Er hat Eile wie der Bauer, der in's Loch kriechen soll.
Er hat ein Buch, darin alles steht.
Er hat ein Buch durch ein Nabenloch gesehen.
(Bei Wander unter Buch Nr. *55. Das bedeutet, mit seinem Wissen ist es nicht weit her. Durch das Nabenloch eines Wagenrades kann man nicht viel erkennen, schon gar nicht das, was in einem Buch steht.)
Er hat ein Buch durch ein Nachbarloch gesehen.
(Das Sprichwort mit „Nachbarloch“ haben Körte, Simrock und andere immer wieder falsch abgeschrieben. Das Sprichwort mit „Nabenloch“ ist das ursprüngliche und richtige Sprichwort, wie es 1541 bei Sebastian Franck steht. Da es damals noch keine einheitliche Rechtschreibung gab, wurde teilweise falsch abgeschrieben oder eigenständig verändert, so wie bei diesem Sprichwort. Einige solcher Fehler haben sich bis in die heutigen Sprichwörtersammlungen erhalten.
Das war teilweise auch die Ursache für gegenseitige Kritik der Autoren von Sprichwörterbüchern im 19. Jahrhundert. Dazu gehörten Wilhelm Körte, Karl Simrock, Otto Freih. von Reinsberg-Düringsfeld und Ida von Düringsfeld und Karl Friedrich Wilhelm Wander. Der zu diesem Sprichwort gehörende Kommentar vom Wander im 3. Band seines Sprichwörter Lexikons in der Einleitung auf Seite X:
„In der ersten Auflage von Körte steht unter Nr. 762b zur Bezeichnung eines Menschen, mit dessen Wissen es nicht weit her ist, die Redensart: „Er hat ein Buch durch ein Nachbar loch gesehen.“ In dieser Fassung ist sie 1846 in die Simrocksche Sprichwörtersammlung unter Nr. 1377b übergegangen und 1863 in der zweiten Auflage erschienen. In dieser lächerlichen Lesart hat sie sogar aus Simrock den Weg in Grimm's Wörterbuch (II, 469, unter Buch 11) gefunden. Die Redensart lautet aber: „Er hat ein Buch durch ein Nabenloch gesehen.“ Da sich die falsche Lesart zuerst bei Körte, den der Grenzbotenkritiker als Autorität gegen mich anruft, findet, so ist anzunehmen, dass er sie selbst fabriziert hat. Es befinden sich in seinem Buch unter 762b, 765c und 5431d drei Redensarten, die bei Franck, I, 1b beisammenstehen und gebraucht werden, „wenn einer seicht gelert, ein Ding zu lernen erst hat angefangen vnd es nit wol kan“. Sie stehen in meinem „nicht wissenschaftlichen“ Deutschen Sprichwörter-Lexikon mit buchstäblicher Genauigkeit unter Buch 55, Buchstabe 11 und Sau 351. Körte hat sie alle drei in seiner Art wissenschaftlich verbessert. Die Redensart, um die es sich hier handelt und die bei mir unter Buch 55 quellengenau aufgeführt ist, lautet bei Franck: „Er hat ein buch durch ein neber loch gesehen.“ Aus „neber“ hat nun Körte „Nachbar“ gemacht. Simrock hat diese Verbesserung in seine Sammlung aufgenommen und aus dieser ist sie in das Grimm'sche Wörterbuch gelangt. „Neber“ bezeichnet aber nicht den Nachbar; der Näber (vgl. Campe, Wörterbuch, III, 387b) ist vielmehr ein Bohrer, womit die Naben ausgebohrt werden, ein Nabenbohrer, und ein Nabenloch ist eben ein Loch, das durch einen „neber“, Näber oder Nabenbohrer gebohrt worden ist. Nach der witzigen Ansicht des Kammerjägers in den Grenzboten, die Dr. Hans Blum als Evangelium abgedruckt hat, ist dadurch der wissenschaftliche Werth von Grimm's Wörterbuch erschüttert, ja sogar der wissenschaftliche Standpunkt des Dr. W. Körte, K. Simrock's und – der Gebrüder Grimm.“)
Er hat einen anschlägigen Kopf, wenn er die Treppe herunterfällt.
