel von 1220 war die Ehe erst dann rechtskräftig geschlossen, wenn die vermählten zusammen vor Zeugen im Bett lagen und sich mit der gemeinsamen Decke zudeckten und damit unter einer Decke steckten. Die Redensart kann auch daher kommen, dass bei Reisen von Persönlichkeiten mit Gefolge, im Mittelalter es oft an Betten fehlte, und mehrere zusammen in einem Bett unter einer Decke schlafen mussten. Dass sich dabei nur Freunde, Kameraden und andere sich vertraute Menschen unter ein und dieselbe Decke legten, ist anzunehmen. Nicht Vertrauenswürdige und andere mussten nach etwas anderem Ausschau halten.
Bedeutung: Heute hat jeder sein eigenes Bett mit eigener Decke darin (außer, es wird ausdrücklich von zweien nicht gewünscht). Trotzdem stecken diejenigen auch jetzt noch unter einer Decke, die meist heimlich zusammenarbeiten oder gleiche Ziele verfolgen. Dabei ist die Decke nicht wörtlich, sondern dem Sinn nach gemeint.
Eine Eselsbrücke bauen
Ursprung: Esel sind seit alters her als halsstarrig bekannt oder werden für dumm gehalten. Wenn sie über eine Brücke gehen sollten, die keinen geschlossenen Boden hatte, weigerten sie sich wegen der vermeintlichen Gefahr. Man musste also den Boden der Brücken extra verstärken und sie damit für die Esel vermeintlich sicherer machen.
Bedeutung: Früher bedeutete die Eselsbrücke, eine vermeintliche Gefahr für Ängstliche zu entschärfen. Da es keine Esel als Lasttiere mehr gibt, wurde vergleichbares auf Menschen übertragen. Heute wird nur noch der angeblich dumme Esel mit vermeintlich dummen Menschen verglichen. Es wird für diese dümmeren Menschen eine Hilfskonstruktion errichtet, damit sie Schwierigkeiten überwinden oder Probleme lösen können, die für die vermeintlich Klügeren nicht bestehen sollten.
Eulen nach Athen tragen.
Ursprung: Die Eule ist eine Begleiterin der Göttin Athene, welche die Schutzgöttin der Stadt ist. Entsprechend waren im alten Athen sehr viele Eulen verbreitet und überall anzutreffen. Nachdem der griechische Komödiendichter Aristophanes 414 v.Chr. in seinem Stück „Die Vögel“ eine Figur fragen lies: „Wer hat die Eule nach Athen gebracht?“, verbreitete sich die Redensart in ganz Europa.
Bedeutung: Da es schon sehr viele Eulen in Athen gab, war es sinn- und zwecklos, eine Eule nach Athen zu tragen. Wer also etwas völlig Überflüssiges und Sinnloses tut, wie etwas dorthin bringen, wo der Gegenstand schon in Hülle und Fülle vorhanden ist, tut etwas, wie Eulen nach Athen tragen.
Nicht lange fackeln
Ursprung: Die Redensart stammt schon aus dem 14. Jahrhundert. Sie leitet sich vom unsteten und flackernden Licht einer Fackel ab. Beides, Fackel und flackern, geht auf das Ursprungswort „Fickfacken“ zurück, das hin- und herbewegen, bedeutete. Das flackernd Licht war unruhig, wurde heller oder dunkler, ging hin und her. Es wandelte sich später zum unstet sein und unruhig sein weiter zum heutigen Sinn. Neben der Redensart entwickelte sich das Ursprungswort auch zu anderen Wörtern weiter, wie beispielsweise Ausdrücke im Geschlechtsverkehr.
Bedeutung: Wer nicht lange fackelt, handelt schnell und macht keine Umstände. Man sollte keine unnötigen oder überflüssigen Bewegungen machen, unentschlossen zögern, zwischen mehreren Möglichkeiten hin und her schwanken, sondern rasch und zielstrebig handeln.
Sich mit fremden Federn schmücken
Ursprung: Die Redensart stammt von einer Fabel des römischen Dichters Phaedrus. Sie wurde später oft nacherzählt: Eine Kräh schmückte sich mit gefundenen Pfauenfedern, um es den stolzen Pfauen gleichzutun. Die fanden es gar nicht gut und rupften ihr nicht nur alle Pfauenfedern, sondern auch viele ihrer eigenen aus. Zum Schluss stand die Krähe gerupft und erheblich schlechter als vorher da.
