Sprichwörter aus der Pfalz
Die Pfalz befindet sich im Süden des Bundeslandes Rheinland-Pfalz. Die Region ist 5451,13 km² groß und hat ca. 1,4 Millionen Einwohner. Die Pfalz unterteilt sich in die Vorderpfalz, die Hinterpfalz (Westpfalz), die Nordpfalz und die Südpfalz. In allen Teilen wird die pfälzische Mundart gesprochen, in der es auch viele Sprichwörter gibt.
Das baßt wie ener Sau e goldenes Halsband.
(Das passt wie einer Sau ein goldenes Halsband. Das bedeutet ungefähr das Gleiche wie das deutsche Sprichwort: Man muss der Sau keine Perlen anhängen. oder in Thailand dem Affen einen Kristall geben.)
De Deiwel scheißt immer uff de greeschde Haufe.
(Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen. Das bedeutet, wo etwas ist, kommt immer noch mehr dazu. Andere Sprichwörter in Deutschland: Gleich und Gleich gesellt sich gerne. Wo Geld ist, da kommt Geld ein hin.)
Dem sei Rädche geht links erom.
(Dem sein Rädchen geht links herum. Das Sprichwort besagt, des einer verwirrt oder ein Narr ist.)
Denn kann ich so gut leide wie en Spreissel im Aasch.
(Den kann ich so gut leiden wie einen Splitter im Arsch. Bei diesem Sprichwort fallen jedem bestimmt mehrere andere ein.)
Der ä is arm, de anner reich, vorm Dood sin allmitnanner gleich.
(Der eine ist arm, der andere reich, vorm Tod sind alle miteinander gleich.)
Der guckt wie e Maikäwwer im November.
(Der guckt wie ein Maikäfer im November. Der November ist die unpassendste Zeit für Maikäfer, es bedeutet, man hat einen schlecht gelaunten Gesichtsausdruck.)
Der guckt wie e Ochs, wann's blitzt.
(Der guckt wie ein Ochse, wenn es blitzt. Das bedeutet, man guckt erschreckt und ängstlich.)
Der hot siwwe Deiwel im Leib.
(Der hat sieben Teufel im Leib. Wer sieben Teufel in sich hat, muss schon ein sehr böser Mensch sein.)
Der is hinnerm Geld her wie de Deiwel hinner de arm Seel.
(Der ist hinter dem Geld her wie der Teufel hinter den armen Seelen.)
Der is hoorisch wie e Krott.
(Der ist haarig wie eine Kröte. Das bedeutet, man hat gar keine, weder auf dem Kopf noch einen Bart.)
Dess is so iwwerflissich wie en Krobb.
(Das ist so überflüssig wie ein Kropf (früher eine durch Jodmangel öfter krankhaft vergrößerte Schilddrüse). Etwas, auf das man wirklich gerne verzichten kann und will.)
De Doot sitzt em uf de Zung.
(Der Tod sitzt ihm auf der Zunge. Das bedeutet, dass er bald sterben wird.)
E g'scheit Hinkel legt aach emol newe's Nescht.
(Ein gescheites Huhn legt auch einmal neben das Nest.)
Er fercht sich net vor’m Deiwel seiner Großmudder.
(Er fürchtet sich nicht vor dem Teufel seiner Großmutter. Das bedeutet, wer sich selbst vor des Teufels Großmutter nicht fürchtet, muss sehr mutig sein.)
Er hat hunnert Morche Schadde hinnerm Haus.
(Er hat hundert Morgen Schatten hinter dem Haus. Das bedeuted, er hat nichts.)
Er is verschwunne wie de Deiwel vor'm Kreiz.
(Er ist verschwunden wie der Teufel vor dem Kreuz.)
Er sitzt do, wie e Aff uf’m Schleifstään.
(Er sitzt da wie ein Affe auf dem Schleifstein. Das bedeutet, man ist ungeschickt, hat eine unpassende oder steife Körperhaltung.)
