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Über 26.000 Deutsche Sprichwörter

Deutsche Sprichwörter mit S

Deutsche Sprichwörter mit S


Über 26.000 deutsche Sprichwörter


Wie macht / produziert man Sprichwörter?


Dafür muss man laut Wander: „das für diesen Zweck gebildete Sprachgefühl – ich (Wander) möchte es das Sprichwörterohr nennen – besitzen. . . und dann kann nichts als das rasch erkannte Gepräge, das dem Sammler eigene Sprachgefühl, der Sprichwörter-Instinkt, wenn ich so sagen darf, entscheiden.
Ich habe die Sprichwörter nach den obigen Ansichten aufgenommen, auch von keinem meiner geehrten Mitarbeiter einen tabellarischen Nachweis darüber verlangt, ob es ein wirkliches, normal entstandenes, durch Volksbeschluss als solches bestätigtes Sprichwort und nicht ein untergeschobener Wechselbalg sei; . . und mein Leben schien mir zu kurz, um bei jedem einzelnen Ausspruch, den ich bei einem Schriftsteller, in einer Zeitung angeführt fand, oder der mir von einem Sammler und Mitarbeiter geboten wurde, lange und unfruchtbare Erörterungen obiger Art anzustellen. Wenn ich ein Sprichwort einmal auf der Straße oder im Umgange hörte, wenn ich es einmal in einer Schrift angeführt fand, wenn es mir als Sprichwort zugesandt wurde, so nahm ich es in meine Sammlung auf. So ganz ohne Prüfung bin ich indes nicht verfahren; ich sah zunächst schon auf den sprichwörtlichen Charakter und suchte womöglich die Quelle anzugeben, aus der geschöpft war, das Land oder den Ort, wo es vernommen worden u. s. w.,“
(aus der Vorrede zum ersten Band des Deutschen Sprichwörter Lexikons Seite 13 - 14)

Aus den Text von Abraham a Sancta Clara hat Karl Friedrich Wilhelm Wander geschöpft und laut seinem Vorwort sämtliche Sprichwörter, Gleichnisreden, überhaupt alles, was sprichwörtliches Gepräge habe, sorgfältig gelesen und ausgezogen und 1838 in seinem Buch „Abrahamisches Parömakon“ veröffentlicht. Dass die Sprichwörter augenscheinlich nicht bekannt sind, soll der Ursache geschuldet sein, dass sie von Abraham a Sancta Clara so eigentümlich formuliert sind und wohl selten angewandt werden.

Die ersten 5 „Sprichwörter“ aus „Judas Der Ertz-Schelm“ von Abraham a Sancta Clara ausgezogen lauten in Wanders Buch „Abrahamisches Parömiakon“ von 1838, teilweise mit anderem Wortlaut als bei A. a Sancta Clara:
 
1. Wenn man den Kalk anfeuchtet, so entzündet er sich. — Nicht weniger tut das Übermaß des Weintrinkens ungebührende Venusflammen in dem verwandten Leib erwecken.
 
2. Weiber und Weinbeeren machen alle Beutel leer.
Oder:
3. Die vollsten Beutel machen Weiber und Weinglas eitel.
 
4. Auf den Weinmonat folgt im Kalender der Wintermonat, also auf vieles und ungezähmtes Weinsaufen geht es gemeiniglich kühl her und schleicht die Armut ein, wie ein stummer Bettler.
 
5. Die Kandel und Andel bringen einen armen Wandel, deswegen sollte Bacchus von Rechtswegen in der einen Hand einen Regimentsstab, in der andern einen Bettelstab führen; nicht weniger auch Venus tut die Taschen leeren.
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Der Originaltext aus „Judas Der Ertz-Schelm“ von Abraham a Sancta Clara, Bd. 1. Salzburg, 1686, auf Seite 4 bis 5 lautet:
"Zu Dotrecht in Holland war nicht gar vor vielen Jahren ein Gesell, welcher fein sauber all das Seinige verschwendet durch stete Schlemmerei und Unsauberkeit, denn diese beide gemeiniglich verwandt sind und wenn Bacchus hinter dem Ofen sitzt, so heizt die Venus ein und sind diese so nahe beieinander, wie der Knopf bei der Hose. Auch zeigt es die öftere Erfahrung, dass Feuchtigkeit und nässe den Kalk anzündet, nicht weniger tut das Übermaß des Weintrinkens ungebührende Venusflammen in dem verwanden Leib erwecken, die Weiber aber und Weinbeere machen mehristen Teil alle Beutel eitel und gleichwie in dem Kalender auf den Weinmonat der Wintermonat folget, also auf vieles und ungezähmtes Weinsaufen geht es gemeiniglich kühl her und schleicht die Armut ein, wie ein stummer Bettler. Dessenthalben soll Bacchus von Rechts wegen in einer Hand ein Regimentsstab, in der anderen Hand ein Bettelstab führen. Nicht weniger auch Venus tut die Taschen leeren, bringen also die Kandl und Andl einen Menschen zu einem armen Wandel."
(Andere Ausgaben sind gleichlautend.)

Allein das „Sprichwörterohr“ von Wander erkannte diese „Sprichwörter“, unabhängig davon, das sie nicht als Sprichwörter im Umlauf waren. Alle Stellen, in denen diese als „Sprichwörter“ auftauchen, datieren nach 1838 und haben wohl aus Wanders Werk geschöpft. Aus der Zeit vorher gibt es keine auffindbare Quelle, in der einer dieser Sprüche außerhalb des Textes von Abraham a Sancta Clara zitiert, oder als Sprichwort bezeichnet wird. Das schließt nicht aus, das Sancta Clara an anderen Stellen auch Sprichwörter gebraucht hat. Die sind aber dann unabhängig von ihm auch bei anderen Autoren als Sprichwörter zu finden.
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Einträge im Deutschen Sprichwörter Lexikon von Wander:
   
1. Wenn man den Kalk anfeuchtet, so entzündet er sich.
(Stichwort Kalk Nr. 13, angegebene Quelle: Parömiakon, 1.)

2. Weiber und Weinbeer machen alle Beutel leer.
(Stichwort Weib Nr. 1128, angegebene Quelle: Parömiakon, 2, Leipziger Tageblatt, Nr. 260 vom 16.9.1864, Seite 1 (Spruch von Abr. a Sancta Clara))
(Möglicherweise hat Wander diesen Spruch in Anlehnung an ein anderes Sprichwort bei Sailer, Seite 100 formuliert: „Drei W machen viel Beutel leer: Würfel, Weiber, Weinbeer'.“ Würfel oder Spiel in Verbindung mit Weib und Wein oder Weinbeere kommen auch in anderen Sprichwörtern und bei anderen Autoren öfters vor.)

