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Über 26.000 Deutsche Sprichwörter

Sprichwörter in deutschen Mundarten

Sprichwörter in deutschen Mundarten


Sprichwörter in deutschen Mundarten aus über 40 Orten, Teilen und Regionen Deutschlands


Neben den über 26.000 deutschen Sprichwörtern in deutscher Standardsprache (auch Hochdeutsch genannt) stehen hier fast 1000 Sprichwörter in verschiedenen regionalen Mundarten und Dialekten mit der Übersetzung in die deutsche Standardsprache.

Eine Mundart oder Dialekt innerhalb einer größeren Sprachgemeinschaft ist auf ein begrenztes Gebiet beschränkte. Die Mundart weicht von der Standardsprache in verschiedener Hinsicht ab. Für die deutschen Mundarten ist die übergeordnete Standardsprache das Standarddeutsch.

Das Standarddeutsch wird oft mit dem Begriff Hochdeutsch verwechselt. Hochdeutsch ist vielmehr eine regionale Sprachvarietät in den höher gelegenen Gebieten des deutschen Sprachraums, in dem wiederum verschiedene hochdeutsche Dialekte gesprochen werden. Im Norden Deutschlands gibt es dagegen die verschiedensten niederdeutschen Dialekte, auch allgemein Plattdeutsch genannt. Dazwischen liegt ein Gebiet mit mitteldeutschen Mundarten.

Bis Ende des 2. Weltkriegs wurden etliche deutsche  Dialekte in großen Teilen Zentral- und Osteuropas gesprochen. Schon  während des Zweiten Weltkrieges wurden viele Streusiedlungen aufgelöst.  Durch Vertreibung nach Kriegsende verlor die angestammte  deutschsprachige Bevölkerung in vielen Gebieten ihre sprachliche Heimat. So ist die Bevölkerung aus dem ehemaligen Ostpreußen und Danzig vertrieben und verstreut in Deutschland. Diese regionalen Sprachen und Mundarten sind nur noch in alten Büchern oder in entsprechenden Vereinen zu finden.

Die Mundarten stehen heute aus verschiedenen Gründen unter mehr oder weniger starkem Druck und sind auf dem Rückzug. Überall besteht der Einfluss überregionaler Medien und der Mobilität der Menschen (damit der Vermischung der einzelnen Varianten) und fördert den Rückzug der Dialekte. So wurden 13 deutsche Regionalsprachen, darunter auch Kölsch und Bairisch, von der Weltbildungsorganisation als vom Aussterben bedroht gemeldet. Darüber hinaus gibt es außerhalb Deutschlands in Österreich, der Schweiz, den Beneluxstaaten, Italien, Rumänien und Brasilien, Paraguay und Namibia Deutsch sprechende Menschen mit ihrer eigenen Sprache und Mundart.


Quellen:

  https://de.wikipedia.org/wiki/Standarddeutsch
  https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Dialekte
  https://de.wikipedia.org/wiki/Niederdeutsche_Sprache
  https://de.wikipedia.org/wiki/Mitteldeutsche_Dialekte
  https://de.wikipedia.org/wiki/Hochdeutsche_Dialekte


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Sprichwörter Nürnberger Mundart


Dèr is su lång, wêi dǝr Tôg on Johanni.
(Der ist so lang, wie der Tag an Johanni.)

Dèr is himmellång, blitedünn und stråhldumm.
(Der ist himmellang, blitzdünn und strahlend Dumm.)

Dèr lässt nix lieg·˜n wêi d· Můhlstᘠund 's glêihed Eis·n.
(Der lässt nichts liegen als den Mühlstein und das glühende Eisen.)

Dǝr macht á Gًsicht, als wêi di Katz·, wenn ·s dunnert.
(Der macht ein Gesicht, als wie die Katze, wenn's donnert.)

Dês hásst di Wûrst nȃuch'n Säusôk werf·n.
(Das heißt, die Wurst nach dem Sausack werfen.)

Des Recht hȃut á wichserná Nôs·n, dês kô˜ mǝr drehá, wêi mǝr môg.
(Wer niDas Recht hat eine wächserne Nase, die kann man drehen, wie man mag.)

Mit dǝr Gåb·l is ·s án Èiǝr, mit 'n Löff·l krǝigt mǝr mèiǝr.
(Mit der Gabel isst man Eier, mit dem Löffel kriegt man mehr.)

