Sprichwörter aus Schwaben
Schwaben ist ein historischer politischer Raum, der heute territorial nicht fassbar oder begrenzt ist. Schwaben hat seinen Ursprung in dem frühneuzeitlichen Schwäbischen Kreis und dem mittelalterlichen Herzogtum Schwaben. Dazu gehörten das heutige Elsass, Teile von Baden-Württemberg und Bayerns und Teile der heutigen Schweiz. Heute wird Schwaben fälschlicherweise auch gerne mit Württemberg, Baden-Württemberg oder dem bayerischen Regierungsbezirk Schwaben gleichgesetzt. Als Schwaben gilt heute grob die Gegend zwischen dem Schwarzwald im Westen und dem Lech im Osten, dem Bodensee im Süden und dem südlichen Teil der Region Heilbronn-Franken im Norden. Der bayrische Regierungsbezirk Schwaben ist das einzige politische Territorium, das den Namen Schwaben noch verwendet.
Quellen: | https://de.wikipedia.org/wiki/Schwaben https://de.wikipedia.org/wiki/Schwaben_(Bayern) https://de.wikipedia.org/wiki/Schwäbischer_Reichskreis |
Einige schwäbische Sprichwörter haben ihre Entsprechung im Hochdeutschen. Ebenso waren die Schwaben in ganz Deutschland schon früh bekannt und wurden mit deutschen Sprichwörtern Charakterisiert:
Der Schwabe muss allzeit das Leberlein gegessen haben.
Die Schwaben und bös Geld führt der Teufel in alle Welt.
Die Schwaben werden vor dem vierzigsten Jahre nicht gescheit.
Es wird dir glücken wie den Schwaben bei Lücken.
Flieht, Schweizer, die Schwaben kommen.
Gott verlässt keinen Schwaben.
Hier stehn wir Helden, sprach der Frosch zum Schwaben.
Ich will dir's vergessen, aber Jockeli, denk du daran, sagt der Schwabe.
In Schwaben ist die Nonne keusch, die noch nie ein Kind gewonnen.
Schwaben gibt der ganzen Welt Huren genug und Bayern Diebe.
Schwaben haben nur vier Sinne.
Schwabenland ist ein gut Land: Es wachsen viel Schlehen darin.
Stirbt dem Schwaben die Braut am Karfreitag, so heiratet er noch vor Ostern.
Wie die Sprichwörter ist die Geschichte der sieben Schwaben, die gemeinsam gegen ein gefährliches, böses Untier (Hasen) kämpften, überall bekannt.
Au dr führnemschte Gaul ka stolpera.
(Auch der vornehmste Gaul (Pferd) kann stolpern. Das bedeutet, keiner ist unfehlbar, alle machen irgendwann einmal Fehler. Vergleichbares hochdeutsches Spriwort: Es fällt wohl ein Pferd und hat doch vier Füße.)
A Weiberzong isch wia a Kuahschwanz, ond dr stoht nia still.
(Eine Weiberzunge ist wie ein Kuhschwanz, und der steht nie still.)
Bessr schlecht gfahra als guad gloffa.
(Besser schlecht gefahren als gut gelaufen. Ein Grund für die vielen Staus überall auf den Straßen.)
Billig vrkaufa ond schleachd heira kosch äll Däg.
(Billig verkaufen und schlecht heiraten kannst alle Tage. Das bedeutet, schlechte Geschäfte ist einfach, die kann man an allen Tagen machen)
Bloama als Gschenkle senn emmr dangbar.
(Blumen als Geschenk sind immer dankbar.)
Daube Ohra isch schlechd prediga.
(Tauben Ohren ist schlecht predigen.)
De Demmschte send de Schlemmschte.
(Die Dümmsten sind die Schlimmsten.)
De Faule henn emmr Feirdag.
(Die Faulen haben immer Feiertag.)
Dem oina sein Dod isch am andra sei Brod.
(Dem einen sein Tod ist dem anderen sein Brot. Gleiches Sprichwort auch in Hochdeutsch, ebenso vergleichbare andere: Des einen Glück, des andern Unglück. und Des einen Schaden ist des andern Nutzen und andere.)
Di schaff ih innen Strauhsak nein.
(Dich schaff ich in einen Strohsack hinein. Das bedeutet, mit der Arbeit ist der andere weit hinter mir.)
Dr Geiz ond dr Bäddlsagg senn boide bodalos.
(Der Geiz und der Bettelsack sind beide bodenlos. Ebenso Sprichwort auf Hochdeutsch.)