3. Die vollsten Beutel machen Weiber und Weinglas eitel.
(Stichwort Beutel Nr. 24, im Sprichwörter Lexikon von Wander ohne Quellenangabe.)

4. Auf den Weinmonat folgt der Wintermonat.
(Stichwort Weinmonat Nr. 1, angegebene Quelle: Parömiakon, 4.)

5. Kandel und Andel bringen einen armen (bösen) Wandel.
(Stichwort Kandel Nr. 1, angegebene Quelle: Parömiakon, 5)
    Andel und Kandel machen einen bösen Wandel.
(Stichwort Andel (Diminutiv von Anna), angegebene Quelle: Parömiakon, 5)
Weitere von Wander angegebene Quellen, in denen aber ein etwas anderer Text für das Sprichwort steht. Wander bemängelt den anderen Text bei Karl Simrock als Druckfehler. Wahrscheinlich hat Braun 1840 von Wander (1838) abgeschrieben und den Text etwas verändert, alle anderen dann von ihm.:
    Kandel und Andel bringen einen warmen Mantel.
(Braun 1840, Nr. 1740; Marbach 1842, Seite 52; Simrock 1846, Nr. 5395; Wilhelm Körte zweite Auflage 1861, Nr. 4085 (sind ein warmer Mantel.) Nicht in Körtes 1. Auflage von 1837 enthalten)
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Von Wander angegebenen Quellen zu Sprichwörtern von Abraham a Sancta Clara stammen aus seinem eigenen Buch „Abrahamisches Parömakon“ von 1838, also von ihm selbst oder von anderen, die ihrerseits von ihm abgeschrieben haben. So kann man aus Texten vieler Autoren mit etwas Geschick und Sprichwörterohr Sprichwörter herausziehen und mit Wortumstellungen zu Sprichwörtern machen. Auf Seite 5 der Vorrede in Band 1 des Sprichwörter Lexikons zitiert Wander aus einem Gutachten der Gesellschaft für deutsche Sprache in Berlin „Weil es als Münze, unbesehen und unverändert umläuft, wird nicht jeder Denk- noch Sinnspruch zum Sprichwort." Leider richtet sich Wander nicht danach. Etliche seiner „Sprichwörter“ sind keine Sprichwörter, da sie nie als Sprichwörter unter den Menschen bekannt geworden sind oder umgehen. Sie bleiben, was sie vorher waren, Zitate aus Büchern anderer Autoren, auch wenn sie später bei Wander als „Sprichwörter“ abgeschrieben wurden. Nur wenn sie auch in anderen Quellen zu finden sind, sind es wahrscheinlich wirklich Sprichwörter.

Ein Beispiel für ein echtes Sprichwort durch ältere Quellen:
„Er schickt sich in alle Sättel.“ steht in „Abrahamisches Parömakon“ unter Nr. 2764. Bei A. a Sancta Clara steht im „Wohl angefüllter Weinkeller“ auf Seite 471: „Ein Schmeichler schickt sich in alle Sättel.“ Hier hat auch Sancta Clara ein Sprichwort zur Verdeutlichung seiner Gedanken verwendet. Ältere Quellen finden sich in der deutschen Ausgabe der Baierische Chronik von Johannes Aventin (1477 - 1534), herausgegeben 1566 (Auf alle Sachen und alle Sättel geschickt.), in „Florilegium Ethico-Politicum“ von Jan de Gruytere (1560 - 1627) aus dem Jahr 1612 und 1630 im Politischen Blumengarten von Christoph Lehmann (1568 - 1638), (bei beiden : „Zu schimpf und ernst auf alle Sättel gerecht.“).
   
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Aus einem Gutachten von Dr. Karl Rosenkranz, Rat 1. Klasse und ordentlicher Professor an der Königlichen Universität zu Königsberg zur Sprichwörtersammlung „Preussische Sprichwörter“ von H. Frischbier aus dem Jahr 1864 in der 2. Auflage 1865, Seite 320:

„Sprichwörter erfindet man nicht, sondern man findet sie.“

Leider hat Wander in seinem Deutschen Sprichwörter Lexikon zu viele Sprüche selbst produziert und erfunden. Auf dieser Website sind deutsche Sprichwörter mit S dagegen in den originalen Quellen vorhanden, ebenso wie alle anderen Sprichwörter aus Deutschland von A bis Z. Wenn hier trotzdem besondere, wichtige, neue oder häufige Sprichwörter aus Deutschland fehlen sollten, bitte eine Nachricht mit Quellenangabe/Fundort an die E-Mail Adresse auf der Seite Kontakt.

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Deutsche Sprichwörter von Sechs bis So k

  

Sechse sind kein Galgen voll.

Sechse treffen, Sieben äffen.
(Textzeile in der romantische Oper „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber (Libretto von Friedrich Kind, Uraufführung 18.6.1821, Königliches Schauspielhaus Berlin). Der Spruch wird im 2. Akt, 5. Auftritt, von Samiel gesprochen (Samiel, Samael, synonym für Satan.). Bedeutung: Freikugeln sind vom Bösen verzaubert und treffen immer das gewünschte Ziel. Von sieben Freikugeln treffen sechs, die siebte gehöret dem Bösen, der sie nach belieben in sein gewünschtes Ziel lenkt.)

Seelsorger, Geldsorger.

Segnet Gott fünf, so segnet er auch wohl sechs.

Sehen geht über Hören.
Sehen geht vor Sagen.
Sehen geht vor Hörensagen.

Sehen's die Menschen nicht, so sieht es Gott.

Sehest du einem Hasen so ähnlich, wie einem Narren, die Hunde hätten dich längst zerrissen!
Und sehe mancher einem Hasen so ähnlich als einem Narren, wären schon viele von Hunden gefressen.
Wenn er einem Hasen so ähnlich wäre, als einem Narren, so hätten ihn die Hunde längst zerrissen.
Wäre er einem Hasen so ähnlich als einem Narren, die Hunde hätten ihn längst zerrissen.
Wär er einem Hasen so ähnlich als einem Narren, die Hunde hätten ihn lang zerrissen.

Sehr fröhlich, gefährlich, sehr traurig, beschwerlich.

Sehr ungleich geht's auf Erden zu, ich heut, der gestern, morgen du.

Sei begnügt an dem, das du hast.

Seidene Kleider machen eine kalte Küche, löschen das Feuer auf dem Herd.