Es geheert em alsemol mit’m Besemstiel de Buckel abgeriwwe.
(Es gehört ihm allemal mit dem Besenstiel der Buckel abgerieben. Wenn jemand eine Abreibung mit einem Besenstiel auf den Rücken bekommen soll, kann das nur Prügel mit einem Schlagstock bedeuten.)
Golden Pfalz, Gott erhalt's!
(Der Spruch der Pfälzer der ihr Selbstgefühl und Stolz zu ihrer Heimat ausdrücken soll.)
Ich schlaan der in de Bahnhof, dass der sämtliche Gesichtszieg entgleise.
(Ich schlage dir in den Bahnhof, dass dir sämtliche Gesichtszüge entgleisen. Das ist ein eindeutiges angebot für eine ordentliche Tracht Prügel.)
In de Not freest de Deiwel Micke un de Fuchs Meis.
(In der Not frisst der Teufel Mücken und der Fuchs Mäuse. Das bedeutet, in Notzeiten, wenn an allem Mangel herrscht, muss man mit dem vorliebnehmen, was da ist oder was man gerade bekommen kann.)
Jetzt hawwichs demm doch versproche, jetzt will der aach noch, dass ichs halt.
(Jetzt hab ichs dem doch versprochen, jetzt will der auch noch, dass ichs halte. Ein Versprechen ist meist schon die Hälfte der Erledigung, die Erfüllung des Versprchens kann dann auch noch warten.)
Kummt die Sens, duckt sich es Gras.
(Kommt die Sense, duckt sich das Gras. Das bedeutet, wenn Gefahr droht, versucht jeder so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen. Das gilt besonders für den Tod, wenn der mit seiner Sense kommt, will ihm jeder ausweichen.)
Mer schlooft net immer, wammer die Aache zu hott.
(Wir schlafen nicht immer, wenn wir die Augen zu haben. Das bedeutet, das einige, von denen man es nicht erwartet oder hofft, mehr mitbekommen als die anderen glauben.)
Middach macht mer, wammer will, de Owend kummt vun selwer.
(Mittag mach ich, wann ich will, der Abend kommt von selber.)
Sbeschd an de Worschd isses Stick zwischen de Zippel.
(Selbst an der Wurst ist ein Stück zwischen den Zipfeln. Zwischen Anfang und Ende muss noch genug vorhanden sein, von dem man etwas hat.)
Trucke Brot mit ohne Worschd is genauso schlimm wie Dorschd.
(Trocken Brot mit ohne Wurst ist genauso schlimm wie Durst. Für den Pfälzer ist Durst und kein Wein zum Trinken meist schlimmer, als wenn er nichts aufs Brot hat.)
Uffem harte Boddem wachstes beschde Holz.
(Auf dem harten Boden wächst das beste Holz. Das bedeutet, wer es im Leben schwer und hart hatte, der gehört zu den Widerstandsfähigen. Er ist abgehärtet und wird auch mit widrigen Umständen fertig.)
Wammer aähne will, derf mer die Aache net zudrigge.
(Wenn man sehen will, darf man die Augen nicht zudrücken. Das bedeutet, wenn man nicht überrascht werden und alles mitbekommen will, soll man genau hinsehen.)
Wie äner beim Esse is, so isser aach beim Schaffe.
(Wie einer beim Essen ist, so ist er auch beim Schaffen (arbeiten). Leider stimmt das nicht immer, viele können essen, ohne hinterher zu arbeiten.)
Wo der pfälzer Bauer seinen Fuß hinsetzt, steht der Wald ab.
(Nach Meinung der pfälzer Forstleute holen die Weinbauern alles aus dem Wald, was zu Boden fällt. Durch das Entfernen des Streuwerks könne kein Humus für neues Wachstum mehr entstehen.)
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Sprichwörter aus Recklinghausen