Er hat einen Besenstiel im Rücken.
(Das bedeutet, er ist zu stolz, er kann oder will sich nicht bücken und höflich sein.)
Er hat einen Christoffel, der ihn übers Wasser trägt.
Er hat einen Deckel auf dem Kopf.
(Man ist ertappt worden und wird zur Verantwortung gezogen, muss für mögliche Schäden haften.)
Er hat einen ewigen Kalender im Fuß.
Er hat einen Kalender
(Das bedeutet, manche Menschen sind wetterfühlig und merken Wetterwechsel in ihren Gliedern oder bekommen Kopfschmerzen, werden müde oder nervös.)
Er hat einen Fuß ins Grab gesetzt.
Er hat einen Fuß schon im Grabe.
Er steht mit einem Fuß im Grabe.
Er steht (schon) mit dem einem Fuß im Grabe.
Er hat einen Lappen als Wappen auf dem A–.
Er hat einen Mondschein auf dem Haupt.
Er hat einen Nagel im Kopf.
(Damit wird ein Hochmütiger verspottet. Das Sprichwort stammt vom gepfählten Verbrecherkopf, der zur Abschreckung auf hohe Pfähle genagelt wurde und damit höher kam, als er wohl ursprünglich wollte.)
Er hat einen Narren daran gefressen.
Er hat einen pommerischen Magen, er kann Kieselsteine vertragen.
Er hat 'nen pommerschen Magen, der verdaut Eisen und Kieselsteine.
Er hat einen Sparren zu viel.
Er hat einen Straußenmagen, er kann alle harten Reden verdauen.
Er hat einen Treffer.
Er hat einen guten Treffer.
Er hat eine Stimme zum Schlingen, nicht zum Singen.
Er hat eine tüchtige Schlappe davongetragen.
Eine Schlappe davontragen.
Er hat ein großes Maul.
Er hat ein gutes Mundstück.
Er hat ein Hasenherz.
Er hat ein Herz wie ein Stein.
Er hat ein Leben wie Gott in Frankreich.
Er hat ein Loch durch die Kanzel gebohrt.
(Das bedeutete früher, das ein Geistlicher, der zölibatär leben muss, ein Mädchen geschwängert hat.)
Er hat ein Loch zurückgesteckt.
(Das bedeutet, man treibt weniger Aufwand, die Ansprüche werden gesenkt.)
Er hat ein Maul, das haut und sticht.
Er hat ein Maul, er kann sich selber was ins Ohr sagen.
Er hat ein Maul, man sollte besch– Windeln drin waschen.
Er hat ein Pflaster für alle Wunden.
Er hat ein scharf Gesicht, er sieht durch eine eichene Tür.
Er hat ein Scheit im Rücken, kann sich drum nicht bücken.
Er kann sich nicht bücken, hat ein Scheit im Rücken.
Er trägt ein Scheit im Rücken.
(Sprichwort ist vergleichbar mit dem Nächsten)
Er hat ein Schelmenbein im Rücken.
Er hat ein faul Schelmenbein im Rücken.
Ihm steckt ein Schelmenbein im Rücken!
(Das bedeutet laut Wander im Sprichwörter Lexikon: „Von den Arbeitsscheuen, Trägen und Bequemen, die sich nicht gern bücken, sondern lieber alles von andern tun lassen. . . wenn man (aber) den Namen Christi in der Kirche nennt, haben sie ein solch langes Schelmenbein in den Knien stecken und seien so faul, dass sie sich nicht neigen mögen; ich will geschweige, wenn sie sich erst bücken sollten.“. Das Schelmenbein geht wahrscheinlich auf Sebastian Brant (1457–1521) zurück, der diesen Spruch erstmals 1494 im „Narrenschiff“, von Johann Bergmann von Olpe in Basel gedruckt, veröffetlichte. Es findet sich im 63. Kapitel „Von Bettlern“. Seitdem wird es von verschiedenen Autoren in deren Sprichwörtersammlungen mit aufgeführt. Dazu gehören Eyering 1601, Schottel 1663, Körte 1837, Eiselein 1840, Simrock 1846 und Wander 1876.