Sei der, den man dich heißen soll.

Sei dienstbar allen Leuten, so wirst du ein Pracher*26 bei Zeiten.

Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.
(Das Sprichwort hat seinen Ursprung in der Bibel, Das Evangelium nach Matthäus 10, 16: „Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.“)

Seid und Samt am Leibe löschen das Feuer in der Küchen aus.

Sei eine Schneck im Raten, ein Vogel in Taten.
Sei im Raten wie eine Schnecke, in Taten ein Vogel.
Biss in Räten ein Schneck, in Taten ein Vogel.
(In den alten Büchern steht anstelle „Sei“ das Wort „Biss“.)

Sei faul und beut eine kleine Weile, die Armut kommt dir schon mit Eile.

Sei freundlich jedermann, willst du viel Freunde han.

Sei freundlich mit einem Schurken, dass er dich nicht behellige.

Sei friedlich, fromm und halt dich schon, mehr Leids magst du deinem Feind nicht ton.

Sei fröhlichen Muts und ruh dabei, dein Speis und Trank auch mäßig sei. Zu rechter Zeit die Mahlzeit halt, so bleibst du gesund, kannst werden alt.

Sei fröhlich mit den Fröhlichen, der traurigen Tage kommen doch genug.

Sei fromm, Gott sieht`s.
Bis fromm, Gott siehts.

Sei fromm, wart deines Studierens, so bleibst du sicher des Verführens.

Sei Fuchs mit dem Fuchs.
(Die meisten Menschen schließen von sich auf andere. Wenn man selbst ehrlich und arglos ist, vermutet man das erst einmal auch von den anderen und wird leicht betrogen und übervorteilt. Ein Dieb und Betrüger vermutet, alle anderen wollen ihn auch betrügen und passt deswegen auf und fällt nicht so schnell auf andere herein. Das Sprichwort meint, man solle überall wie ein schlauer Fuchs aufpassen, dass man nicht auf die List von anderen hereinfällt. Nur den erwiesen ehrlichen und vertrauenswürdigen Menschen kann man ebenso vertrauen. Selbst von denen, die man schon Jahrzehnte gekannt hat, kann man aber enttäuscht werden, wie ich selbst erfahren habe.)

Sei gelind, bescheiden, fromm, willst du, dass dir's wohl bekomm.

Sei gern allein, so bleibt dein Herz rein.

Sei gütig gegen jung und alt, Gott endlich Gütigkeit bezahlt.

Sei heut ein Wirt, gleich darnach ein Hirt.

Sei heut Keller, schleck darnach die Teller.

Sei Hur' oder Dieb, hast du Geld, so bist du lieb.
Bist du Hur' oder Dieb, hast du Geld, so bist du lieb.
(Ähnliches, fast gleichlautendes anderes Sprichwort: Die (Deine) Mutter ein Hur, der Vater ein Dieb, hast du Geld, so bist du lieb.)

Sei kein Leckermaul wie Hans, der kaut' an einem alten Pflugrad und meint', es wär' ein Butterkringel.

Sei klug, lass große Herrn Gewehren, willst du nicht Gut und Ehr entbehren.

Seil aus Sand, wie hält das Band?

Sei mäßig fromm, ohn Übermut, Maß ist zu allen Dingen gut.

Sei mein Freund und leih mir fünf Groschen.

Sei mild, doch mit massen.

Sein Acker ist so faul wie er.

Seine Butter muss immer oben schwimmen.

Sein edel geboren ein Schlechtes ist, die Tugend adelt zu aller frist.

Seine Eier haben allzeit zwei Dotter.

Seine Eier sollen mehr gelten als anderer Leute Hühner.

Seine Finger heißen Greifzu.

Seine Frau, sein Pferd und seinen Degen zeigt man wohl, leiht sie aber nicht weg.


Seine Gulden*13 sind seine Meister, wie sieben Hunde eines Hasen.
Sein Geld und sein Weib sind sein Meister, wie sieben Hunde eines Hasen.
Sieben Hunde sind eines Hasen Meister.

Seine Haare stehen wie armer Leute Korn.

Seine Hände heißen Greifzu.

Seine Hühner legen Eier mit zwei Dottern.

Sein eigen Herz überwinden ist mehr, denn die Feinde schlagen.

Sein eigen Mann sein ist besser, denn eines andern Knecht sein.

Seinem eigenen Mund gibt einer gern das Beste.

Seinem eigenen Mund ist einer kein Hund.

Seinem Eigenen steht einer selbst am besten vor.

Seinem Schicksal kann niemand entgehen.
Seinem Schicksal mag niemand entrinnen.

Seinem Schicksal soll man nicht widerstreben.

Seine Nahrung ist ihm aufs Kerbholz geschnitten.

Seinen eigenen Kindern ist einer keine Stiefmutter.

Seinen Herrn betrügen, heißt noch nicht Rom ersteigen.

Seinen Kohl zieht mancher mit mehr Sorgfalt als seine Buben.

Seinen Schaden wendet, wer guten Boten sendet.

Seine Rede hängt aneinander, wie ’ne Kette von Kuhdreck.

Seine Reden haben keine Heimat.

Seiner Gegner Fehler soll man kennen, aber sie niemals benennen.

Seines Feindes untreu bleibt einem stets im Herzen neu.

Seines Fleißes darf sich jeder rühmen.

Seines Glücks soll sich niemand überheben, denn wenn Gott will, so nimmt es ab.

Seines Handwerks soll sich niemand schämen.

Seines nächsten Fehler ein jeder betracht, auf sich hat niemand selber acht.

Seine Spitzen stehen allenthalben heraus, wie ein Haspel im Sack.

Seine Stiefeln haben zur Nacht über einem Koffer gelegen.
(Das Sprichwort meint einen Krummbeinigen.)

Seine Worte sind allweg Orakelsprüche.
Seine Worte sind keine Orakelsprüche.
(Ein Sprichwort und sein Gegenteil. Jeder kann sich für seinen Zweck das passende heraussuchen.)

Seine Würfel geben allweg Zink drei.

Seine Zunge ist an ein golden Seil gelegt.

Sein geht über Schein.

Sein Geld fährt um, wie ein Igel.

Sein Geld ist eine Hure.
Sein Geld ist eine Hure, will immer nur unter fremden Leuten sein.

Sein Geld ist so dumm wie er.

Sein Geld ist wie Zachäus, auf allen Kirchweihen.
(Zachäus war der Oberzöllner in Jericho zur Zeit Jesu (Lukasevangelium 19, 1-10). Wenn jemand auf allen Kirchweihen war, meinte man damit, der ist in allen Schenken und Wirtshäusern zum Trinken. Von Zachäus wurde gesagt, er wäre auf allen Kirchweihen. Das bedeutete aber nicht, das er überall zum Trinken wäre, sondern die Bibelstelle aus dem Lukasevangelium 19, 1-10 wurde regelmäßig am Kirchweihtag in der Kirche genannt. Weil etliche Kirchenbesucher an dem Tag nach der Kirche in die Wirtshäuser gingen, ist wahrscheinlich der Grund, einen Zusammenhang herzustellen. Wenn jemandes Geld mit dabei ist, wird er es wohl vertrinken.)

Sein Geld schreit immer: lass mich aus.
(Wird von einem Verschwender gesagt.)

Sein Gewissen dehnt sich, wie 'ne Bockshaut.

Sein Gut heißt ihn nicht: Herr.

Sein Hering brät dort nicht.
(Es funktioniert nicht alles so, wie es sollte.)

Sei nicht Allerwelts Freund.

Sei nicht eigensinnig wie Hans, der sollte an den Galgen und wollte nicht.

Sei nicht ein Ohrenbläser, und verleumde nicht mit deiner Zunge.
(Ohrenbläser = Verleumder, Schmeichler, redet schlecht über andere und schmeichelt dem Hörer. Ein altes, früher öfter gebrauchtes Sprichwort, aus der Bibel, Jesus Sirach 5, 16. Viele Sprichwörter haben ihren Ursprung in der Bibel, nur manchmal erkennt man sie nicht mehr in der heutigen Bibel wieder. Die Übersetzung der Lutherbibel wird von Zeit zu Zeit an die Umgangssprache angepasst, veraltete Wörter werden durch neue ersetzt und der Text geändert. Der Text entfernt sich damit immer weiter vom Urtext, nach dem die Sprichwörter entstanden.
Der Text dieser Bibelstelle:
1832:5, 16. Lass dich nicht Ohrenbläser nennen, und stelle [niemanden] nach mit deiner Zunge! 17. Denn dem Diebe wird Schande, und schlimme Verurteilung trifft den Doppelzüngler.
1912:5, 16 Sei nicht ein Ohrenbläser, und verleumde nicht mit deiner Zunge. 17 Ein Dieb ist ein schändlich Ding; aber ein Verleumder ist viel schändlicher.
2017:5, 14 Mache niemand heimlich schlecht, und rede nicht hinterhältig! Denn über den Doppelzüngigen kommt Verachtung wie Schande über den Dieb.)

Sei nicht zu gach, gib etwas nach.
(gach = hitzig, geschwind, eilfertig, unvorsichtig, unbesonnen, vermessen.)

Sei nicht zu klug noch zu gerecht, so tust du vielen Sachen recht.

Sei nicht zu mild, wer weiß, was noch das Korn gilt.

Sei nimmer faul, das Jahr hat gar ein großes Maul.

Sein ist über Schein.

Sein kleiner Finger ist gescheiter als du mit Haut und Haar.
Sein kleiner Finger ist gescheiter als ein anderer mit Haut und Haar.

Sein Magen kocht gut, hat Haus und Hof verdaut.
(Das bedeutet, ein Verschwender hat so lange geprasst und verschwendet, bis er nichts mehr hat.)

Sein Maul ist froh, dass es Nacht ist.
Sein Maul wird froh sein, wenn es Nacht wird.

Sein Maul schickt sich nicht zu Gallert, es steht nie stille.

Sein Reichtum dem nichts nützen tut, der darben muss bei großem Gut.

Sein reich und gesund kommt selten auf eine Stund.

Sein Stern ist untergegangen.

Sein Stundenglas ist abgelaufen.

Sei nüchtern und kalt, willst du werden alt.


Sein Verstand ist scharf, wie ein Mühlstein.

Sei Priester beim Buche, Bauer beim Pfluge, Jäger im Walde und Krüger im Kruge.

Sei selber glatt, ehe du andere hobeln willst.

Sei selbst ein Kerl, aber achte einen andern Kerl auch für einen Kerl.

Sei sparsam im Salzen, doch nicht im Schmalzen.

Sei still, trag Leid, verschweig, verbeiß, willst du sein angenehm und weis.

Sei still und verschwiegen, bei viel schwätzen ist viel lügen.

Sei still und verschwiegen, was nicht dein ist, das lass liegen. Und hab ein reine Hand, so kommst du wohl durch alle Land.

Seit der Rausch aufgekommen, säuft sich keiner mehr voll.

Seit Untreu ist geboren, hat der Glaube das Feld verloren.

Sei vorsichtig und halt dich recht.

Sei, was du bist, ein Weib, willst du mehr sein, so bist du keins.

Sei, was du scheinen willst.

Sei, was du sein willst.

Sei weis aufs Gute, aber einfältig aufs Böse.

Sei wohlgemut, wenns die Zeit leiden tut.
Selber essen macht feist.

Selber ist der Mann.
Selbst ist der Mann.

Selber schuldig ist der Tat, wer nicht straft die Missetat.

Selber tun, selber haben.
Selbe täte, selbe habe.

Selbst angegriffen tut's.

Selbst ein gutes Kraut wächst aber nicht in allen Gärten.

Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung.

Selbst essen macht satt.

Selbst geschaffenes Unglück lastet schwer.
Selbstverschuldet Unglück lastet schwer.

Selbstgeschlagene Wunden heilen übel.

Selbst gesponnen, selbst gemacht, rein dabei, ist Bauerntracht.

Selbst getan ist bald getan.

Selbst ist ein gut Kraut, wächst aber in allen Gärten nicht.

Selbst ist ein gut Kraut, wächst aber nicht in allen Gärten.

Selbst ist ein herrlich Kraut, wächst aber nicht in jedem Garten.


Selbst, tut's ganz; heißen, zur hälft'; und bitten, gar nicht.
Selb tut's gar, Heißen halb, Bitten ist vergeblich.
(Das bedeutet, nur was man selbst tut, wird gut getan. Wenn man andere beauftragt, bleibt immer noch die Hälfte liegen, und wenn man gar bitten müsste, bleibt es ungetan.)

Selb weiß am besten, wo der Schuh drückt.

Selig ist der Besitzer.

Selig ist der Mann, dem Gott ein tugendsam Weib gan.

Selig ist der Mann, der sich vor Weiberlist hüten kann.

Selig ist, der ohne Sorgen lebt.