Do isch dr Kirchturm an da Zwedschgabaum bonda.(Da ist der Kirchturm an den Zwetschgenbaum gebunden. Das bedeutet, da wohnen sehr unehrliche Leute.)Du hoost deine beste Zug im Hals.(Du hast deinen besten Zug im Hals. Das bedeutet, deine beste Eigenschaft ist das Trinken, du trinkst mehr als die meisten anderen.)Dui Sach stooht uf Saufeadera.(Die Sache steht auf Saufedern. Das bedeutet, die Sache ist riskant und gewagt.)Ear guckt in neu Häfa z'mool.(Er guckt in neue Häfen (Töpfe) zweimal. Das bedeutet, er ist argwöhnisch und traut den anderen oder der Sache nicht.)Em Dreck isch no nia a Sau omkomma.(Im Dreck ist noch nie eine Sau umgekommen.)Er hoot Pech an de Hosa.(Er hat Pech an der Hose. Das bedeutet, er ist hartnäckig, rechthaberisch oder eigensinnig und nicht leicht von etwas abzubringen.)Er hoot Werk um d' Füß.(Er hat Werk um die Füße. Das bedeutet, er ist ei eine Untersuchung oder zweifelhafte Sache verwickelt oder er hat Schulden.)Er suacht da Esel und reitet druf.(Er sucht den Esel und reitet darauf. Das bedeutet, er sucht etwas, was er schon hat und weiß es nicht.)Früher war se bildschee, heit isch bloß no s Bild schee.(Früher war sie bildschön, heute ist blos noch das Bild schön.)Hagl kommd selda ohne Schdurm.(Hagel kommt selten ohne Sturm.)Haubdsach, mr isch gsond ond d Frau hodd a Arbad.(Hauptsache, man ist gesund und die Frau hat eine Arbeit.)Ihm ist schau der Herbst verfraura.(Ihm ist schon der Herbst verfroren. Das bedeutet, er hat den Mut schon verloren, bevor er etwas anfängt.)Jongfra ond Oier soll mr et zlang aufheba.(Jungfrauen und Eier soll man nicht zu lange aufbewahren.)Kennd mr jeds Deng zwoimol macha, schdind s bessr omm älle Sacha.(Könnt man jedes Ding zweimal machen, stände es besser um alle Sachen.)Kleine Häfele laufa bald über.(Kleine Häfen (Töpfe) laufen bald über. Das bedeutet, kleine oder reizbare Menschen sind schnell aufgeregt oder verärgert und werden leicht zornig.)Liabr en guada Nochbr als en weita Freind.(Lieber ein guter Nachbar als einen weiten Freund. Den Ersteren kann man sich meist nicht aussuchen, der andere lässt sich wohl finden.)Mer kan net nooch alle Mucka schla.(Man kann nicht nach allen Mücken schlagen. Das bedeutet, man kann nicht jeden kleinsten Fehler verfolgen und bestrafen, bei Kleinigkeiten muss man auch nachsichtig sein.)Mit achtzeh isch s Deifels Großmuadr au a schees Mädle gewäa.(Mit achtzehn ist des Teufels Großmutter auch ein schönes Mädchen gewesen.)
Müller Meahler, Roggasteahler, Kleiabeißer.
(Müller, Müller, Roggenstehler, Kleiabbeißer. Hochdeutsch bei Simrock.)
Net älla send Jongfra, wo en Kranz tragat.(Nicht alle sind Jungfrauen, die einen Kranz tragen. Das bedeutet, oft trügt der Schein.)Nooch Hof bist du z'kurz, und fürs Land ebbes z'lang.(Nach Hof bist du zu kurz und fürs Land eben zu lang. Das bedeutet, fürs Vornehmtun bist du zu einfach und primitiv, fürs einfache Landleben zu hochmütig und verweichlicht.)Oinr woiß nia älles, sonscht brücht mr koin Rot.(Einer weiß nicht alles, sonst bräuchte man keinen Rat.)Pfaffahond ond Lehrerkendr send die frechschte em ganza Dorf.(Pfaffenhund und Lehrerkinder sind die frechsten im ganzen Dorf. Eine Meinung die ebenso in vielen anderen Teilen Deutschlands geteilt wird.)Scheene Däg soll ma am Obend loba, d scheene Mädla erscht am andera Morga.(Scöne Tage soll man am Abend loben, die schönen Mädchen erst am anderen Morgen.)Se hoot a Huafeise verlaura.(Sie hat ein Hufeisen verloren. Das bedeutet, sie ist keine Jungfrau mehr und hat ein uneheliches Kind.)Se hoot Zähn bis in Racha na.(Sie hat Zähne bis in den Rachen rauf. Das bedeutet, sie ist besonders böse und hat ein besonders böses Mundwerk.)Se woaßt ihre Mäus z'richta.(Sie weiß ihre Mäuse zu richten. Das bedeutet, sie weiß ihre geheimen Pläne durchzusetzen, andere in ihrem Sinn zu beeinflussen und findet immer einen Weg.)Solang mr sengt, isch d Kirch net aus.(Solange wir singen, ist die Kirche nicht aus. Das bedeutet, es ist noch nicht alles verloren, es besteht noch Hoffnung.)Spühlwasser löscht au d Duurst.(Spülwasser löscht auch den Durst. Das bedeutet, er begnügt sich auch mit schlechter Gesellschaft und eine hässliche Freundin genügt ihm.)Uff am Kirchhof liagad an haufa Leit, dia glaubd hennd, ohne sie goht s nedd.(Auf dem Kirchhof liegen ein Haufen Leute, die geglaubt haben, ohne sie geht es nicht.)Um en hooriga Fuaß soll mer net greina.(Um einen haarigen Fuß soll man nicht weinen. Das bedeutet, um den Verlust eines Tieres soll man nicht weinen, es ist weniger wert als ein Verwandter oder Mensch.)Wenn ma em alda Dreck rührt, stinkt r.(Wenn man im alten Dreck rührt, stinkt er. Ebenso im Hochdeutschen: Je mehr man den Dreck rührt, je mehr stinkt er.)Wer Vaddr ond Muddr it folgt, muass noch Stuegert.(Wer Vater und Mutter nicht folgt, muss nach Stuttgart. Das ist eine Drohung gegenüber unfolgsamen Kindern.)Zviel isch bitter, ond wenn s Honich wär.(Zuviel ist bitter, und wenn es Honig wär.) - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -