Die Sonne scheint keinen Hunger ins Land.
Die Sonne scheint sich selber nicht.
Die Sonne scheint über Gerechte und Ungerechte.
Die Sonne schnäuzen und ein alt Weib bessern sind zwei vergebne Dinge.
Die Sonne schnäuzen und eine alte Frau bessern sind zwei vergebliche Dinge.
(Die Sonne ist unerreichbar, genauso unmöglich soll es sein, alte Frauen zu bessern, von denen man(n) von vorn herein annahm, das sie schlecht oder böse sind. Manche Frauen sind tatsächlich halsstarrig und unverbesserlich, unabhängig vom Alter. Aber auch genauso viele Männer! Das Sprichwort bedeutet, es wurde vor Jahrhunderten von Männern mit Vorurteilen gemacht, die wohl selbst unverbesserlich waren. Das Obere steht bei Simrock (1846), wie unten würde es von heutigen Männern mit den gleichen Vorurteilen gemacht.)
Die Sonne vertreibt die Wolken.
Die Sonne wenig darnach fragt, was der Blinde von ihrem Schein sagt.
Die Sonne wird oft mit einer trüben Wolke bedeckt, aber nicht versehrt.
(Mit der Sonne wird im Sprichwort die Wahrheit gemeint, die man zwar mit trüben Lügen zeitweise verdecken kann, die Wahrheit wird dadurch aber nicht verändert oder geschädigt. Wie die Sonne kommt die Wahrheit wieder hinter den Wolken der Lügen hervor. Dieses Sprichwort steht deswegen schon im Sprichwörterbuch von Christoph Lehmann 1630 unter der Überschrift „Wahrheit“ und nicht unter Sonne.)
Die Sonne zwingt den Menschen mehr als der stärkste Wind.
Die Sorgen sind dreierlei: Regimentssorgen, Amtssorgen und Haussorgen.
Die Sorgen sind wie Gespenster; wer sich nicht vor ihnen fürchtet, dem können sie nichts anhaben.
Die Sperlinge singen's auf dem Dach.
Die Sperlinge singen's auf den Dächern.
Die Sperlinge singen's von den Dächern.
Das pfeifen die Spatzen von den Dächern
Die Spatzen pfeifen's von den Dächern.
Die Spatzen pfeifen es von den Dächern.
(Verschiedene alte und neuere Versionen desselben Sprichworts. Es bedeutet, es ist kein Geheimnis mehr, es ist allgemein bekannt in aller Mund, alle wissen es. Der Spatz ist die Koseform von Sperling. Der Ursprung des Sprichworts findet sich in der Bibel; Der Prediger Salomo, 10, 20: „Fluche dem König nicht in deinem Herzen und fluche dem Reichen nicht in deiner Schlafkammer; denn die Vögel des Himmels führen die Stimme fort, und die Fittiche haben, sagen's weiter.“ Das Sprichwort ist seit Anfang des 19. Jahrhunderts belegt. (bei Sailer 1810, Seite 57: „Die Sperlinge singen's auf dem Dach.“) Die Vögel aus der Bibel sind zu Sperlingen geworden, der damals noch zu den häufigsten Vögeln gehörte. Heute ist aus dem Sperling der Spatz geworden (Der Spatz ist ebenso der Kosenamen für kleine Mädchen oder Geliebte.) und es wird auch nicht mehr gesungen, sondern gepfiffen. Beides möglicherweise eine Folge von Wanders eigenen Sprichwortschöpfungen, da beides erstmals bei ihm in seinem Deutschen Sprichwörter Lexikon erschien: 1867 Band 1, Spalte 1086, Stichwort Flüstern: „Man flüstert oft einem ins Ohr, was die Spatzen auf den Dächern zwitschern.“ und 1876 Band 4, Spalte 671, Stichwort Spatz Nr. *38: „Die Spatzen pfeifen's auf den Dächern.“ Beide Male ohne eine deutsche Quellenangabe. Das Original von 1840 bei Eiselein (Seite 573) und Braun (Nr. 4172): „Die Sperlinge singen's auf den Dächern.“ steht bei Wander als dritter Eintrag des Sprichwortes im 4. Band, Spalte 690, Stichwort Sperling, Nr. *53.)
Die Spindeln fallen in die Asche.
(Ein Vorhaben oder Plan ist fehlgeschlagen.)
Die Spinne saugt Gift, die Biene Honig aus allen Blumen.
Die Spritzen kommen, wenn das Haus abgebrannt ist.
Die Stärke wächst im Geduldgarten.
Der Starke wächst im Geduldgarten.
Stärke wächst im Geduldgarten am besten.
Die Steine auf der Gasse reden davon.
Die Sterben für Gewinn achten, sind schwer zu besiegen.
Die Sterne sieht man nicht, wenn die Sonne scheint.
Die Stiege hinauffallen kostet die Elle drei Batzen.
Die Stimme ist größer als der Mann.
Die Störche fliegen hoch und tragen im Schnabel Kröten und Schlangen.
Die studierte Tugend kann der natürlichen nicht das Wasser reichen; die Natur gibt Gold, die Kunst Betrug.
Die Sünde büßt sich selbst.
Die Sünde der ganzen Gemeinde spricht keinen fromm allein.
Die Sünde geht süß ein, aber bitter wieder aus.
Die Sünde ist die Pestilenz, die manch junges Blut das Herz abstößt.
Die Sünde ist von Natur ein Gift der Seele, eine Angel des Todes und ein Brandschein des Zorn Gottes.
Die Sünde lohnt mit Feuer und Schwefel.
Die Sünden gehen mit Lachen ein, mit Weinen wieder aus.
Die Sünde stößt dem Fass den Boden gar aus.
Die Sünde und die Welt lohnt dem Menschen wie der Henker seinem Knechte.
Die Sünde uns angeerbt, an Leib und Seel verderbt.
Die Suppe, die man sich einbrockt, muss man auch auslöffeln.
Man muss die Suppe auslöffeln, die man sich eingebrockt hat.
Wer die Suppe eingebrockt (hat), muss sie auch ausessen.
(Nicht nur in die Suppe wird etwas eingebrockt, sondern überall wird es versucht. Meist wird versucht, die Suppe andere auslöffeln zu lassen, aber seit mehreren Jahrhunderten ist man sich in fast allen Sprichwörtersammlungen in etlichen Varianten einig, wer etwas einbrockt, soll es selbst auslöffeln.→ „ Hast du es eingebrockt, so musst du es auch ausessen.“ Das bedeutet, negative Folgen und Verantwortung für Handlungen und Entscheidungen soll jeder selbst tragen, mit allen resultierenden Folgen. Gleiches gilt auch für den Brei, den man selbst gekocht hat. Die Wirklichkeit sieht teilweise anders aus, wie der Dieselskandal zeigt, bei dem die Dieselfahrzeugkäufer die Suppe auslöffeln sollen, die die Autoindustrie mit der Schummelsoftware eingebrockt hat.)
Die Suppe in eines andern Schüssel ist allezeit feister.
(feister = besser)
Die Suppe ist versalzen, du bist verliebt.
Die süßesten Trauben hängen am höchsten.