Selig ist, der seinen Herrn nicht kennt und den sein Herr auch nicht kennt.

Selig ist, wer Gott alle Tage sieht und seinen Gutsherrn jährlich nur einmal.
Selig, wer seinen Gott alle Tage sieht und seinen Erbherrn einmal im Jahr.
Selig, wer Gott täglich sieht und seinen Erbherrn einmal im Jahre.

Selig sind die Reichen, alles muss ihnen weichen.

Selig sind die Reichen, Recht und Wahrheit muss ihnen weichen.

Selig und edel ist, der wohl tut.

Selig, wen fremder Schaden witzig macht.

Selten ein Unglück ohne Glück.

Selten gekämmt, scharf gekämmt.

Selten gesehen ist bald (leicht) vergessen.

Selten Gewinn ohne Betrug.

Selten ist angenehm.
Selten ist stets (allezeit) willkommen.
Was selten ist, das hält man wert.

Selten ist die Keuschheit in dem Überfluss, Demut im Reichtum und die Wahrheit in vielen Worten anzutreffen.

Selten ist zu Hof geblieben, wer einfältig ist und nicht durchtrieben.

Selten lacht einer, dass nicht der andere weinet.

Selten man Brüder find, die gar einträchtig sind.

Selten nur ist jemand nutz, wenn's geht an den Eigennutz.

Selten wird das Glück der Bescheidenheit ein Opfer ablegen.

Selten wird seines Leidens Rat, der ein bös Weib genommen hat.

Selten wohl und allweg wehe, ist täglich Brot wohl in der Ehe.
Selten wohl und allzeit wehe ist das täglich Brot der Ehe.
Selten wohl und allzeit wehe ist tägliches Brot in der Ehe.

Selten zusehen und sprechen, kann wohl ein starkes Herz brechen.

Seltsam gegangen, seltsam gedacht.

Seltsam kauft man teuer.

Sequester macht leere Nester.
(Sequester = aus dem Lateinischen, ein durch amtlichen Gerichtsbeschluss mit der treuhänderischen Verwaltung einer strittigen Sache Beauftragter, Zwangsverwalter.)

Serbende Katzen leben lange.
(serben, serbeln = altdeutsch - kränkeln, dahinsichen, verkrüppeln, welken, hinschwinden, abnehmen, langsam absterben.)

Setz an! Sagte Hans mit der wächsernen Nase.

Setz eine Katz in ein Vogelhaus, es wird kein Zeislein daraus.

Setz einen Frosch auf goldnen Stuhl, er hüpft doch wieder in den Pfuhl.
Setzt man den Frosch gleich auf ein Stuhl, sprüng er doch wieder in den Pfuhl.
Der Frosch hüpfet wieder in den Pfuhl, wenn er auch säße auf einem güldnen Stuhl.

Setze nicht alles auf eine Schanze (Chance).
Setze nicht alles in ein Spiel.

Setzt man einen auf die Schultern, so will er gar auf den Kopf steigen.

Setzt man sein Licht zu hoch, so löscht's der Wind, zu nieder, so löscht es ein Kind.
Setzt man's Licht zu hoch, so löscht es der Wind; setzt man's zu niedrig, so löscht es das Kind.

Sich auf das Wetter verstehen, macht den Steuermann.

Sichere Worte sollen eher unter die Feile als auf die Zunge kommen.

Sicherheit ist des Unglücks erste Ursache.

Sicherheit ist nirgends sicher.

Sicher ist sicher.
(Das bedeutet, trotz anscheinend sicherer Umstände baut man zusätzliche Sicherungen ein, damit, falls doch etwas posiert, trotzdem alles sicher bleibt. Es werden redundante, doppelte Systeme in technische Anlagen eingebaut (Luftfahrt, Raumfahrt), oder ein Airbag zusätzlich zum Sicherheitsgurt in Autos, oder eine Feuerversicherung für unbrennbare Dinge, man kann nie wissen, ob nicht doch etwas sehr unwahrscheinliches (Super-GAU im Kernkraftwerk?) oder praktisch Unmögliches passiert.)

Sich kennen ist viel kennen, Gott kennen ist, alles kennen.
Sich wissen, ist viel wissen, Gott wissen, ist alles wissen.

Sich prüfen und bürsten, ziemt Bauern und Fürsten.

Sich regen bringt Segen.

Sich selber loben ist Torheit, sich selber schänden ist Unsinn.

Sich selber loben niemand soll, den Guten loben andre wohl.

Sich selber unnütz, ist keinem nütz.
Wer sich selber unnütz, ist keinem nütz
Wer ihm selbst nichts taugt, taugt keinem andern.
Wer sich selbst nichts taugt, taugt keinem andern.
Wer ihm selbst nicht taugt, der ist einem andern auch nicht Nutz.

Sich selbst betrügen, ist die leichteste Arbeit.

Sich selbst kennen ist die größte Kunst.
Sich selbst erkennen ist die beste Wissenschaft.

Sie achten nicht der Seele, sondern des Säckels.

Sie beißen nicht alle, die Zähne weißen.

Sieben Gäste, gute Zahl, Neune halten böses Mahl.

Siebenundsiebzig Handwerke, 77 Unglücke.

Siebenundsiebzig Hänse, siebenundsiebzig Gänse. Beißen mich nicht die Gänse, was scheren mich die Hänse!

Sie blasen in ein Horn.

Siebzehn Handwerk achtzehn Unglück.
Sieben und siebenzieg Handwerk, sieben und siebenzig Unglück.

Siebzig Jahre machen's nicht wie fünfzig.

Siechbett lehrt beten.

Siechen und gesunden, haben nicht einerlei Stunden.

Sie decken sich mit einem Bettelmantel.
(Das wird von denen gesagt, die sich mit ihrer Armut entschuldigen.)

Siedet der Topf, so blüht die Freundschaft.

Sie geht barfuß bis an den Hals.

Siegen kommt nicht von Liegen.

Siegen macht verwegen.

Sie gibt ihrem Maul nicht umsonst zu essen.

Sieg liebt Sorge.

Sie haben die Karten miteinander gemischt.

Sie haben einander an der Nase.
(Zwei betrügen sich genseitig.)

Sie haben gern Gäste, wenn man den Tisch in eines anderen Winkel setzt.

Sie halten beieinander, wie die Zähne im Kalbskopfe.

Sie hält sich zum Mann wie der Hase zum Hund.


Sie hat den Schleier genommen.

(Das bedeutet, sie ist Nonne geworden.)


Sie hat ein Hufeisen verloren.