Text im Narrenschiff (herausgegeben von Karl Simrock 1872):
Wo er gesund noch ist und stark
Und zur Arbeit hätte Kraft und Mark;
Nur freilich kann er sich nicht bücken:
Ihm steckt ein Schelmenbein im Rücken.)
Er hat ein Stück vom Schulsack gefressen.
Er hat ein ungewaschnes Maul.
Er hat ein vierblätteriges Kleeblatt gefunden.
Er hat es im Griff wie der Bettler die Laus.
Er hat es in den Sternen gelesen.
Er hat etwas vor sich gebracht
Er hat Feierabend gemacht.
Er hat Geld wie Heu, nur nicht so lang.
Er hat gerne Gäste, wenn man den Tisch in eines andern Winkel setzte.
Er hat gewiss Vögel unterm Hut, dass er nicht grüßt.
Er hat Grütze im Kopfe.
Er hat Haare auf den Zähnen.
Er hat Heu am Horne.
(Erklärung dazu 1837 bei Wilhelm Körte: „Die alten Römer wickelten jedem tückischen Ochsen Heu um ein Horn, als Warnungszeichen.“)
Er hat ihm eine Perle aus der Krone gestoßen.
Er hat ihm in die Karten geguckt.
Er hat in ein Wespennest gestochen.
Er hat ins Schwarze getroffen.
Er hat keinen Löffel dabei zu waschen.
Er hat klebrige Finger.
Er hat lange Finger, die finden, ehe man verliert.
Er hat läuten gehört, aber nicht zusammenschlagen.
Er hört Läuten aber nicht zusammenschlagen.
Er hat läuten hören, weiß aber nicht, in welchem Dorf.
Er hat läuten gehört, weiß aber nicht, wo die Glocken hangen.
Er hört Läuten, weiß aber nicht wo.
Er hat Lunte gerochen.
Er riecht Lunte.
(Bei den ersten Schusswaffen oder bei Sprengungen mussten die Ladungen mit einer Zündschnur, der Lunte, gezündet werden. Das langsame Abbrennen dieser Lunte konnte man bei günstigem Wind riechen und sich vor dem Schuss oder der Explosion in Sicherheit bringen. Wer Lunte riecht, kann sich so meist vor der drohenden Gefahr in Sicherheit bringen. Das Sprichwort meint heute nicht mehr Schusswaffen, die inzwischen ohne Lunte funktionieren, sondern jede von anderen drohende Gefahr.)
Er hat Mäusenester im Kopf.
Er hat mehr auf dem Balg, als das Fleisch wert ist.
Er hat mehr Glück als Recht.
Er hat mehr Glück als Verstand.
Mehr Glück als Verstand.
Er hat mehr in sich, als ein leerer Hering.
(Das bedeutet, es gibt einen tieferen Sinn, als oberflächig zu erkennen ist.)
Er hat mehr Schulden, als Haare auf dem Kopfe.
Er hat mehr Tugenden, denn ein alt Weib Zähne im Mund.
Er hat so viel Tugenden, als ein alt Weib Zähne.
(Da in früheren Zeiten ohne Zahnärzte schlechte Zähne einfach ausfielen, hatten alte Weiber (Frauen) meist keine Zähne mehr. Es ist also ein schlechter Mensch ohne jede Tugend gemeint.)
Er hat mehr vergessen, als wir alle wissen.
Er hat schon mehr vergessen, als wir alle wissen.
Er hat mehr Witz wie 'ne Gans; wenn's regnet, geht er ins Trockene.
Er hat mehr zu tun als ein Backofen am Ostertage.
