Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist.
(Wenn es am schönsten ist, kann es nur noch schlechter werden. Aus Spaß wird möglicherweise Ernst, beim Spiel folgt eine Pechsträhne und die besten Dinge zum Essen werden abstoßend, wenn sie zu viel genossen werden. Wenn man im schönsten Moment aufhört, wird man sich sehr lange freudig daran erinnern und den größten Nutzen haben.)
Man soll das Alte nicht ab-, das Neue nicht aufbringen.
Man soll das Brett bohren, wo es am dünnsten ist.
Man soll das eine tun und das andere nicht lassen.
Man soll das Fell des Bären nicht verkaufen, bevor man ihn erlegt hat.
Man soll das Fell des Bären nicht verteilen, bevor er erlegt ist.
Man soll die Bärenhaut nicht verkaufen, ehe der Bär gestochen ist.
Man muss die Bärenhaut nicht verkaufen, ehe der Bär gestochen ist.
Er verkauft des Bären Pelz, ehe der Bär gefangen ist.
Er verkauft die Bärnhaut, ehe der Bär geschossen ist.
Verkauf die Bärenhaut nicht eher, als bis du den Bären gefangen hast.
Man soll das Gewiss nicht um Hoffnung geben.
Man soll das Gute brauchen, das Böse verwerfen.
Man soll das Kind nicht mit dem Bade ausschütten.
Man muss das Kind nicht mit dem Bad ausschütten, sondern die Windeln waschen.
Man soll das Korn nicht essen, eh es gesäet ist.
Man soll den Acker nicht zu wohl düngen.
Man soll den Esel nicht übergürten.
Den Esel soll man nicht übergürten.
Man soll den Mantel kehren, als das Wetter geht.
Man soll den Mantel kehren nach dem Winde (wie das Wetter geht).
Den Mantel nach dem Winde hängen.
Du kannst wohl den Mantel nach dem Winde halten.
Er kann den Mantel nach dem Wind hängen.
(Ein Sprichwort, das viele befolgen, auch wenn sie es nicht alle kennen. Es bedeutet, charakterlos ohne feste Grundsätze handel, man macht immer das, wovon man den größten Nutzen für sich selbst erwartet. Man richtet sich nach der vermeintlichen Mehrheit und folgt ihr, ohne wirklich gleicher Meinung zu sein. Sobald der Wind aus einer anderen Richtung weht, schwenkt man um und vertritt ohne zu zögern möglicherweise gegenteilige Ansichten. Ein solcher Mensch ist ohne Charakter, ohne Verlass und ohne eigene Meinung oder Prinzipien.
Schon im 12. Jahrhundert sind Vorläufer des Sprichworts bekannt, die damals aber noch nicht die Negative Bedeutung hatten. Früher waren die Mäntel eigentlich mehr Kappen mit hinten herabhängenden mantelartigen Kragen, mit denen man sich wirklich vor Wind und Wetter schützen konnte. Erst ab dem 16. Jahrhundert änderte sich die Bedeutung zum heutigen Sinn.)
Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.
Den guten Tag muss man erst am Abend loben.
Den Tag soll man nicht vor Abends loben.
Einen schönen Tag soll man auf den Abend loben.
Lobe den Tag nicht vor abends.
Man soll den Teufel nicht an die Wand malen.
Man muss den Teufel nicht an die Wand (über die Tür) malen.
Man soll der Herrn genießen, dass sie auch bei Brot bleiben.
Man soll der Herren genießen, sie aber bei Brote lassen.
(Das bedeutet, man kann wohl größere oder reichere Leute ausnutzen und in deren Einflussbereich manches für sich selbst nutzen. Man sollte dabei aber auch immer auf das Wohl der Größeren achten, da es einem nur dann gut geht, wenn es ihnen auch gut geht, jeder Schaden von ihnen ist auch ein eigener.)
Man soll der Zeit die Schand nicht antun, dass man das Mass verändert; kann man sich mit dem alten Mass behelfen, so leid man auch die alten Bräuche.
(1630 steht bei Lehman (Seite 315, Nr. 17) alles als ein Sprichwort. Wander macht in seinem Sprichwörter Lexikons zwei daraus: 1. Teil unter Zeit4 Nr. 24, 2. Teil unter Mass Nr. 38.)
Man soll die Ämter mit Leuten, nicht die Leute mit Ämtern versehen.
Man soll die Beute nicht vor dem Siege teilen.
Beute soll man nicht vor dem Siege teilen.
Man soll die Kuh melken und nicht schinden.
Man soll die Perlen nicht vor die Säue werfen.
(Man soll Edles und Wertvolles nicht denen geben, die es nicht verdienen oder zu würdigen wissen. Ursprung des Sprichworts ist die Bibel, Das Evangelium nach Matthäus 7, 6: „Ihr sollt das Heilige nicht den Hunden geben, und eure Perlen sollt ihr nicht vor die Säue werfen, auf dass sie dieselben nicht zertreten mit ihren Füßen und sich wenden und euch zerreißen.“)
Weitere Varianten desselben Sprichworts:
Eure Perlen sollt ihr nicht vor die Säue werfen.
Man muss der Sau keine Perlen anhängen.
Man soll nicht Perlen vor die Schweine werfen.
Perlen soll man nicht vor die Säue werfen.
Perlen vor die Säue werfen.
Wer Perlen vor die Säue schüttet, dem sind die Sinne wohl zerrüttet.
(Das Letzte steht 1873 bei W.H.D. Suringar in seinem Buch „Erasmus over Nederlandsche Spreekwoorden“ und soll laut ihm von Simrock stammen, das aber nicht bei Simrock vorkommt. Bei Wander stehen natürlich etliche Varianten als verschiedene Sprichwörter.)
Man soll die Rechnung mit seinem Beutel machen.
Man soll die Rechnung nicht ohne den Wirt machen.
Man soll die Zeche nicht ohne den Wirt machen.
Man soll die Schafe scheren, aber nicht rupfen.
Man soll die Suppe nicht versalzen, wenn man gleich Salz genug hätte.
Man soll einem Menschen die Ehre neunmal verdecken.
Man soll einem versöhnten Feind keine Heimlichkeit offenbaren.
Man soll einen Degen sechzig Jahre lang tragen um einer einzigen bösen Stunde willen.
Man soll einengeringen Feind nicht verachten, denn es kann auch ein Floh dem stärksten Mann im Ohr groß Beschwernis machen.
Man soll einen nicht halten, wie man ihn ansieht.
Man soll ein gut Schwert nicht in alle Scheiden probieren.
Man soll es bei den alten Löchern lassen.
Man soll Fuß bei Mahl halten.
Man soll herbsten, solang Herbstzeit ist.
Man soll Hund um Eberköpfe geben.
Man soll ihn nach grünen Heringen schicken.
Man wird ihn nach grünen Heringen schicken.
(Das bedeutet, man will ihn ersäufen.)
Man soll ihr ein Mahlschloss vors Maul legen.
(Mahlschloss = alter Name für früher in Handarbeit hergestellten Zahlenschlössern.)
Man soll jagen ohne armer Leute Schaden.
Man soll keine Faust im Sacke machen.
Man soll keine Lügen um eines Worts willen verschnitzeln oder verderben.
Man soll keinen Kranken aufdecken, wenn er schwitzt, noch einem Freund seine Fehler vorhalten, wenn er selber darüber bekümmert ist.
Man soll keinen Nachbar oder Landsassen zu hoch lassen steigen.
Man soll keinen vor seinem Tode glücklich preisen.
Man soll keine Tür aufmachen, die man nicht wieder zuschließen kann.
Man soll kein gutes Land wegen eines bösen Herrn verlassen.
Man soll mit unserm Herrgott vorlieb nehmen.
Man soll nehmen, wo ist, und geben, wo brist.
Man soll nicht alle Geschenke annehmen, auch nicht zu allen Zeiten und an allen Orten noch von allen Leuten.
Man soll nicht alles an einen Nagel hängen.
Henke nicht alles an einen Nagel!
Man soll nicht alles sagen, was man denkt, und nicht alles glauben, was man sagt.
Man soll nicht alle über einen Kamm scheren.
(Dazu die Erklärung von Christoph Lehmann 1630 im „Florilegium Politicum - Politischer Blumengarten“ im Kapitel Strafen: „Wegen weniger frommer Personen soll man auch die Bösen verschonen.“ Das bedeutet, man kann nicht pauschal alle strafen, wenn nur einer es verdient, aber keinem eine Tat eindeutig nachgewiesen werden kann.)
Alles über einen Kamm scheren.
Er schirt alle über einen Kamm!
Sie sind über einen Kamm geschoren.
(Erklärung aus dem Sprichwörter Lexikon, Band 2, Spalte 1123: „Aus der Barbierstube entlehnt, wo man den Kamm nach der Person, die sich das Haar schneiden ließ, oder nach dem Masse der Haare, das verlangt wurde, wählte. . . es heißt auch: alle ohne Rücksicht gleich behandeln, wie ein Bader, der für alle Kunden denselben Kamm nahm.“)
Man soll nicht aus der Schule schwatzen.
Man soll nicht das Leder stehlen und die Schuh um Gottes willen geben.
Man soll nicht dem Peter nehmen und dem Paul geben.
Man soll nicht eher fliegen wollen, als bis man Federn hat.
Man soll nicht einen Altar entblößen, um den anderen zu decken.
Man soll nicht feilschen, was man nicht kaufen will.
Man soll nicht Hopsa (Hopp) schreien, ehe man über den Bach (Graben) ist.
Man soll nicht mehr Teufel rufen, als man bannen kann.
Rufe nicht mehr Teufel, als du bannen kannst.
Man soll nicht nach des Landes Sitten und Gewohnheit sündigen.
Man soll nicht rufen: holt Fische, eh man sie hat.
Man soll nichts in zerspalten Geschirr schütten.
Man soll nicht um des Kaisers Bart streiten.
Man soll nicht wider die Sonne reden.
(Das bedeutet, man soll nicht wider oder gegen etwas reden, was offen und für alle sichtbar und erkennbar ist. Im Prinzip stimmt das, aber heute schaffen es immer wieder einige das mit PR, Propaganda und Werbung die Bevölkerung gegen alle Tatsachen vom Gegenteil und Lügen zu beeinflussen und zu überzeugen. Beispiele sind die Leugnung des Klimawandels, die Werbung der Tabakindustrie, die Ächtung von Fett durch die Zuckerindustrie oder die Begründung für die Notwendigkeit des 2. Weltkrieges durch die Nazis und heute Putins Rechtfertigung für seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine.)
Man soll niemand mit zwei Ruten streichen.
Man soll niemand seine erste Bitte abschlagen.
Man zündet kein Licht an, dass man unter einen Scheffel*30 oder Bank setze. (Das Sprichwort hat seinen Ursprung in der Bibel, Das Evangelium nach Matthäus 5, 15: „Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter;“. Ebenso im Evangelium nach Markus 4, 21: “ Zündet man auch sein Licht an, dass man's unter den Scheffel oder unter die setze? Mitnichten, sondern dass man's auf den Leuchter setze.“)
Man soll sein nicht spotten, allein mit Worten.
(Erklärung dazu 1530 von Agricola in seiner Sprichwörtersammlung: „Spotten geschieht allein mit Worten. Derhalben was der erste Teil dieses Spruchs verbietet, das lässt der andere Teil wieder zu und ist höhnisch geredet.“)
Man soll sich an einen schönen Galgen henken, wenn man sich henken will.
Wer sich je hängen will, der soll sich an einen schönen Galgen hängen.
An schöne Galgen soll man sich hängen.
(Johann Michael Sailer meint in seiner Sammlung „Die Weisheit auf der Gasse“ 1810 dazu: „Gibt es denn einen schönen Galgen? Ist doch kein Tod schön, als den du für Religion, Tugend, Vaterland stirbst, . . Dies Sprichwort straft übrigens die Wollüstigen, die sich an hässliche Dirnen hängen, und in der kurzen Lust den frühen Tod finden. – Dieser Tod ist eine Art Selbstmord, und aller Selbstmord, im Auge der Vernunft, Wahn- oder Unsinn.“ Es galten früher noch etwas andere Ansichten über den Tod als heute, und wie ist die Lage bei schönen Dirnen?)
Man soll sich in kein Wasser wagen, wo man den Grund nicht sieht.
Man soll sich in kein Wasser wagen, da man nicht den Grund sehen kann.
Man soll sich nicht ausziehen, eh man schlafen geht.
Man solls melken, wenn's Zeit ist.
Man sollte sich nicht zu früh freuen.
Man sollt' ihm die Röhre ins Maul richten.
Man sorgt sich eher alt als reich.
Man sorgt sich wohl alt; aber nicht reich.
Sorge macht eher alt denn reich.
Es kann sich einer leichter runtzlicht sorgen, als reich.
Man kann sich eher zum Narren sorgen, als reich sorgen.
(Ursprung des Sprichworts ist die Bibel, Jesus Sirach: 30, 26. Ebenso aus dem gleichen Ursprung: Sorge macht alt vor der Zeit.)