Sie hat ihm tüchtige Hörner aufgesetzt.

Sie hat ihn lieb auf der Seite, wo die Tasche hängt.
Die Liebe neigt sich auf die Seite, wo die Tasche hängt.
(Das bedeutet, man sollte darauf achten, ob die Liebe dem Menschen oder nur dem Geld des Menschen gilt. Das obere Sprichwort aus der Sammlung von Simrock suggeriert, das es meist die Frauen sind, die es auf den Reichtum der Männer abgesehen haben. Das untere Sprichwort von Sailer 36 Jahre früher ist noch geschlechtsneutral. Trotzdem meint Sailer ebenso die Frauen, sein Kommentar dazu lautet: Ein junges Weib liebt an ihrem alten Mann das Geld.)

Sie hat ihr Kränzlein verloren (wie Dina).
(Kränzlein verloren = Unschuld, Jungfräulichkeit verloren. Dem Sinn nach meint das Sprichwort das 1. Buch Mose, Kapitel 34 in der Bibel, in dem sich Diana verführen ließ und damit viel Unglück heraufbeschwor.)

Sieh auf die Hühner und nicht auf die Nester.

Sieh dich an und beurteil' mich, find'st dich ohn' Schuld, dann strafe mich!

Sieh dich vor, dass es dir nicht ergehe wie dem Abt von Fulda.
(Der Fürstabt von Fulda, Johann Bernhard Schenk zu Schweinsberg (1584–1632, Fürstabt 1623–1632), war zu neugierig und sah der Lützener Schlacht zu, dabei traf ihn ein Schuss tödlich. Die Schlacht bei Lützen fand im Dreißigjährigen Krieg am 16. November 1632 zwischen dem protestantischen schwedischen Heer und dem katholisch kaiserlichen unter Wallenstein statt. Die Schlacht blieb militärisch ohne Folgen, die größte politische Folge war der Tod von König Gustav II. Adolf von Schweden.)

Sieh dich vor, Untreue geht dir zur Seite.

Sieh dich wohl für, Schaum ist kein Bier.
Sieh wohl zu, Schaum ist kein Bier.
Schaum ist kein Bier.

Sieh dich wohl vor, du greifst die wilde Sau am Ohr.

Siehe auf dich, Treue ist misslich.
Siehe vor dich, treu ist misslich.
Sieh für dich, Trauen ist misslich.
(Früher wurde das Sprichwort meist „Siehe für dich, Treue ist misslich.“ geschrieben. Kommentar von Agricola 1530 in desen Sprichwörtersammlung: „Die alten Weisen sagen, und es befindet sich auch also, das, wer einen guten treuen Freund hat, der soll ihm denselbigen guten Freund lassen lieber sein, denn Silber und Gold. Denn die Welt ist voller Untreu, und das Wort ist eine Warnung, das man vor sich sehe und niemand leichtlich traue, so bleibt das Pferd im Stalle und wird nicht weggeritten. Denn es ist leichtfertiger Leute Art, das sie mit einem jeglichen leichtlich Kundschaft machen und werden ihm bald heimlich, ehe denn sie erfahren, wie es um die Leute steht, mit welchen sie umgehen.“ Das bedeutet, selbst von angeblich treuen Freunden kann man enttäuscht werden, wenn die sich bei passender Gelegenheit zum eigenen Vorteil gegen einen stellen. So habe ich es selbst erlebt, als angeblich gute Nachbarn nach Jahrzehnten, in denen sie oft selbst mehrfach Hilfen in Anspruch genommen hatten, bei der Planung zum A7-Ausbau in Hamburg-Stellingen heimtückisch und gemein wurden. Weil der Anwalt ihnen versprochen hatte, die Stadt Hamburg würde für die 50 Jahre alten Häuser im Gegenzug neue Häuser geben (was einen enormen Gewinn bedeutet hätte), wurden Nachbarn, die diesem Gewinn auf Kosten der Allgemeinheit scheinbar im Wege standen, mit allen Mitteln bekämpft. Am Ende zerstörten die zu habgierig gewordenen Hauseigentümer die in Jahrzehnten gewachsene Nachbarschaft und verfeindeten sich mit allen. Wer sein Haus verkaufte, musste für neue Häuser anderswo zusätzliche hohe Schulden aufnehmen, die ihm jetzt (2022) bei steigenden Zinsen auf die Füße fallen werden.)

Siehe, hör und sprich nicht, gedenk und vergiss es nicht.

Siehe in deiner Küche.

Siehe in dein Haus, darnach daraus.
Sieh zuerst in dein Haus, darnach hinaus.

Siehe nicht den Mann von außen an, ein arges kann er an ihm han.

Siehe recht, höre recht, richt recht, so tust du niemand unrecht, und geschieht allen Sachen recht.

Sieh erst auf dich und die Deinen, dann schilt mich und die Meinen.

Siehe vor dich, dass Reue nicht beißet dich.

Sieh ihm auf die Hände, du brauchst ihm auf die Füße nicht zu sehen.

Sieh in dein eigen Spiel.

Sieh nicht in den Spiegel bei Licht, der Schwarze guckt dir über die Schulter.
(Laut Wilhelm Körte ist damit der Teufel der Eitelkeit gemeint.)

Sieh nicht über dich, sondern unter dich.
(Das bedeutet, man sollte sich lieber mit den Menschen vergleichen, die weniger haben oder schlechter geht als einem selbst und nicht mit reicheren oder besser gestellten, da man sonst meist nur enttäuscht wird.)

Siehst du einem was übel anstehen, sollst du dasselbe nicht selbst begehen.

Siehst du nicht vor zu, so siehe nach zu.

Sieht man die Welt von außen an, List, Trug und Gewalt den Vorgang han.
(Auf Russland bezogen, hat sich da seit der Entstehung dieses Sprichworts vor über 500 Jahren bis heute nichts geändert.)

Sieht man's, so spiel ich's, sieht man's nicht, so stiehl ich's.
(Der Wahlspruch von Dieben.)

Sieht man von innen besser zu, so find sich's, dass das Glück viel tu.

Sieht man zuletzt gar recht drauf, von Gott all Ding hat seinen auf.

Sieh, wie viel du reicher bist, wenn das Spiel geendet ist.

Sieh wohl zu, was du tust, wiederkehren ist schwer.

Sieh zu, das du dich an schelligen und verbrennenden Leuten nicht versengest.
(schellig = geistesgestört, verwirrt, verrückt, irre.)

Sieh zu, straf nicht zur Unzeit, sonst machst du dir Mühe und Arbeit.