Er hat mit guten Zähnen übel zu beißen.
Er hat mit schönen Zähnen schlecht zu essen.
Gute Zähne haben und nichts zu essen, ist ein verdorben Werk.
(Ein Sprichwort, bei Körte, Simrock und Braun jeweils ein etwas anderer Wortlaut, im Sprichwörter Lexikon von Wander sinds gleich drei: Zahn Nr. *158, *159 und *189)
Er hat mit St. Gertrud einen Wettlauf getan.
(Zu Entstehung von diesem Sprichwort über einen, der plötzlich auf ungeklärte weise reich geworden ist, gibt Agricola 1530 die Erklärung: „In Sachsen ist ein Vorsteher gewesen eines Spitals Sankt Gertrud genannt, dieser hat großen Handel und Wandel geführt, indem, das er Vorsteher worden war, welche man zuvor von ihm ungewohnt war. Alle Welt wundert sich, woher ihm so viel Geldes käme, damit er den Handel so stattlich fertigen könnte, zuletzt kommt es aus durch sein arges Weib. Wie er auf eine Zeit einen großen Sack mit Geld neben Sankt Gertude Bild auf den Altar gesetzt hätte und gesprochen zum Bilde: Wohlan, es gilt hin, wer eher zu der Kirchentür kommt, der soll das Geld gewonnen haben. Der Vorsteher läuft hin, Sankt Gertrudes Bild bleibt stehen und er gewinnt also das Geld.“)
Er hat Mosen und die Propheten.
Er hat nach Laufenburg appelliert.
(Das bedeutet, er ist entwischt.)
Er hat 'nen Schwamm im Magen.
(Das bedeutet, er ist ein Säufer.)
Er hat nichts im Zipfel und nichts im Sack.
Er hat nicht so viel Muße, dass er sich könnt hinterm Ohr kratzen.
Er hat noch große Rosinen im Sack.
Er hat noch kein Pulver gerochen.
(Das bedeutet, er hat seinen Mut oder Können noch nicht unter Beweis gestellt, er hat sich noch nicht bewehrt. Als gegenteiliges Sprichwort gibt es weiter unten auch: Er hat schon Pulver gerochen.)
Er hat nur zwei Hände, eine zum Nehmen, die andere zum Behalten; die dritte, die zum Geben, fehlt ihm ganz und gar.
Er hat nur zwei Hände, eine zum Nehmen, eine zum Behalten; die zum Geben fehlt ihm.
(Dazu schreibt schon 1630 Christoph Lehmann in seiner Sprichwörtersammlung auf Seite 234,unter Nr. 35: „Viel Leute sind der Meinung, sie sollen und dürfen nichts hinweg geben, weil sie nur zwei Hände haben, dass sie mit der einen einnehmen, mit der andern behalten, die dritte damit sie geben sollen, ist ihnen nicht gewachsen.“)
Er hat Ohren, wie Dreckdeckel.
Er hat Quecksilber im Hintern.
Er hat Rudolfs Redlichkeit [Ehrlichkeit] (nicht).
(Rudolf I. war von 1273 bis 1291 der erste römisch-deutsche König aus dem Hause Habsburg und beendete die Zeit des „Interregnums“. Er war für seine Redlichkeit und Verlässlichkeit bekannt, die andere vor und nach ihm nicht hatten. Wer sein Wort gab und es nicht hielt, der hatte Rudolfs Redlichkeit oder Ehrlichkeit nicht. Wer zu seinem Wort stand, hatte sie.)
Er hats am Schnürchen.
Er zehrt (lebt) von der Schnur.
Von der Schnur zehren.
(Nach Körte (1837) bezieht sich der Spruch „wohl auf die alte Sitte, goldene und andere Schau-Münzen an einer Schnur, als Putz, umzuhängen, statt Schmuck-Kette. In der Not nahm man dann wohl eine Schaumünze nach der andern ab, um dafür einzukaufen.“)
Er hats aus den Fingern gesogen.
Er hat Schellen am Ars.
(Nach Körte bedeutete das früher: „böse Pferde, vor denen man sich zu hüten habe.“)
Er hat Schelmenglück.
Er hat schon Pulver gerochen.
Er hat Schultheißen-Ohren.
Er hat Schwalben unter dem Hute.
Er hat Schwalben unterm Hute, dass er nicht grüßen darf.
Er hat seinen Meister gefunden.
(Sprichwort mit der gleichen Bedeutung in Polen: Da traf die Sense auf den Stein.)
Er hat sein Geld in einen Wetzstein genäht, den hat ihm der Hund geholt!
Er hat sein Gut auf nasse Ware gelegt.
Er hat sein Gütlein unter der Nase vergraben.
Er hat seine Schäfchen aufs Trockne gebracht.
Er hat sein Schäfchen im trocknen.
Er hat seine Sinne in die Wäsche gegeben.
Er hat sein Maul mit Honig und seine Hände mit Vogelleim gesalbt.
Er hats faustdick hinter den Ohren.
Er hats Herz auf dem Ellbogen wie die Husaren.
(Kommentar dazu in der 2. Ausgabe von Körte 1861: „Die haben nämlich einen ledernen Besatz. in Form eines Herzens auf den Ellbogen. um diese nicht so bald durchznscheuern.“)
Er hat sich in die eigene Zunge gebissen.
Er hat sich breitschlagen lassen.
Er hat sich das Seil lassen über die Hörner werfen.
(Das bedeutet, er hat sich von einer Frau einfangen, betören lassen, ist ihren Reizen erlegen, hat sich verliebt.)
Er hat sich der Welt abgetan und zu den Leuten bekehrt.
Er hat sich die Nase begossen.
Er hat sich die Nase verbrannt.
Er hat sich selber die Rute auf den Rücken gebunden.
Er hat sich stark geschnitten.
(Das bedeutet, er hat sich selbst betrogen.)
Er hat sich zur Ruh gesetzt und ist Bote geworden.
Er hats in sich, wie die Ziegen das Fett.
(Kommentar von Wilhelm Körte dazu: „Die Ziegen sehen gar mager aus und geben so fette Milch.“ Das Sprichwort bedeutet, man sieht ihm nicht an, was in ihm steckt, im Guten wie im Bösen zu verstehen.)
Er hats Maul am rechten Ort.
Er hats nur löfflich, nicht schefflich.
Er hat Sperlinge unter dem Hut.
Er hat stets Junge und Eier.
Er hat studiert bis an den Hals, doch ist er daran erstickt.
Er hat um eine Note zu hoch gesungen.
Er singt eine Note zu hoch.
Er singt immer eine Note zu hoch.
(Das bedeutet, er macht oder versucht etwas, was über seine Kräfte oder Möglichkeiten hinaus geht. Ein jahrhundertealtes Sprichwort, vergleichbar mit dem heutigen: Er hat zu hoch gepokert. Er ist ein zu hohes Risiko eingegangen und hat verloren, er hat sich verspekuliert.
Ähnliches Sprichwort: Wenn man das Liedchen zu hoch anfängt, . .)
Er hat viel Flöhe hinter den Ohren.
Er hat viel zu schaffen und wenig auszurichten.
Es hat mancher viel zu schaffen und wenig auszurichten.
Es hat mancher viel zu schaffen und wenig auszurichten und ist ihm wenig befohlen.
(Das bedeutet, jemand mischt sich überall mit ein und steckt seine Nase überall hinein, ohne das ihn jemand darum gebeten oder aufgefordert hätte. Er macht großes Aufheben von Kleinigkeiten und bringt trotzdem nicht viel zuwege. Ursprung des Sprichworts ist die Bibel, Jesus Sirach 3, 25: „Denn dir ist vor mehr befohlen, weder du kannst ausrichten.“)
Er hat viel zu schaffen, und wenig ist ihm befohlen.
Er hat vom Entenfleiß gegessen.
(Das bedeutet, er ist ein Schwätzer.)