On Scherbná sicht mǝr scho˜, wêi dǝr Hôf·n wåǝr.
(An Scherben sieht man schon, wie der Hafen war.)

Wenn dǝr Bauer nit mouss, rêiǝrt ǝr ká Händ und kán Fouss.
(Wenn der Bauer nicht muss, rührt er keine Hand und keinen Fuß.)

Wer ·s lång hȃut, lässt ·s lång henk·n.
(Wer es lang hat, lässt es lang hängen.)

Wer nit mit kán Wôg·n fåǝrn kô˜, dǝr nehm áwál in Karrn.
(Wer nicht mit keinem Wagen fahren kann, der nehm dieweil einen Karren.)

Wer nix dǝrheiret und nix dǝrerbt, dǝr bleibt án armer Teuf·l, bis er sterbt.
(Wer nichts erheiratet und nichts ererbt, der bleibt ein armer Teufel, bis er stirbt.)


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Sprichwörter aus Schäßburg

Schäßburg liegt heute in Rumänien (heutiger Name: Sighișoara) und wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts von deutschen Einwanderern, Siebenbürger Sachsen, gegründet. Nachdem ab  1523 Schriften von Martin Luther in den Ort kamen, wurde um 1550 die Reformation  eingeführt. Bis 1930 stellten die Siebenbürger Sachsen die zahlenmäßig größte ethnische Bevölkerungsgruppe in Schäßburg. Danach erlangten die Rumänen durch die Auswanderung der deutschstämmigen Bevölkerung die  Mehrheit. Mitte der 1977 Jahre lebten noch 5492 (17,7 %) deutschstämmige Bewohner in der Stadt, 1992 noch 1327 und 2002 hatten nur noch 623. Die Sprichwörter in der Mundart der Siebenbürger Sachsen in Schäßburg  wurden im 19. Jahrhundert von Johannes Matthias Firmenich gesammelt und 1854 veröffentlicht, als Siebenbürger Sachsen noch die Mehrheit der  Bevölkerung stellten.

Vlad III. Drăculea, der Pfähler, Sohn des Vlad II. Dracul (der Drache) wurde möglicherweise in Schäßburg geboren und soll zwischen 1431 und 1436 in der Stadt gewohnt haben. Er ist die Vorlage für Dracula im 1897 veröffentlichten Roman des irischen Schriftstellers Bram Stoker.       
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Sighi%C8%99oara
Aus der Kroo wit nichen Dauw.
(Aus der Krähe wird nie eine Taube.)

Bäs em de Bieren net hoot, terf em der Feel net verdränken.
(Bis man den Bären nicht hat, darf man sein Fell nicht verkaufen.)

Der Heangd billt: ham, ham! und dinkt derbää, e haat en Mäck gefången.
(Der Hund bellt: „ham, ham“ und denkt dabei, er hat eine Mücke gefangen.)

Der Hoosen uch Zegun hun Curaschi, wose nemeste säähn, vuer dem se groalen.
(Der Hase und Zigeuner haben Courage, wenn sie niemand sehen, vor dem sie sich fürchten.)

Der Hoosen wit näckest e Wuulf.
(Der Hase wird niemals ein Wolf.)

Der Uessen äs des Jisel se Geläster.
(Der Ochs ist des Esels Geläster.)

Der Wuulf diid näckest nemesten näst.
(Der Wolf tut niemals niemand nichts. Das bedeutet, der Wolf tut immer allen etwas.)

Der Wuulf wiesselt der Hoor, åwer neet senj Oort.
(Der Wolf wechselt die haare, aber nicht seinen Ort.)

Det Schwenj dååtem kraat, wit fätt, dååt wiiß uch der Zegun.
(Das Schwein, das man kratzt, wird fett, das weiß auch der Zigeuner.)

Det Schwenj wîss net, wohär et fätt wit.
(Das Schwein weiß nicht, woher es fett wird.)

E Giisbeack äs det leetzt Rooß.
(Ein Geisbock ist das letzte Ross.)

E lutscht sich un de Kniwweln, wää der Bier un de Pråtzen.
(Er lutscht sich an den Fingern, wie der Bär an den Pratzen (Pfoten).

E segt kleag än de Wärlt, wää en Uessen (en Koa) weder e noa Duer.
(Er sieht klug in die Welt, wie ein Ochse (eine Kuh) gegen ein neues Tor.)

„Et hoot alles en Iwergång“, soot der Fuss, da em der Kiirschner det Feel iwer de Ihren zug.
(„Es ist alles ein Übergang“, sagt der Fuchs, da ihm der Kürschner das Fell über die Ohren zog.)

„Näst giit iwer de Dästeln!“, sprächt der Jisel.
(„Nichts geht über die Disteln!“, spricht der Esel.)

Wåt net um Kokesch äs, mes um Kååm senj.
(Was nicht am Hahn ist, muss am Kamm sein.)

Wåt schirt sich de Kåtz dräm, oof de Kächen ubräät.
(Was schert sich die Katz drum, ob die dicke Suppe anbrennt.)

Wat vum Hoast gebuern äs, bleiwt Fellen.
(Was vom Hengst geboren ist, bleibt Fohlen.)

Wonem des Wuulf geweehnt, ässe än der Neeht.
(Wenn man des Wolfes gedenkt, ist er in der Nähe.)

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Sprichwörter aus Schwaben


Schwaben ist ein historischer politischer Raum, der heute territorial nicht  fassbar oder begrenzt ist. Schwaben hat seinen Ursprung in dem  frühneuzeitlichen Schwäbischen Kreis und dem mittelalterlichen Herzogtum Schwaben. Dazu gehörten das heutige Elsass, Teile von Baden-Württemberg und Bayerns und Teile der heutigen Schweiz. Heute wird Schwaben  fälschlicherweise auch gerne mit Württemberg, Baden-Württemberg oder dem bayerischen Regierungsbezirk Schwaben gleichgesetzt. Als Schwaben gilt  heute grob die Gegend zwischen dem Schwarzwald im Westen und dem Lech im Osten, dem Bodensee im Süden und dem südlichen Teil der Region Heilbronn-Franken im Norden. Der bayrische Regierungsbezirk Schwaben ist das einzige politische Territorium, das den Namen Schwaben noch verwendet.

Quellen:

  https://de.wikipedia.org/wiki/Schwaben
  https://de.wikipedia.org/wiki/Schwaben_(Bayern)
  https://de.wikipedia.org/wiki/Schwäbischer_Reichskreis


Einige schwäbische Sprichwörter haben ihre Entsprechung im Hochdeutschen. Ebenso waren die Schwaben in ganz Deutschland schon früh bekannt und wurden mit deutschen Sprichwörtern Charakterisiert:
Der Schwabe muss allzeit das Leberlein gegessen haben.
Die Schwaben und bös Geld führt der Teufel in alle Welt.
Die Schwaben werden vor dem vierzigsten Jahre nicht gescheit.
Es wird dir glücken wie den Schwaben bei Lücken.
Flieht, Schweizer, die Schwaben kommen.
Gott verlässt keinen Schwaben.
Hier stehn wir Helden, sprach der Frosch zum Schwaben.
Ich will dir's vergessen, aber Jockeli, denk du daran, sagt der Schwabe.
In Schwaben ist die Nonne keusch, die noch nie ein Kind gewonnen.
Schwaben gibt der ganzen Welt Huren genug und Bayern Diebe.
Schwaben haben nur vier Sinne.
Schwabenland ist ein gut Land: Es wachsen viel Schlehen darin.
Stirbt dem Schwaben die Braut am Karfreitag, so heiratet er noch vor Ostern.
Wie die Sprichwörter ist die Geschichte der sieben Schwaben, die gemeinsam gegen ein gefährliches, böses Untier (Hasen) kämpften, überall bekannt.

Au dr führnemschte Gaul ka stolpera.
(Auch der vornehmste Gaul (Pferd) kann stolpern. Das bedeutet, keiner ist unfehlbar, alle machen irgendwann einmal Fehler. Vergleichbares hochdeutsches Spriwort: Es fällt wohl ein Pferd und hat doch vier Füße.)

A Weiberzong isch wia a Kuahschwanz, ond dr stoht nia still.
(Eine Weiberzunge ist wie ein Kuhschwanz, und der steht nie still.)

Bessr schlecht gfahra als guad gloffa.
(Besser schlecht gefahren als gut gelaufen. Ein Grund für die vielen Staus überall auf den Straßen.)

Billig vrkaufa ond schleachd heira kosch äll Däg.
(Billig verkaufen und schlecht heiraten kannst alle Tage. Das bedeutet, schlechte Geschäfte ist einfach, die kann man an allen Tagen machen)

Bloama als Gschenkle senn emmr dangbar.
(Blumen als Geschenk sind immer dankbar.)

Daube Ohra isch schlechd prediga.
(Tauben Ohren ist schlecht predigen.)