Sieh zu, was du redest, glaubst und vor hast.

Sie ist aus der siebenten Bitte.
(Im christlichen Vaterunser lautet die siebente Bitte: „sondern erlöse uns von dem Bösen. (früher: Übel)“ Da dieses Sprichwort sehr alt ist, eine alte Erklärung zur siebenten Bitte von Pfarrer Johann Nepomuck Langs aus dem Jahr 1789: „Dass uns Gott vorzüglich von dem Übel der Seele, welches die Sünde ist, erlöse, und uns von der zeitlichen und ewigen Strafe der Sünde bewahre. Dass uns Gott auch von den leiblichen Übeln befreie, wenn sie nicht zu unserm Heile sind.“)

Sie ist die Schönste, wenn sie allein ist.

Sie ist ein altes Register.
Ins alte Register kommen.
(Ein altes Register bedeutete früher, sie ist eine alte Jungfer.)

Sie ist eine Vogelscheuche.

Sie ist mannsüchtig.

Sie ist nur wert zwischen zwei Späne genommen zu werden.

Sie ist Oberförsters Tochter und hat viel Holz vor dem Hause.
(Das bedeutet laut Frischbier 1864: „Sie hat einen vollen Busen.“ Eines der Sprichwörter, wegen denen die Erstausgabe von Hermann Frischbiers Buch „Preußische Sprichwörter“ wegen „Erregung eines öffentlichen Ärgernisses durch Verletzung der Schamhaftigkeit“ 1864 polizeilich mit Beschlag belegt und Anklage gegen den Autor erhoben wurde.)

Sie kann sogar den Teufel aufs Kissen binden.
(Mit boshafter Starrköpfigkeit kann sie sogar den Teufel überwinden.)

Sie kaufen guten Kauf, die nichts nach Hause bringen.

Sie kocht und kehrt, die einen ernährt.

Sie kriegen unsern Herrgott bei den Füßen und taugen dem Teufel im -- nicht.

Sie leben in Saus und Braus und tun, als äßen sie Haberstroh.

Sie leben wie die Vöglein im Hanfsamen.

Sie liegen sich in den Haaren.
(Das bedeutet, sie sind anderer Meinung über eine Sache und streiten sich.)

Sie machen verworren Garn und Netz, damit fangen sie nichts als lateinische Hasen.
(Mit „Sie“ sind Disputierer gemeint. Im Deutschen Sprichwörter Lexikon ersetzte Wander das Wort Sie gleich mit dem aanderen, als er es von Lehmann abschrieb.)

Sie mag wohl jung sein, hofiert aber durch einen alten Arsch.

Sie mögen zürnen, bis die grauen Röcke vergehen, die ohn Ursach zürnen.

Sie reden ein ganz Sester voll Schelfen, man findet nicht drei Nüsse darunter.

Sie schicken sich schlecht zusammen, die Zunge von Gold, das Herz von Eisen.
(Ein Sprichwort in Paul Wincklers Buch „Zwey Tausend Gutte Gedancken“ aus dem Jahr 1685 (Nr. 1600/97). Wander übernimmt es gleich zwei Mal in sein Deutsches Sprichwörter Lexikon. Einmal fast wörtlich (nur das Wort „und“ fügt er statt eines Kommas ein), aber ohne Quellenangabe unter Schicken Nr. 19. Das zweite Mal mit der richtigen Quellenangabe bei Winckler, aber mit einem von Wander verändertem Wortlaut: „Eine Zunge von Gold und ein Herz von Eisen schicken sich schlecht zusammen.“ unter Zunge Nr. 122.)

Sie schlafen nicht alle, die mit der Nase schnaufen.

Sie sieht den Spiegel hässlich an.

Sie sind ein Herz und eine Seele.
(Sprichwort nach der Bibel, Die Apostelgeschichte 4, 32: „Die Menge aber der Gläubigen war ein Herz und eine Seele; auch keiner sagte von seinen Gütern, dass sie sein wären, sondern es war ihnen alles gemein.“)

Sie sind nicht alle glückselig, die mit dem Donat in die Seite geworfen sind.

Sie sind zärtlich wie die Turteltauben.

Sie spinnen zusammen (miteinander) an einem Rocken*28.

Sie stimmen zusammen wie der Hähne und Hennen Gesang, wie die Heerestrommeln ins Te Deum Laudamus.
(Das bedeutet, sie sind vollkommen uneins und passen nicht zusammen. Te Deum Laudamus = lateinisch für „Dich, Gott, loben wir“, der Anfang eines Lob-, Dank- und Bittgesangs im Gottesdienst.)

Sie streiten um des Esels Schatten.

Sie streiten um ein Ei und lassen die Henne fliegen.

Sie vermachen (ergetzen) sich wie die Läuse im Pelz.

Sie verstehen einander wie Diebe beim Jahrmarkt.

Sie weiß, wo die Katze den Teig langt.

Silber auf der Tasche und keins drin ist des Teufels Arschwisch.

Silber und Gold findet man in Bergen, Kot in allen Gassen.

Silber und Gold schicken sich zu allen Dingen.

Sind auch Kleien da? fragte die Sau an der Tafel des Löwen.

Sind die Hühner brütig, so hätten sie gern Eier.
Wenn Hühner brütig sind, so hätten sie gern Eier.

Sind die Trauben gekeltert, so achtet man nicht der Trestern.

Sind doch nicht alle Finger an einer Hand gleich.

Sind Hände und Füße gebunden, so läuft die Zunge am meisten.

Sind wir gleich im Joch, illuminieren wir doch.
(Zur Entstehung dieses Sprichworts schreibt Wilhelm Körte 1837 in seiner Sammlung: „Zur Zeit, da Napoleon Deutschland beherrschte, musste in Deutschen Städten sein Geburtstag alljährlich auch mit Illuminationen gefeiert werden. Ein ehrlicher Schuhflicker ließ jenen Reim, der seitdem zum Sprichwort geworden, in einer dunklen Gasse freudig durch sein Fenster strahlen und war nicht wenig erschrocken, als die Polizei zu ihm eintrat und seiner naiven Herrlichkeit grob ein Ende machte.“)

Singen kannst du? sing. Springen? spring: Treib, was du kannst, das ist ein fein Ding.

Singen und wenig schlingen macht dürren Hals.

Singen will im Glase springen.

Singe, so lernst du singen.