Er hat vor der Küche krank gelegen.
(Zu diesem Sprichwort schrieb Sebastian Franck 1541 in seiner Sprichwörtersammlung 2. Teil auf Seite 73a: „Brauchs, so du einen abgemergelten Menschen willst verstehen, der nichts als Haut und Knochen an ihm hat. Wir sagen, er ist in der Schneiderzunft. Er sieht, als wär er ein Jahr am Galgen gehangen. Es wär gut Herrgott nach ihm schnitzen. . . Er sollt nun vom Fasten predigen, jedermann würd es ihm glauben. . “)
Er hat vor der Taufe geniest.
(Ein Sprichwort aus dem Aberglauben. Angeblich soll ein Kind, dass vor der Taufe niest, ein überkluges oder altkluges Kind werden. Nach einem anderen Aberglauben muss man sogleich „Helfgott“ sagen, sonst kommt der Teufel und tauscht das Kind gegen einen Wechselbalg aus. Noch andere behaupten, wenn Kinder bei der Taufe schreien, werden sie nicht sehr alt. Aberglaube, aus dem sich auch heute noch jeder das heraussucht, woran einer glauben will.)
Er hat warten gelernt.
Er hat was um und an, zu beißen und zu brocken.
Er hat, was vor dem Daumen hergeht.
Er hat weder etwas zu nagen, noch zu beißen.
Er hat weder Geschick noch Gelenk.
Er hat weder Saft noch Kraft.
Er hat wohl in die Milch zu brocken.
Er hat wohl was, wenn der arme Kaiser nur was hätte.
Er hat zu hoch gepokert.
(Das bedeutet, er ist ein zu hohes Risiko eingegangen und hat verloren, er hat sich verspekuliert. Poker ist der Name von Kartenspielen, die mit Pokerkarten des angloamerikanischen Blatts zu 52 Karten gespielt werden. Jeder Spieler hat fünf Karten in der Hand, welche die anderen Spieler nicht kennen. Alle setzen Geld, Spielmarken oder Chips auf die Gewinnchancen der eigenen Karten. Den gesamten Einsatz bekommt der Spieler mit dem stärksten Blatt oder dem verbliebenen Spieler, wenn alle anderen ihren Einsatz wegen mangelnder eigener Gewinnaussichten weiter zu erhöhen. Da man bis zum Schluss keine Kenntnis der Karten der Mitspieler hat, muss man an deren Verhalten die Gewinnaussichten ablesen und geht dabei oft ein sehr hohes Risiko ein des Verlierens ein. Alte Sprichwörter mit ähnlicher Bedeutung: Er hat um eine Note zu hoch gesungen. und Er singt eine Note zu hoch.)
Er hat zu schaffen wie Meta, die drei Bohnen auf dem Feuer hatte und sich nicht Zeit ließ, eine zu kosten.
Er hat zu tief ins Glas gekuckt.
Er hat zu viel ins Glas gesehen.
(Das bedeutet, er hat zu viel alkoholische Getränke getrunken und ist jetzt betrunken. Nur eine von vielen Aussagen für denselben Tatbestand.)
Er hat zwei böse Zähne; der eine beißt gern Weißbrot, der andre gern Lebkuchen.
Er hebt den Löffel auf und zerbricht die Schüssel.
Er hebt nicht ein Heller*17 um den andren auf.
Er heischt die Schläge, wie's Pferd sein Futter.
Mancher heischt Schläge wie ein Pferd Futter.
Er heißt ein Mann, aber der Nam' ist an ihm verloren.
Er hofiert in sein eigen Nest, wie ein Wiedehopf.
Erholung tut Leib und Seele wohl.
Er hört die Flöhe husten.
Er hört gern mit der Sauglocke läuten.
Er hört's Gras wachsen und die Mücken an der Wand niesen.
Er hört wie ein Esel auf die Leier.
(Menschen ohne Bildung können sich kein Urteil über Dinge machen, von denen sie nichts verstehen.)