De Demmschte send de Schlemmschte.
(Die Dümmsten sind die Schlimmsten.)

De Faule henn emmr Feirdag.
(Die Faulen haben immer Feiertag.)

Dem oina sein Dod isch am andra sei Brod.
(Dem einen sein Tod ist dem anderen sein Brot. Gleiches Sprichwort auch in Hochdeutsch, ebenso vergleichbare andere: Des einen Glück, des andern Unglück. und Des einen Schaden ist des andern Nutzen und andere.)

Di schaff ih innen Strauhsak nein.
(Dich schaff ich in einen Strohsack hinein. Das bedeutet, mit der Arbeit ist der andere weit hinter mir.)

Dr Geiz ond dr Bäddlsagg senn boide bodalos.
(Der Geiz und der Bettelsack sind beide bodenlos. Ebenso Sprichwort auf Hochdeutsch.)

Do isch dr Kirchturm an da Zwedschgabaum bonda.
(Da ist der Kirchturm an den Zwetschgenbaum gebunden. Das bedeutet, da wohnen sehr unehrliche Leute.)

Du hoost deine beste Zug im Hals.
(Du hast deinen besten Zug im Hals. Das bedeutet, deine beste Eigenschaft ist das Trinken, du trinkst mehr als die meisten anderen.)

Dui Sach stooht uf Saufeadera.
(Die Sache steht auf Saufedern. Das bedeutet, die Sache ist riskant und gewagt.)

Ear guckt in neu Häfa z'mool.
(Er guckt in neue Häfen (Töpfe) zweimal. Das bedeutet, er ist argwöhnisch und traut den anderen oder der Sache nicht.)

Em Dreck isch no nia a Sau omkomma.
(Im Dreck ist noch nie eine Sau umgekommen.)

Er hoot Pech an de Hosa.
(Er hat Pech an der Hose. Das bedeutet, er ist hartnäckig, rechthaberisch oder eigensinnig und nicht leicht von etwas abzubringen.)

Er hoot Werk um d' Füß.
(Er hat Werk um die Füße. Das bedeutet, er ist ei eine Untersuchung oder zweifelhafte Sache verwickelt oder er hat Schulden.)

Er suacht da Esel und reitet druf.
(Er sucht den Esel und reitet darauf. Das bedeutet, er sucht etwas, was er schon hat und weiß es nicht.)

Früher war se bildschee, heit isch bloß no s Bild schee.
(Früher war sie bildschön, heute ist blos noch das Bild schön.)

Hagl kommd selda ohne Schdurm.
(Hagel kommt selten ohne Sturm.)

Haubdsach, mr isch gsond ond d Frau hodd a Arbad.
(Hauptsache, man ist gesund und die Frau hat eine Arbeit.)

Ihm ist schau der Herbst verfraura.
(Ihm ist schon der Herbst verfroren. Das bedeutet, er hat den Mut schon verloren, bevor er etwas anfängt.)

Jongfra ond Oier soll mr et zlang aufheba.
(Jungfrauen und Eier soll man nicht zu lange aufbewahren.)

Kennd mr jeds Deng zwoimol macha, schdind s bessr omm älle Sacha.
(Könnt man jedes Ding zweimal machen, stände es besser um alle Sachen.)

Kleine Häfele laufa bald über.
(Kleine Häfen (Töpfe) laufen bald über. Das bedeutet, kleine oder reizbare Menschen sind schnell aufgeregt oder verärgert und werden leicht zornig.)

Liabr en guada Nochbr als en weita Freind.
(Lieber ein guter Nachbar als einen weiten Freund. Den Ersteren kann man sich meist nicht aussuchen, der andere lässt sich wohl finden.)

Mer kan net nooch alle Mucka schla.
(Man kann nicht nach allen Mücken schlagen. Das bedeutet, man kann nicht jeden kleinsten Fehler verfolgen und bestrafen, bei Kleinigkeiten muss man auch nachsichtig sein.)

Mit achtzeh isch s Deifels Großmuadr au a schees Mädle gewäa.
(Mit achtzehn ist des Teufels Großmutter auch ein schönes Mädchen gewesen.)

Müller Meahler, Roggasteahler, Kleiabeißer.

(Müller, Müller, Roggenstehler, Kleiabbeißer. Hochdeutsch bei Simrock.)

Net älla send Jongfra, wo en Kranz tragat.
(Nicht alle sind Jungfrauen, die einen Kranz tragen. Das bedeutet, oft trügt der Schein.)