Man spricht, dem sei ein Glück beschert, dem was Gefälliges widerfährt.
Man spricht, es wird böser oder besser; weil aber das Glück rund ist und das Beste selten nachkommt, so begibt es sich eher, dass es böser als besser wird.
Man spricht so lange von der Kirmes, bis sie kommt.
Man spricht so lange von einem Dinge, bis es geschieht.
Man steckt der Katze keinen Speck ins Maul.
Man steckt oft in eine hässliche wüste zerbrochene Scheide ein silbern oder vergoldetes Messer.
Man steckt oft in eine zerrissene Scheide ein vergoldet Messer oder Rapier.
Man straft gern am Gesind, was verbrochen hat das Kind.
Man straft keinen mit doppelter Rute.
Man streitet mehr um Schalen, Hülsen und Kleien als um Kern und Frucht.
Man sucht keinen hinter der Tür, man habe denn selbst dahinter gesteckt.
Man sucht keinen hinterm Ofen, man habe denn selbst dahinter gesteckt.
Man sucht von Weibern und von Fischen das Mittelstück zu erwischen.
Man tanzt nicht nach jeder Pfeife.
Man treibt die Katz zu spät vom Speck, wann er gefressen ist.
Man trinkt wohl aus einem Fass, aber nicht all aus einer Kanne.
Man tritt auch wohl 'nen Frosch so lange, dass er quakt.
Man tritt den Frosch so lange, dass er pfeift.
Man tritt zurück, wenn man will einen guten Sprung tun.
Man tut den Stall zu, wenn das Pferd fortgelaufen ist.
Man tut geschwind, was lange reut (gereut).
Man überredet einen, dass er tanzt, wo er weinen möchte.
Man überredet oft einen, dass er tanzt, der lieber weinte.
Man verändert sich oft, und (aber) verbessert sich selten.
Man vergisst nichts so bald als Wohltaten.
Man vergisst viel Leid in vierundzwanzig Stunden.
Man verkauft eine Ware oft besser einem, der sich darauf verstehet, als einem derselben Unverständigen.
Man verklagt keine Sau, die einen besudelt.
Man verschläft viel Ungemach.
Man verschnappt sich nicht mehr als mit dem Maul.
Man verspielt auch mit guten Karten.
Man verspricht oft einen Freund zu erhöhen und zieht ihm doch unvermittelt die Leiter unter den Füßen weg.
(Dieses alte Sprichwort steht 1685 unter Nr. 800/22 in der Sammlung von Paul Winckler. Wander verändert es im Deutschen Sprichwörter Lexikon zu: „Man will oft einen Freund erhöhen und zieht ihm die Leiter unter den Füssen weg.“ Es ergibt eine andere Bedeutung, wenn man dem anderen etwas verspricht und es für ihn unvorbereitet wieder versagt, als wenn man etwas will und beim Versuch, es zu tun einem anderen möglicherweise unbeabsichtigt Schaden zufügt. So wird durch Wanders Veränderungen nicht nur oft der Wortlaut der Sprichwörter verändert, sondern ebenso der Sinn und die Bedeutung.)
Man weiß nicht, was man an der Heimat hat, bis man in die Ferne kommt.
Man weiß nicht, wen der Herr schickt.
Man weiß nicht, wer Koch oder Kellner ist.
(Das bedeutet, die Ordnung fehlt.)
Man weiß wohl, was man hat, aber nicht, was man wiederkriegt (bekommt).
Man weiß wohl, wie man ausreist (weggeht), aber nicht, wie man zurückkehrt (wiederkehrt).
Man weiß wohl, wer weggeht, aber nicht, wer wiederkehrt.
Man wird alt wie eine Kuh und lernt immer noch was dazu.
Wird man so alt gleich als 'ne Kuh, so lernt man doch noch immer zu.
(Das obere Sprichwort ist die heute allgemein verwendete Version des Sprichworts. Die untere Version ist von J.J.H. Bücking aus dem Jahr 1797.)
Man wird bald müde, wenn man ungleiche Bürde trägt.
Man wird eher von einem Mistkarren überfahren, als von einem Wagen.
Man wird ihm eine Pfründe geben, wenn er nicht mehr essen mag.
Man wirft kein Ei nach Spatzen.
Man wirft nicht mit Eiern nach Sperlingen.
Eier soll man nicht nach Spatzen werfen.
Man witzigt einen nur einmal.
Man zerreißt den Strick, wo er am dünnsten ist.
Man zieht aus einem Raben keinen Falk.