Bedeutung: Man versucht sich die Verdienste anderer und die Achtung, die anderen zusteht, sich selbst anzueignen. Man will sich selbst mit anderer Leistung aufwerten. Das wird, wenn es erkannt wird, von den anderen nicht toleriert. Man steht hinterher schlechter da, als mit seinen eigenen geringeren Leistungen und Verdiensten da gestanden wäre. Man kann mit fremden Verdiensten auf Dauer nicht alle täuschen, man muss dann vielmehr auch eigenen Federn lassen.
Seine Felle (weg-) davonschwimmen sehen
Ursprung:Im Mittelalter war es bei den Gerbern üblich, die aus der Gerberlohe herausgeholten Felle in einem nahe gelegenen Bach oder Fluss auszuspülen. Das fliesende Wasser spülte die überflüssige Lauge weg. Wenn die Gerber nicht aufpassten, verloren sie auch mal eins der Felle. Dann mussten sie hilflos mit ansehen, wie ihnen eins ihrer Felle mit der Strömung wegschwamm.
Bedeutung: Man sieht seine Hoffnungen auf Erfolg oder Gewinn schwinden. Man muss einen fest erwarteten Gewinn oder etwas Wertvolles endgültig aufgeben, die erwartete Chance ist nicht eingetreten.
Auf die Folter spannen
Ursprung: Mit der Halsgerichtsordnung wurde 1532 unter Karl V. das erste deutsche Strafgesetzbuch in Kraft gesetzt. Darin war auch die Streckbank enthalten, auf der Folteropfer in die Länge gezogen wurden. Dabei wurden die Bänder überdehnt und danach die Knochen aus den Gelenken gerissen, was Schmerzen und Qualen hervorrief und die Delinquenten zu Geständnissen veranlassen sollte.
Bedeutung: Erst 1740 wurde in Preußen die Streckfolter abgeschafft. Danach wurde diese Folter nur noch im übertragenen Sinn gebrauch, wenn man jemanden sehr lange auf etwas warten ließ. Wenn sich die Wartezeit quälend lange wird, wurde der Wartende auf die Folter gespannt, weil sich die Wartezeit immer weiter in die Länge zog.
Einen Frosch im Hals haben
Ursprung: In der Medizin wird eine Geschwulst im Hals, Rachen oder Zungenbereich als „ranula“. Der Begriff leitet sich von „rana“ ab, lateinischer Ausdruck für Frosch. Weil die Schwellung für die früheren Ärzte wohl ein froschähnliches Aussehen hatte, oder dessen glasige Oberfläche Ähnlichkeit mit dem Kehlsack eines quakenden Frosches hat, oder sich die Stimme wie Froschquaken anhört, alles wäre ein Grund ihn „ranula“ (Fröschlein) zu nennen. Die Ähnlichkeiten der Stimme zum obigen Krankheitsbild und die Herkunft des Namens dafür ist die Ursache für die Redensart.
Bedeutung: Wenn jemand heiser ist und sich räuspern muss, sagt man, er hat einen Frosch im Hals. Genauso, wenn jemand vor einem großen Auftritt vor Aufregung nicht sprechen kann, sich verschluckt oder aus anderem Grund Sprechbeschwerden hat, immer dann hat der Frosch im Hals die Schuld daran.
(In Frankreich heißt es, Eine Katze im Hals haben.)
Auf einem großen Fuße leben
Ursprung: Im 12. Jahrhundert soll der Graf von Anjou an einem Fuß ein Geschwür gehabt haben. Dadurch kam er mit seinem Fuß nicht in normal große Schuhe. Er ließ er sich besonders große Schuhe anfertigen, die er anziehen konnte. Weil er als eleganter Edelmann galt, eiferten ihm andere nach und trugen ebenfalls übergroße Schuhe. Je höher einer sich gestellt fühlte, je größer wurden die Schuhe. Erst unter Kaiser Karl V. sollen diese großen Schuhe aus der Mode gekommen sein, es blieb davon aber bis heute die Redewendung.
Bedeutung: Wenn jemand ein vergleichsweise luxuriöses Leben führt, viel Geld ausgibt, protzige Feste feiert und bei ihm alles eine Nummer größer als bei anderen ist, dann lebt jemand auf großem Fuß. Dazu muss man zu keinem Adel gehören, es reicht viel Geld zu haben, oder wenigstens auszugeben, Getränke oder goldene Steaks für Tausende zu verspeisen und es aller Welt mitzuteilen. Weil, wenn es keiner mitbekommt, was hat man dann davon?
Von allen guten Geistern verlassen
Ursprung: In alten Zeiten gab es die Ansicht, das es gute Geister gibt. Diese guten Geister waren auch sogenannte Schutzengel, die Menschen in gefährlichen Augenblicken schützen.
Bedeutung: Wenn jemand absichtlich zu große Risiken eingeht und etwas für alle anderen Unbegreifliches tut, dann ist der möglicherweise von allen guten Geistern verlassen.
Sich wie gerädert fühlen
Ursprung: Im Mittelalter war das Rädern oder auch Radebrechen eine der grausamsten Todesstrafen. Bei dieser Todesstrafe für Straßendiebe oder Mordbrenner wurde den Verurteilten ein schweres Wagenrad auf Arme und Beine geschlagen, bis die Knochen in viele Stücke zerbrachen. Die Arme und Beine mit den gebrochenen Knochen wurden danach in die Speichen des großen Wagenrades geflochten. Das Wagenrad mit dem Verurteilten wurde auf einen Pfahl gesteckt. Der blieb so lange stehen, bis das Opfer gestorben war. Diese Hinrichtungsart wurde bis ins 19. Jahrhundert angewendet.
Bedeutung: Wenn man nach einer schlechten Nacht mit starken Rücken- oder Gliederschmerzen aufwacht, wird diese Redensart öfters gebraucht. Im Vergleich zu den Leiden der Opfer dieser Hinrichtungsart werden die Schmerzen wahrscheinlich harmloser sein.
Wenn jemand stottert oder nur bruchstückhaft redet, nennt man das Radebrechen. Die Wörter werden vergleichbar der Knochen der verurteilten Sünder gebrochen.
Ins Gras beißen
Ursprung: Früher wurde der Ausdruck für den Soldatentod auf dem Schlachtfeld benutzt. Wer verwundet auf dem Schlachtfeld liegen blieb, biß zeitweise wörtlich ins Gras, um die Schmerzen ertragen zu können. In der Ilias gibt es die Zeilen: „Vorwärts liegend im Staub, mit Geknirsch in die Erde gebissen.“ Vergleichbare Redewendungen in anderen europäischen Sprachen sprechen von „in die Erde“ oder „in den Staub beißen“.
Bedeutung: Wenn jemand ins Gras beißt, dann bedeutet es, er stirbt einen gewaltsamen Tod.
Die Hand ins Feuer legen
Ursprung: Im Mittelalter gab es das sogenannte Gottesurteil. Bei einem davon musste der Beschuldigte eine Zeit lang seine Hand ins Feuer halten. Wer sich dabei unwahrscheinlicherweise nicht verbrannte oder wessen Wunden innerhalb kurzer Zeit verheilt waren, galt als unschuldig.
Bedeutung: Da es solche Gottesurteile heute nicht mehr gibt, ist diese Aussage nur noch sinnbildlich zu verstehen. Wenn jemand für etwas bürgt oder gerade steht, dann legte er für etwas seine Hand ins Feuer. Falls die Sache doch nicht sicher war, wird man sich auch heute noch dabei die Finger verbrennen, natürlich nur sinnbildlich. Den Schaden hat man trotzdem.
Hieb- und Stichfest
Ursprung: In früheren Zeiten sollten vor dem Kampf Menschen mit magischen Sprüchen, Ritualen und Beschwörungen unverwundbar gemacht werden. Das Hieb- und Stichfest ist den Waffen des Mittelalters geschuldet, die vorwiegend derartige Verwundungen hervorriefen.
Bedeutung: Wie man an den vielen Opfern aller Kriege der letzten Jahrtausende sieht, haben sich die Beschwörungen im Kampf nicht besonders bewährt. Deswegen wird diese Redensart nur im übertragenen Sinn verwendet. Wenn etwas oder jemand Hieb- und Stichfest ist, bedeutet das, es soll in jeder Hinsicht absolut sicher und unangreifbar sein.
Auf dem Holzweg sein
Ursprung: Im Mittelalter wurde viel mit Holz gebaut. Für den Schiffbau wurden ganze Wälder kahl geschlagen. Ebenso brauchte man Holz zum Heizen. Die Wege, auf denen das Holz aus dem Wald geholt wurde, endeten irgendwo im Wald, wo die Bäume gefällt wurden. Ein Holzweg führte als zu keinem bestimmten Ziel, sonder führten ins Nirgendwo. Man muss den gleichen Weg zurück oder man verirrte sich in den früher noch riesigen Wäldern.
Bedeutung: Man irrt sich über einen Sachverhalt. Man denkt, auf einem bestimmten Weg zum Ziel zu kommen, was sich aber als Irrtum herausstellt, war man auf dem Holzweg.