Nooch Hof bist du z'kurz, und fürs Land ebbes z'lang.
(Nach Hof bist du zu kurz und fürs Land eben zu lang. Das bedeutet, fürs Vornehmtun bist du zu einfach und primitiv, fürs einfache Landleben zu hochmütig und verweichlicht.)

Oinr woiß nia älles, sonscht brücht mr koin Rot.
(Einer weiß nicht alles, sonst bräuchte man keinen Rat.)

Pfaffahond ond Lehrerkendr send die frechschte em ganza Dorf.
(Pfaffenhund und Lehrerkinder sind die frechsten im ganzen Dorf. Eine Meinung die ebenso in vielen anderen Teilen Deutschlands geteilt wird.)

Scheene Däg soll ma am Obend loba, d scheene Mädla erscht am andera Morga.
(Scöne Tage soll man am Abend loben, die schönen Mädchen erst am anderen Morgen.)

Se hoot a Huafeise verlaura.
(Sie hat ein Hufeisen verloren. Das bedeutet, sie ist keine Jungfrau mehr und hat ein uneheliches Kind.)

Se hoot Zähn bis in Racha na.
(Sie hat Zähne bis in den Rachen rauf. Das bedeutet, sie ist besonders böse und hat ein besonders böses Mundwerk.)

Se woaßt ihre Mäus z'richta.
(Sie weiß ihre Mäuse zu richten. Das bedeutet, sie weiß ihre geheimen Pläne durchzusetzen, andere in ihrem Sinn zu beeinflussen und findet immer einen Weg.)

Solang mr sengt, isch d Kirch net aus.
(Solange wir singen, ist die Kirche nicht aus. Das bedeutet, es ist noch nicht alles verloren, es besteht noch Hoffnung.)

Spühlwasser löscht au d Duurst.
(Spülwasser löscht auch den Durst. Das bedeutet, er begnügt sich auch mit schlechter Gesellschaft und eine hässliche Freundin genügt ihm.)

Uff am Kirchhof liagad an haufa Leit, dia glaubd hennd, ohne sie goht s nedd.
(Auf dem Kirchhof liegen ein Haufen Leute, die geglaubt haben, ohne sie geht es nicht.)

Um en hooriga Fuaß soll mer net greina.
(Um einen haarigen Fuß soll man nicht weinen. Das bedeutet, um den Verlust eines Tieres soll man nicht weinen, es ist weniger wert als ein Verwandter oder Mensch.)

Wenn ma em alda Dreck rührt, stinkt r.
(Wenn man im alten Dreck rührt, stinkt er. Ebenso im Hochdeutschen: Je mehr man den Dreck rührt, je mehr stinkt er.)

Wer Vaddr ond Muddr it folgt, muass noch Stuegert.
(Wer Vater und Mutter nicht folgt, muss nach Stuttgart. Das ist eine Drohung gegenüber unfolgsamen Kindern.)

Zviel isch bitter, ond wenn s Honich wär.
(Zuviel ist bitter, und wenn es Honig wär.)

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Sprichwörter an der Ritschein und aus Ilz und Leistritz in der Steiermark


An Rauschign und a Fua Hai muißt aus 'n We gain.
(Einem Betrunkenen und einer Fuhre Heu musst du aus dem Wege gehen.)

A Stuifmuidar is an Taifl sain Intafuida.
(Eine Stiefmutter ist des Teufel sein Unterfutter.)

Dar Opfl fold nid waid van Bam.
(Der Apfel fällt nicht weit vom Baum. Ebenso hochdeutsches Sprichwort.)

Dea ged 's Maul wiar a Brechl.
(Dieser geht das Maul wie einer Breche (Flachsbreche).)

Dos is grod sou vül, as wounn mar an Beddlpuibm in d' Höül schmaisad.
(Das ist gerade so viel, als wenn man einen Bettelbuben in die Hölle schemeist (wirft). Das bedeutet, es ist gänzlich wirkungslos und unzureichend.)

Ea hod ma di Zenn wassari gmocht.
(Er hat mir die Zähne wässrig gemacht.)

Ea hod 's Lochan und Wuann in uann Sok.
(Er hat das Lachen und Weinen in einem Sack.)

Ea laft zan Tisch wia d' Sau zan Trou.
(Er läuft zum Tisch wie die Sau zum Trog. Das bedeutet, er isst ohne voheriges Gebet. Ebenso hochdeutsches Sprichwort.)

Ear is mar in Liachd gstountn.
(Er ist mir im Licht gestanden.)

Ea schmaißt oli Damfingaloung an Strosak voa di Tia.
(Er scheist alle Daumfingerlang den Strohsack vor die Tür. Das bedeutet, er droht seinem Arbeitgeber alle Augenblicke damit, den Arbeitsplatz zu kündigen.)

Ea sitzt mid di Hian auf.
(Er sitzt mit den Hühnern auf. Das bedeutet, er geht mit den Hühnern schlafen, das heißt, sehr früh.)

Frog a Niads und geh dar vagnan Nosn noch.
(Frag jedermann und geh der eigenen Nase nach.)

Geh sölbmar und gib an Buibm an Kraiza.
(Geh selber und gib dem Buben einen Kreuzer.)

Guidi Gedankan und krumpi Rous kemman hintndrain
(Gute Gedanken und lahme Rosse kommen hintendrein.)

Haind wiar i wos naigs hedn, wail ma d' Oawaschl klingan.
(Heute werde ich was neues hören, weil mir die Ohren klingen.)

Hednsogn is hol dalougn.
(Hörensagen ist halb gelogen.)

Is ea waid dout gwedn, pin i waid hea gwedn.
(Ist er weit dort gewesen, so bin ich weit hier gewesen. Das Sprichwort bezieht sich auf einen, der viele fantastische und unglaubliche Dinge von seinen Reisen erzählt.)

Jauk zwain Taifl pan an schlimman Waib aui, kear um d' Hount seun sibmi dinn.
(Jage zwei Teufel bei einem schlimmen Weib hinaus, kehr um die Hand sind sieben drinnen.)

Kluanni Diap henkt mar und di großn loßt ma lafm.
(Kleine Diebe hängt man und die großen lässt man laufen.)

Ma deaf si nicks varedn as wia 's Nosnopaisn.
(Man darf sich nichts verreden (versprechen) als wie das Naseabbeißen.)

Ma kaun 's nid glai aus 'n Fingann aufafuzln.
(Man kann es nicht gleich aus den Fingern heraussaugen.)

Mid da Gobbl is 's an Eah, mid 'n Leffl kriagg ma mea.
(Mit der Gabel ist es eine Ehre, mit dem Löffel kriegt man mehr.)

Nutzt 's nicks, sa schadt 's nicks.
(Nutzt es nichts, so schadet es nichts.)

Pfoffmsok hod kuann Boudn.
(Pfaffensack hat keinen Boden.)

Si schaud aus, as wiar a Scheglhex.
(Sie schaut aus, wie eine Schöckelhexe. Schöckelhexe = Hexe vom 1445 m hohen Schöckelberg bei Gratz. Die Schöcklhexe ist eine graue Frau mit struppigen Haaren, eine Wetterhexe, die in Wetterlöchern schadenbringenden Unwetter braut. Sie fliegt in einem Wolkenwagen, der von Fledermäusen gezogen wird. Bei von ihr verursachten Hagelschauern ist ein Hagelkorn, in dem sich ein Haar der Hexe befindet. Wer dieses Korn findet, hat Glück.)

'S Liabm und Bettn loßt si nid nettn.
(Das Lieben und Beten lässt sich nicht nötigen (erzwingen).)

Stubmfaggadln und Andlkinna wedn nicks nutz.
(Stubenferkel und Enkelkinder werden nichtz nütze.)

Uan ungrechda Hola frißt zedn grechdi Thola.
(Ein ungerechter Heller frisst zehn gerechte Taler*34.)

Viar Augn gsechau mear as wia zwoa.
(Vier Augen sehen mahr als wie zwei.)

Wea frogg, gip nid gebn.
(Wer fragt, gibt nicht gern.)

Wea vül frogg, dafrogg vül.
(Wer viel fragt, erfährt viel.)

Wou eh a Hauffn is, tuid da Hunt nou uann dazui.
(Wo ohnehin ein Haufen ist, tut der Hund noch einen dazu. Das bedeutet, wo Geld ist, kommt Geld dazu.)

Wounn da Beddlar af's Rous kimp, kunn an kuan Taifl daraiddn.
(Wenn der Bettler aufs Ross kommt, kann ihn kein Teufel erreiten (reitend einholen).)

Z' wenni und z' vül is an Noadnan ia Zül.
(Zu wenig und zu viel ist den Narren ihr Ziel.)

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