's ist ärger als der tolle Wrangel.
(Carl Gustav Wrangel (* 5.12.1613 - † 24.6.1676) war ein schwedischer Feldmarschall und Staatsmann. Er nahm am 30 jährigen Krieg und mehreren weiteren Kriegen Schwedens teil. Er war für überraschende militärische Aktionen, massierte Angriffe und übergriffe seiner Truppen auf die Zivilbevölkerung bekannt. Wenn etwas noch ärger als Wrangel ist, ist es wahrscheinlich an Rücksichtslosigkeit nicht mehr zu überbieten.)

Sitzest gut, so sitze fest, alter Sitz ist ja der best.

Sitz nieder und rechne es an den Zehen aus.

Sitzt gleich ein Zwerg auf eines Riesen Schulter, er ist darum nicht größer.

Skalieren gehört nicht auf die Kanzel.


Sobald das Geld im Kasten klingt, alsbald die Seel in Himmel springt.
Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt.
Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt.
Sobald der Gülden im Becken klingt im huy die Seel im Himmel springt.
(Ausruf des Ablasspredigers und Mitglied der Dominikaner Johann Tetzel.
Tetzel wurde um 1460 in Pirna oder Leipzig geboren und starb am 11.8.1519 in Leipzig. Mit der Art eines Marktschreiers soll er den Ablasshandel eröffnet haben. Der ins Hochdeutsche übertragen heutzutage allgemein geläufige Ausruf (die drei ersteren) und ein mögliches Original (der Vierte).
Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts war der Ablasshandel streng geregelt, nur bestimmte Sündenstrafen konnten durch Geld und keinesfalls ohne tätige Reue erlassen werden. Als Alternative für Reue und Bußleistungen und zur Finanzierung der leeren Kirchenkassen wurden die Ablassbriefe erfunden. Wer einen Ablassbrief kaufte, konnte sich zweimal im Leben, ganz ohne Beichte und anderer Auflagen oder Reuebeweis, zu einem beliebigen Zeitpunkt und in seiner Todesstunde, von allen Sünden freikaufen. Selbst ein Dokument, das bereits verstorbenen Angehörigen volle Gnade zusicherte, konnte erworben werden. Bezahlt wurde nach Stand und Vermögen: Grafen und Adlige bezahlten sechs bis zehn Gulden, Bürger und Kaufleute drei, Handwerker nur einen Gulden. Ein Paar Schuhe kostete damals ca. einen Gulden. Völlig Mittellose mussten beten und fasten, manchmal jahrelang bei Wasser und Brot.
1504 begann Tetzel seine Tätigkeit im Ablasshandel und übertrieb dessen Umfang. Die eine Hälfte der Einnahmen diente dem Bau des Petersdoms in Rom, die andere Hälfte teilten sich der Erzbischof Albrecht von Brandenburg und der jeweilige Ablassprediger. Mit den Einkünften bezahlte der Erzbischof seine Schulden bei den Fuggern, deren Vertreter mit Tetzel unterwegs waren und die Tilgungssummen umgehend einzogen.
Martin Luther, Beichtvater vieler Wittenberger, bemerkte Tetzels Ablasshandel und prangerte das seiner Meinung nach schändlichen Tun an. Seine Vorstellung von einem sündigen Menschen, der sich einem Leben der Reue und Demut unterwirft, würde damit geradezu verhöhnte. Die 95 Thesen, die Luther in Wittenberg veröffentlicht haben soll, sollen die Reaktion seiner tief greifenden Enttäuschung darauf sein und gelten als Auslöser der Reformation.
Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Tetzel)


Sobald einem der Bettelstab in der Hand warm geworden ist, tut er kein gut mehr.
Sobald einem der Bettelsack in der Hand erwärmet, so legt er ihn nimmer ab.

Wem der Bettelstab einmal in der Hand erwarmt, der tut nimmer gut zur Arbeit.

Wem erwärmet der Bettelstab in der Hand, des Herz ist von aller Arbeit abgewandt.


Sobald einen die Krähen beschmeißen, so beschmeißen ihn auch die Eulen.

Sobald ein Mensch geboren, so ist er schon auf der Straße zum Tod.

Sobald Gesetz ersonnen, wird Betrug gesponnen.

Sobald Petrus zu Hof kam, ward er ein Schalk.

So das Vorross irrt, verführt es die andern allesamt.

So der Mensch sich setzt ein Ziel, flugs tut Gott das Widerspiel.

So die Gelegenheit grüßt, soll man ihr danken.

So die Wirte lachen, gib acht auf deine Sachen.

So du das Essen mitbringst, brauchst du nur den Wein zu bezahlen.

So du lange lebst, so du alt wirst.

So dumm als ein Hinterviertel vom Schafe.

So eben wie der Weg über den St. Gotthard.

So einer zieht ein, soll man ihm helfen mit Rat, so einer zieht aus, soll man ihm nehmen, was er hat.

So eins nicht Falken hat, muss es mit Eulen beizen.
So man nicht Kauzen hat, muss man mit Eulen beizen.
Wenn man keine Falken hat, muss man mit Eulen beizen.

So fragt man die Bauern aus.


So fürchterlich ist keine Höllenfurie wie ein verschmähtes Weib.

So geht es in der Welt, der eine hat den Beutel, der andre hat das Geld.

So gehts in dieser Welt heut zu: Der läuft barfuß, und der trägt Schuh.

So gern, als die Füchse Birnen essen.

So gleich, wie ein Ei dem andern.

So gut mit beiden Beinen im Stock*33 als mit einem.

Sohnesweib hasst Mannesmutter.

So kauft man`s in der Apotheke.

So klug ist auf Erden kein Mann, der Teufel hängt ihm ein Schlappen an.
(Steht bei Wilhelm Körte 1837 als Sprichwort verzeichnet. Schon Martin Luther benutzte diesen Spruch in der ersten Predigt „Von den Engeln“, gehalten in Wittenberg am Abend vor dem Michaelistag, am 28.9.1533 fast Wortgleich: „So klug werde sein auf Erden kein Mann, der Teufel hängt ihm eine Schlappen an.“)

So kommt Gottes Wort in Schwung, sagte der Teufel und schmiss die Bibel über den Zaun.

So kriegte die Katze den Speck nicht.

So künstlich, dass er auch einer Fliege kann Beine einsetzen.
(Obiger Spruch steht so 1685 in Paul Wicklers Buch „Zwey Tausend Gutte Gedancken“ unter Nr. 1500/28. Für sein Deutsches Sprichwörter Lexikon verändert Wander ihn unter Künstlich Nr. *3 in: „Er ist so künstlich, dass er einer Fliege Beine einsetzen kann.“, gibt aber keine Quelle dazu an.)


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