Mundtot machen
Ursprung: Im Mittelhochdeutschem stand das Wort „munt“ für „Schutz“ oder „Gewalt“ und ist auch noch im Vormund enthalten. Im Wort Vormund bedeutet es, das jemand die Gewalt über jemanden hat, der Vormund entscheidet für jemand anderen dessen Rechtsgeschäfte. Wenn jemand Mundtot gemacht wurde, wurde er damit entmündigt. Als Entmündigter hat man in seine eigenen Angelegenheiten keine Verfügungsgewalt mehr, der eigene Wille wird zum Schweigen gebracht.
Bedeutung: Das Mundtot machen gibt es in der heutigen Rechtsprechung nicht mehr, das Entmündigen mit dem Einsetzen eines Vormundes aber immer noch. Das Mundtot machen heißt aber immer noch, jemanden zum Schweigen zu bringen, nur nicht mehr als Rechtsakt. Der Mundtot gemachte soll nichts mehr sagen können und nicht gehört werden, auf welche weise auch immer, was möglicherweise auch wieder Gewalt beinhaltet.
Hinter die Ohren schreiben
Ursprung: Im Mittelalter wurden Verträge oft vor Zeugen mit Handschlag geschlossen, ohne eine schriftliche Aufzeichnung. Damit sich die Zeugen möglichst lange daran erinnerten, zog man sie dabei schmerzhaft an den Ohren, woran sie sich bestimmt erinnern würden. Daraus wurde das hinter die Ohren schreiben.
Bedeutung: Heute werden Verträge nur noch schriftlich geschlossen, und da die Zeugen ebenfalls unterschreiben müssen, braucht man ihnen auch nicht mehr an den Ohren zu ziehen. Wenn sich aber jemand etwas auf jeden Fall merken und nicht vergessen soll, wird ihm eindringlich geraten, etwas hinter die Ohren zu schreiben. Das gilt besonders in der Schulzeit, in der sich die Schüler besonders viel merken sollten. Die Vergesslichkeit zeigt, dass hinter den Ohren eben nicht genügend Platz ist. Für Vergessenes gibt es heute notfalls den Computer oder das Internet, das angeblich nichts vergisst. Wenn alles nichts hilft, könnte als letzte Rettung eine Anfrage beim der NSA helfen, da die wahrscheinlich alles wissen und gespeichert haben.
Einen Pferdefuß haben
Ursprung: Der Mythologie nach ist der Teufel ein gefallener Erzengel. Als Widersacher Gottes hatte er das Aussehen des antiken Gottes Pan, der mit seinem Aussehen Menschen und Tiere so erschrecken konnte, das sie in die nach ihm benannte Panik versetzte. Später wurde der Teufel von fast allen Merkmalen des Bösen befreit, außer dem Pferdefuß, den er, wenn möglich, versteckt.
Bedeutung: In neuerer Zeit soll der Teufel als Mensch mit besonders gutem Aussehen auftreten, nur bei näherem Hinsehen kann man möglicherweise den letzten Fehler, den Pferdefuß erkennen. Wenn eine sonst scheinbar gute Sache oder vielversprechende Unternehmung auf den zweiten Blick doch eine Schwachstelle oder einen Haken hat, dann ist da bestimmt auch ein Pferdefuß.
Als Prügelknabe herhalten
Ursprung: Im Mittelalter war die Prügelstrafe auch für Kinder üblich. An Adligen oder Thronfolgern durfte diese Strafe aber nicht vollzogen werden. Um die Strafen trotzdem auszuführen, mussten gleichaltrige Prügelknaben dafür herhalten. In Beisein der eigentlichen Übeltäter erhielten so die den Adligen Kindern und Jugendlichen zugedachte Prügel.
Bedeutung: Die Prügelstrafe ist offiziell abgeschafft (was wohl noch nicht überall bekannt zu sein scheint). Im übertragenen Sinn gibt es den Prügelknaben aber heute noch. Wenn jemand für die Verfehlungen eines anderen bestraft wird so muss das Opfer als Prügelknabe herhalten.
Alle Register ziehen.
Ursprung: Die Pfeifengruppen einer Orgel mit gleicher charakteristischer Klangfärbung werden Register genannt. Um ein Register zu aktivieren, muss ein Registerzug gezogen werden. Je mehr Register gezogen sind, desto voluminöser und kräftiger klingt die Orgel. Wenn alle Register gezogen und damit alle Pfeifen aktiviert sind, kommen alle Orgelpfeifen und Möglichkeiten zum Einsatz.
Bedeutung: Man zieht allle Register, um alle Möglichkeiten auszunutzen, etwas zu erreichen, um alle nur möglichen Chancen zum Erfolg auszunutzen. Man lässt nichts unversucht, seine Ziele zu erreichen.
