Sehr viele Sprichwörter aus Deutschland haben ihren Ursprung schon vor langer Zeit, manche vor mehreren Tausend Jahren. So geht das deutsche Sprichwort „Eine Schwalbe macht (noch) keinen Sommer.“ auf die Fabel „Der verschwenderische Jüngling und die Schwalbe“ des griechischen Fabeldichters Äsop zurück. Äsop lebte um 600 v. Chr. und war wahrscheinlich Sklave mehrerer Herren, bis einer ihn freiließ. Ebenso haben verschiedene Sprichwörter ihren Ursprung bei den Römern oder Griechen vor 2000 Jahren. Viele beruhen auch auf Bibelstellen, was vergleichbare Sprichwörter in etlichen anderen europäischen Ländern und Völkern zur Folge hatte (ebenso aus römischen und griechischen Quellen).
Ab dem 16. Jahrhundert fingen etliche Autoren an, Sprichwörter zu sammeln und in gedruckten Büchern zu veröffentlichen:
Agricola von Issleben 1530, Sebastian Franck 1541, Chr. Egenolffs Erben 1560, Andream Gartner 1574, M. Fridericum Petri 1605, Jan Gruter 1610, Georg Henisch 1616, Christoph Lehmann 1630, Andreas Sutor 1716, Joachim Christian Blum 1780, Christoph Georg Heinrich Nieter 1798, Samuel Christoph Wagener 1813, Georg von Gaal, 1830, Wilhelm Körte 1837, Karl Simrock 1846, Otto Freiherr von Reinsberg, Freifrau von Reinsberg-Düringsfeld mehrere Bücher von 1863 bis 1872, Otto Sutermeister 1869, und das Deutsche Sprichwörterlexikon in 5 Bänden von Karl Friedrich Wilhelm Wander, veröffentlicht zwischen 1866 und 1880 und viele mehr.
Am umfangreichsten ist das Deutsche Sprichwörterlexikon von Karl Friedrich Wilhelm Wander mit über 220.000 Einträgen. Leider ist es manchmal etwas ungenau oder unrichtig durch fehlende oder falsche Quellenangaben, wodurch manches fremde Sprichwort zum deutschen gemacht wurde. Ebenso hat er einige selbst ausgedacht. Die Ursachen hat Wander selbst im Vorwort des 1. Bandes 1866 erklärt. Auch im Nachwort von Joseph Bergmann im 5. Band sind seine Schwierigkeiten beschrieben. Trotzdem ist das Sprichwörterlexikon in seinem Umfang und seinem einmaligen Quellenverzeichnis bis heute unübertroffen, besonders auch, weil er es alleine und gegen etliche Widerstände zustande gebracht hat. Alles mit der Hand und ohne Computerunterstützung, ohne die heute keiner mehr etwas zuwege bringt.
Da viele Sprichwörter älteren Ursprungs sind, enthalten einige alte oder schon vergessene Wörter, oder handeln von heute unbekannten Vorkommnissen. Aus diesem Grund sind auf diesen Internetseiten bei vielen Sprichwörtern Erklärungen, die Wörter oder Sinn des Sprichworts näher erklären. Auch wenn verschiedene Sprichwörter aus der Mode genommen sind, gehören sie trotzdem zum kulturellen Erbe der Deutschen und ihrer Geschichte. Sonst könnte man auch etliche „Klassiker“ vergessen, (Goethe, Schiller oder andere) nur weil sie schon einige Hundert Jahre alt sind. Bei verschiedenen Sammlern und Autoren haben manche Sprichwörter einen unterschiedlichen Wortlaut, dann stehen hier mehrere Versionen. Da die Sammlung von Simrock bis heute am weitesten verbreitet ist, werden seine Versionen der Sprichwörter wohl die bekanntesten sein. Leider gibt es bei ihm einige sinnentstellende Druckfehler, die bis heute überdauert haben. Wenn bekannt, steht bei den entsprechenden Sprichwörtern die korrekte Version mit einem Hinweis auf den Druckfehler.
Daneben entstehen aber immer auch neue Sprichwörter, die in den alten Sammlungen nicht aufgeführt sein können. Andere Sprichwörter werden aus anderen Sprachen übernommen, wie z. B. „Der frühe Vogel fängt den Wurm.“ Es wird heute nur als „deutsches Sprichwort“ zitiert, obwohl das falsch ist. Erst nach dem 2. Weltkrieg wurde das englische Sprichwort „The early bird catcheth the worm.“ im Deutschen übernommen. Es steht so schon 1637 in „A Collection of English Proverbs“ von John Ray auf Seite 101.
In etlichen Sprichwörtern stimmt auch die Rechtschreibung oder Grammatik mit der laut Duden aktuellen nicht überein. Dazu schrieb schon Johann Michael Sailer 1810 auf Seite 64 seiner deutschen Sprichwörter: „Das alte deutsche Sprichwort liebt das Negligé, die bequeme Haustracht, und lässt es den Gottscheden und Kollegen über, sein Verfahren mit der Grammatik auszusöhnen. So sind ihm z. B. der Artikel der, die, das, die Endsilbe e gar oft zu lang, das h zu weich: deshalb bleibt dies alles weg. Wie der Mann im Schlafrocke sich kein Gewissen daraus macht, dass seine Strümpfe nicht streng angezogen sind, so weiß das altdeutsche Sprichwort nichts um die Hofetikette der gebildeten Sprache. Die Zeitwörter sind dem Sprichworte oft gar zu lange: darum beschneidet es die Vorsilbe. Z, B. Werkstatt darf keines Palasts, statt: bedarf.
Ein Grund, warum das altdeutsche Sprichwort so wenig Fleiß auf die Vollendung des Gepräges verwendet, und sich darin so viele Versäumnis zuschulden kommen lässt, ist wohl auch der, dass es den Ursprung hat – mehr im Herzen, das den Sinn gibt, als im Kopfe, der ihn nach der Regel der Sprachlehre herauskleidet.“
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