Mit offenem Visier kämpfen
Ursprung: Die Ritter des Mittelalters waren vollständig mit einer Rüstung geschützt. Der Kopf steckte dabei unter einem Helm, ähnlich den heutigen Schutzhelmen. Um möglichst geringe Angriffsfläche zu bieten, waren die Sehschlitze möglichst klein gehalten. Durch die völlige Verhüllung der Ritter wurden sie vor Feinden geschützt, der sie zusätzlich nicht einschätzen konnte, da man ja nichts vom Mann darunter sehen konnte. Ebenso war aber das eigene Sichtfeld sehr eingeschränkt, was die Gefahr von Überraschungsangriffen vergrößerte. Wenn ein Ritter das Visier am Helm hochklappte, konnten die Gegner ihn besser erkennen und damit einschätzen. Der Ritter zeigte damit, dass er nichts zu verbergen hatte und ehrlich und anständig kämpfte.
Bedeutung: Rüstungen gibt es nicht mehr, aber im Kampf des täglichen Lebens kämpfen immer noch viele mit herabgelassenem Visier, sie verbergen ihre wahren Absichten oder haben Geheimnisse. Sie sind Unehrlich. Wenn jemand heute mit offenem Visier kämpft, oder Verhandelt offen, legt alle Karten auf den Tisch, meint der es ehrlich, agiert und verhandelt anständig und es gibt auch hinterher keine bösen Überraschungen.
Schmutzige Wäsche waschen
Ursprung: Vor Einführung von Waschmaschinen und Wasserleitungen in allen Häusern wurde die schmutzige Wäsche am Waschtag an einem nahen Wasserlauf oder am Dorfbrunnen gewaschen. Das war eine willkommene Gelegenheit nebenbei die neuesten Nachrichten auszutauschen. Streitereien und private Heimlichkeiten anderer Leute wurden gerne weitererzählt und ausgeschmückt. Der Wahrheitsgehalt ging dabei wohl öfter verloren.
Bedeutung: Wegen der Waschmaschinen in fast jedem Haushalt ist der öffentliche Waschtag zur Nachrichtenverbreitung und Gerüchteküche weggefallen. Für die Gerüchteverbreitung inklusive von Skandalen und privaten Streitigkeiten bekannter Persönlichkeiten sind heute Zeitungen und Boulevardpresse gerne eingesprungen. Besonders bei persönlichen und privaten Streitigkeiten von mehr oder weniger bekannten Leuten werden Streitigkeiten, von früher her auch schmutzige Wäsche genannt, gerne, gründlich und wiederholt öffentlich gewaschen. Umso schmutziger, um so lieber, umso besser für die Auflage und das Geschäft.
Einen Zahn zulegen
Ursprung: Bei den ersten Automobilen gab es anstelle eines Gaspedals einen Handgashebel. Einige hatten einen Zahnkranz, andere eine gezähnte Stange. Wenn man daran einen Zahn weiter einrastete, gab man damit Gas und wurde schneller, um so mehr Zähne, umso schneller.
Bedeutung: Heute legt man allgemein einen Zahn zu, wenn man schneller werden will, egal ob es beim Auto, einer Tätigkeit oder etwas anderes ist. Der Zahn ist nur noch sinnbildlich anzusehen, da es auch bei den heutigen Gaspedalen keine Zähne mehr zum Einrasten gibt.
Auf keinen grünen Zweig kommen
Ursprung: Die Redensart ist seit dem 15. Jahrhundert bekannt. Sie bedeutet, bei einem Landverkauf musste zusammen mit dem Landstück ein grüner Zweig übergeben werden, der vorher im Boden des betreffenden Landstücks gesteckt hatte. Der grüne Zweig galt als Symbol für Wachstum und Gedeihen.
Bedeutung: Wer heute auf keinen grünen Zweig kommt, der kommt zu nichts, kommt nicht voran und hat keinen Erfolg. Seine Geschäfte oder seine Arbeit bringen nichts ein. Auf seinem Land wächst buchstäblich kein grüner Zweig mehr, und wenn man zusätzliches Pech hat, muss man es noch wegen Schulden verkaufen.
Durch die Klimaerwärmung mit Überschwemmungen oder Dürren in letzter Zeit etwas, das immer mehr kleinen Landwirten zustößt, außer beim amerikanischen Präsidenten, der die Klimaerwärmung kurzerhand per Gesetz verbot, und für nicht existent erklärt hat. Was machen die Menschen nach 4 Jahren unter einem neuen Präsidenten mit ihren inzwischen verwüstetem Land? Oder halten sich die Naturgesetze an die amerikanischen Gesetze und warten so lange?